Kurze Messbetrachtung

39. Teil

24. Kelchreinigung - Communio - Postcommunio

Nachdem der Priester die hl. Kommunion an die Gläubigen ausgeteilt hat, kehrt er zum Altar zurück, deckt das Ziborium mit den restlichen konsekrierten Hostien ab und stellt es in den Tabernakel zurück. Danach reinigt er sorgfältig mit seinen Fingern die mit den hl. Gestalten in Berührung gekommenen liturgischen Gerätschaften: die Kommunionpatene und gegebenenfalls auch das Ziborium selbst. Auf keinen Fall soll nämlich irgendein Teilchen der hl. Hostie ungesehen bleiben und wenn auch nur unbeabsichtigt eine etwaige Verunehrung (etwa durch das Herabfallen auf den Boden) erfahren. Denn diese Sorgfalt stellt keine etwa vorkonziliar-mittelalterliche Übertreibung der Kirche dar, sondern wird von der tiefen Ehrfurcht der katholischen Kirche vor dem allerheiligsten Sakrament des Altares genährt.

Zuletzt lässt der Priester sich auf der von den Gläubigen aus gesehen rechten Seite des Altares, der Epistelseite, vom Ministranten etwas Wein über jene seiner Finger in den Kelch gießen, welche die hl. Hostie berührt haben. Dabei wird von ihm im Quod ore sumpsimus der folgende fromme Gebetswunsch verrichtet: „Was wir mit dem Mund empfangen haben, Herr, das lass uns auch mit reinem Herzen aufnehmen, und aus dieser zeitlichen Gabe werde uns ewige Erquickung“. Der hochheilige Leib Christi (und beim Priester auch Sein kostbares Blut) möge von uns in jedem Fall nicht als Nahrung des Leibes, sondern unbedingt als Stärkung der Seele aufgefasst werden. Und einem „reinen Herzen“ (das heißt einem wirklich gottsuchenden und -liebenden Menschen) wird der unter den äußeren physikalischen Gestalten von Brot und Wein („dieser zeitlichen Gabe“) gegenwärtige Christus nach der Hitze und Mühe des irdischen Kampfes wirklich zur „ewigen Erquickung“ gereichen bzw. die wahre innere Erneuerung der Seele in Gott vermitteln. Somit ist die hl. Messe insgesamt und die hl. Kommunion insbesondere für die Kirche und die katholischen Gläubigen wirklich eine Art geistiger Jungbrunnen des ewigen Lebens!

Und mögen „die Wirkungen dieses herrlichen Gnadengeschenkes, das wir in der Zeit empfangen, sich als Heilmittel für die Ewigkeit erweisen“ (Eisenhofer, L., Handbuch der katholischen Liturgik. Freiburg 1933, Band II, S.212). Daraus schöpft dann auch ein solches „reines Herz“ stets die Gnade, seinem Schöpfer und Erlöser auch weiterhin treu zu dienen, da ja Er selbst deren geistige Kraft und Quelle inneren Wachstums ist! Bedenken wir also, welchen überreichen göttlichen Segen ein würdiger Kommunionempfang ausströmt!

Und nachdem der Zelebrant mit jenem Wein den Kelch etwas ausgeschwenkt hat, trinkt er dessen Inhalt. Danach wendet er sich nach einer Verneigung vor dem Altarkreuz erneut der Epistelseite zu und lässt sich auch noch den Rest von Wein und Wasser über die Finger in den Kelch gießen. Dabei betet er im Corpus tuum, Domine: „Dein Leib, Herr, den ich empfangen, und das Blut, das ich getrunken habe, bleibe stets in meinem Herzen; lass keine Sündenmakel in mir zurückbleiben, da mich dieses reine, heilige Sakrament gelabt hat: der Du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.“

Es ist dies eine inständige Bitte, die Kommunion des Leibes und Blutes Christi möge eine nachhaltige Wirkung „in Meinem Herzen“ haben. Und je weniger „Sündenmakel“ im Menschen zurückbleibt, desto größer sind auch die positiven Folgen und Wirkungen des Kommunionempfanges in seiner Seele. Und je intensiver ein Mensch die Labung und Erquickung seiner Seele durch Jesus Christus in dessen „reinem, heiligen Sakrament“ erfährt, desto höher und beseligender auch das Maß der Selbstmitteilung des „in alle Ewigkeit“ lebenden und herrschenden Gottes an den betreffenden Menschen, das Maß des ewigen Lebens! Und mit dem abschließenden „Amen“ wird diese Bitte ausdrücklich unterstrichen.

Der Priester konsumiert danach wieder den Kelchinhalt und trocknet sowohl den Kelch als auch seine eigenen Lippen mit dem Kelchtüchlein ab, welche ja ebenfalls in Kontakt mit dem kostbaren Blut Christi gekommen sind. Dann baut er, in Betrachtung göttlicher Geheimnisse versunken, den Kelch wieder (wie zu Beginn der hl. Messe bis zur Opferung) auf dem Altar auf. Er wendet sich dem vom Ministranten in der Zwischenzeit wieder auf die Epistelseite übertragenen Missale zu und rezitiert laut die Communio.

Es ist dies meistens ein Vers aus einem der Psalmen, welcher in der Regel so ausgewählt ist, dass er möglichst eines der Geheimnisse des betreffenden Tages, Festes oder Opferanlasses anspricht und zum Ausdruck bringt. So lautet z.B. der Communio-Vers am Fest Petri Stuhlfeier zu Rom (18. Januar): „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen“. Oder am Fest der Bekehrung des hl. Apostels Paulus (25. Januar): „Wahrlich, Ich sage euch: Ihr, die ihr alles verlassen habt und Mir nachgefolgt seid, werdet das Hundertfache dafür erhalten und das ewige Leben erben“. Oder in der 3. Weihnachtsmesse: „Alle Länder der Erde schauen das Heil unseres Gottes“.

„Die Communio war ehedem ein Gesang während der Kommunion des Volkes und diente dazu, die Gläubigen während der längere Zeit in Anspruch nehmenden Austeilung der heiligen Kommunion in religiöser Stimmung zu halten. Einen Gesang bei dieser Gelegenheit kennen alle Liturgien. [...] Die Erinnerung, dass dieser Gesang einst während der Kommunionausteilung gesungen wurde, soll auch noch jetzt nachwirken und jene Stimmung erzeugen, welche die darin ausgesprochenen Gedanken in innigste Beziehung zum Heiland zu bringen versteht, der soeben unter den eucharistischen Gestalten Einkehr in die Seele gehalten hat. Nicht selten dient die Communio, ganz besonders wenn der Text aus dem Tagesevangelium genommen ist, zur Belebung des Glaubens, dass der, dessen Worte und Wundertaten das Evangelium verkündet hat, jetzt in unserem Herzen weilt, bereit, die gleichen Wunder der Gnade zu wirken, wenn Ihm gläubiges Vertrauen entgegengebracht wird.“ (ebd., S. 215)

Danach geht der Priester zur Mitte des Altares, küsst diesen aus tiefstem Respekt vor Christus, wendet sich den Gläubigen zu und leitet an sie unter üblicher Armausbreitung gewissermaßen den Segen des Altarkusses weiter: „Dominus vobiscum - Der Herr sei mit euch“. Die Altardiener erwidern diesen frommen Segenswunsch im Namen der ganzen anwesenden Gemeinde: „Et cum spiritu tuo - Und mit deinem Geiste“. Sich wieder dem Messbuch auf der Epistelseite zuwendend schließt der Priester auf das „Oremus - Lasset uns beten“ die Postcommunio an, welche ebenfalls laut verrichtet bzw. bei Hochämtern feierlich gesungen wird.

Dieses Gebet bildet den Abschluss des Kommunionteiles der hl. Messe. Dessen Inhalt reflektiert nicht selten die reichen Wirkungen des Kommunionempfanges in der Seele des katholischen Christen und schließt dem die Bitte um die Vermehrung dessen geistigen Früchte an. So heißt es z.B. in der Postcommunio des 2. Sonntags nach Erscheinung des Herrn: „Zunehmen möge in uns, o Herr, wir bitten Dich, das Wirken Deiner Kraft; dann werden wir durch göttliche Sakramente belebt und durch Deine Gnade dafür bereitet werden, zu erlangen, was sie verheißen. Durch unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“. Oder am 3. Sonntag nach Erscheinung des Herrn: „O Herr, Du schenkst uns Teilnahme an solch großen Geheimnissen; wir bitten Dich daher: lass nun auch unser Leben ihren Wirkungen tatsächlich entsprechen. Durch unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der... .“

„Die Bitte, welche sehr oft auf das Kirchenjahr oder das gefeierte Fest Rücksicht nimmt, dreht sich im allgemeinen um die Früchte der Kommunion; zuweilen fleht die Postcommunio um die Annahme des eucharistischen Opfers. [...] Diese Betonung der Bitte in der Postcommunio schließt aber deren Auffassung als Dankgebet keineswegs aus. Wer nach Empfang der heiligen Kommunion recht herzlich bittet, Gott möge sie nunmehr in seinem Leben reiche Früchte tragen lassen, spricht durch diese Gesinnung dem Herrn den besten Dank aus, wie denn auch seine Bitte in Dankesstimmung wurzelt.“ (ebd., S.217)

Sicherlich empfiehlt der zelebrierende Priester auch an dieser Stelle der hl. Messe besonders jene Gläubigen der göttlichen Barmherzigkeit und erfleht für sie die volle Auswirkung der Kommuniongnade, welche andächtig der hl. Messe beigewohnt und gerade den Leib des Herrn aus seiner Hand empfangen haben. „So gestaltet sich die Postcommunio von selbst zu einem Gebet für die Kirche, zu einem Gebet für die Sache Jesu Christi, der gerade die heiligste Eucharistie zu dem wirksamsten Mittel bestimmt hat, die Erlösten zum Heile und zur Seligkeit des Himmels zu führen, ein Ziel, das auch allem priesterlichen Wirken vom Herrn gesetzt ist.“ (ebd., S. 218)

Und der Abschluss der Postcommunio: „Durch unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ führt uns noch einmal eindrucksvoll vor Augen, dass unser Gebet nur dann die entsprechende Wirkung erzielen kann, wenn sie im Namen unseres göttlichen Erlösers vorgetragen wird. Und die katholische Kirche vertraut dabei vor allem auf das geheiligte Wort Jesu Christi selbst, welcher ja in Seinem Evangelium sprach: „Bisher habt ihr um nichts in Meinem Namen gebeten. Bittet, so werdet ihr empfangen, und eure Freude wird vollkommen sein“ (Joh 16,24); „Ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr dann den Vater in Meinem Namen bittet, werde Ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr Mich in Meinem Namen um etwas bittet, so werde Ich es tun“ (Joh 14,13f.)

P. Eugen Rissling


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