Sie übertrifft der Sonne Glanz...

Mit diesen Worten preist der Dichter und Kapuziner Laurentius von Schnifis (1633 - 1702) in dem bekannten Kirchenlied „Es blüht den Engeln wohlbekannt“ die Gottesmutter Maria.

Es ist wunderbar, wie Gott den Menschen erschaffen hat, noch wunderbarer, wie Er ihn erlöst hat, ein Wunder, wie Er selbst für uns Mensch geworden ist aus der Jungfrau Maria.

Niemand ist Ihm hier auf Erden als Mensch so nahe gestanden wie Seine Mutter Maria. Niemand hat Ihn aber auch so geliebt und hat sich in Liebe der Gnade so würdig erwiesen wie Maria. Deshalb übertrifft der Glanz ihrer Heiligkeit alle Schönheit und Helligkeit, die sich der Mensch nur vorstellen kann.

Die Schönheit ihrer Heiligkeit durchdringt den Himmel und erfreut die Erde. Sie steht in einem ganz besonderen Verhältnis zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Zu Recht preist sie die katholische Kirche als Tochter Gottes des Vaters, als wahre Mutter Gottes des Sohnes und als Braut des Heiligen Geistes.

In der Heiligkeit Mariens spiegelt sich Gottes Heiligkeit, Liebe und Güte in vollkommener Weise. In ihrer Demut und Liebe gründet ihre Schönheit. In ihr ist der Plan Gottes, den er bei Erschaffung des Menschen hatte, verwirklicht. Sie allein ist ohne Sünde, voll der Gnade, der sie sich voller Demut und aus reiner Liebe zur Verfügung gestellt hat.

Mit dem heiligen Johannes, dem Jesus vom Kreuz herab Maria als Mutter hinterlassen hat (Joh. 19,27), verehrt die katholische Kirche die Mutter Jesu auch als die Mutter aller Gläubigen. Und Maria zeigt sich als besorgte und treue Mutter ihrer Kinder, wie die Kirchengeschichte, wie viele Marienerscheinungen und zahlreiche, oft unglaubliche, aber streng überprüfte und anerkannte, Gebetserhörungen wunderbar belegen!

Wer Maria seine Sorgen und Nöte anempfiehlt, den nimmt sie mit zu Jesus. „Was Er euch sagt, das tut!“ (Joh. 2,5). Wird dadurch Jesus etwa weniger geehrt, wenn die Menschen an der Hand Seiner Mutter zu Ihm kommen? Oder könnte die Mutter Jesu die Menschen irgendwo anders hinführen als zu Jesus?

„Durch Maria zu Jesus!“, ist deshalb ein alter Weisheitsspruch und die Erfahrung vieler Jahrhunderte in der katholischen Kirchengeschichte.

„‚Lassen wir die Theologie, Moral, Mystik und Aszese aus dem Spiel! Sag mir ganz ehrlich: Bist du ein Marienverehrer?‘ Diese Frage stellte Don Bosco an einen Kleriker, der, obwohl er seit vier Jahren Ordensmann war, ein Leben führte, das seiner Berufung Hohn sprach.

‚Offen gestanden‘, entgegnete dieser (so berichtet Don Bosco), daran habe ich niemals im Ernst gedacht.‘

‚Dann bete drei Ave Maria morgens und abends und füge häufig, besonders in Gefahren, das Stoßgebet hinzu: Maria, Hilfe der Christen, bitte für mich!‘ ...

Nach einigen Jahren trafen wir uns zufällig und er strahlte vor Freude bei diesem Wiedersehen. Dabei verriet er mir, dass er seit unserer letzten Aussprache stets ein ruhiges Gewissen gehabt habe. ‚Sie verfügen über ein gutes Heilmittel‘, sagte er, ‚empfehlen Sie doch immer die Marienverehrung!‘“ (vgl. Terrone, Lo spirito di San Giovanni Bosco, S. 41, Turin 1934; hier zitiert nach: Pasquali, G., Die „Drei Ave Maria“, Gröbenzell 71984, S. 64).

Die Kirche feiert Maria in zahlreichen Festen. Schon im 5./6. Jahrhundert ist das Fest der „Entschlafung“ Mariens bezeugt, wohl das älteste Marienfest. Der Name zeigt, dass die Kirche bei Maria nicht einfach vom „Tod“ spricht. Auch werden keine Reliquien oder Ähnliches von den Überresten ihres Leibes aufbewahrt oder verehrt wie bei anderen Heiligen. Seit dem 6. Jahrhundert ist eine eigene Festfeier „Mariä Himmelfahrt“ bekannt (15. August). Die Kirche bezeugt und feiert so seit ältester Zeit die Tatsache, dass Christus Seiner Mutter an den Früchten Seiner Erlösung vorzeitig Anteil gab. Nicht nur ihre Seele war von der Erbsünde unbefleckt, Christus nahm sie auch mit Leib und Seele, ohne dass ihr Leib die Verwesung schauen musste, in den Himmel auf.

Das wurde von der katholischen Kirche am 1.11.1950 ausdrücklich als Glaubenssatz der Kirche definiert: „Die unbefleckte, immerwährend jungfräuliche Gottesmutter Maria ist, nachdem sie ihren irdischen Lebenslauf vollendet hatte, mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden“ (Pius XII., Bulla dogmatica Munificentissimus Deus).

Mit der Auferstehung und mit der Himmelfahrt Jesu Christi ist auch ihre Himmelfahrt Grund und Ursprung unserer Hoffnung auf die Auferstehung des Fleisches und auf das ewige Leben! Am Throne Gottes fleht nun Maria als Mutter und Königin des Himmels und der Erde für ihre Kinder, die zu ihr rufen.

Auch wir dürfen und wollen in unseren täglichen Gebeten, besonders aber am Festtag ihrer Himmelfahrt, ihr unsere Verehrung und Liebe entgegenbringen. Die letzte Strophe des genannten Liedes von Laurentius v. Schnifis drückt die Freude der katholischen Kirche über die Glorie und die Güte Mariens sowie den Lobpreis ihrer Heiligkeit und ihrer ewigen Herrlichkeit im Himmel aus:

„O heilge Frau, wie bist du schön, wie gütig, hold und milde! Die Augen aller freudig sehn nach deinem heilgen Bilde. Wer dich erkennt, der liebet dich, und wer dich nennt, erfreuet sich im tiefsten Herzensgrunde!“

Thomas Ehrenberger

 

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