Kurze Messbetrachtung


42. Teil - 27. Danksagung


Nach der Beendigung des Schluss-Evangeliums antworten die Altardiener: „Deo gratias – Gott sei Dank“. Jetzt ist der Ritus der Messliturgie eigentlich beendet. Bei einem gesungenen Hochamt greift der Priester den in der Mitte des Altares zusammengebauten Kelch, verneigt leicht sein Haupt vor dem Altarkreuz, begibt sich mit einer Drehung rechtsum ein wenig seitwärts hinunter vor die Stufen des Altares (um nicht den Rücken dem Altarkreuz bzw. dem Allerheiligsten voll zuzuwenden), wartet gegebenenfalls einige Strophen des Schlussliedes ab, macht eine Kniebeuge vor dem Allerheiligsten, legt das ihm von den Ministranten gereichte schwarze priesterliche Birett an und begibt sich in die Sakristei.

Auf Anordnung Papst Leo XIII. werden aber nach einer jeden stillen hl. Messe zuvor noch vor den Stufen des Altares kniend einige Gebete verrichtet, bei deren andächtigen Verrichtung jedem, der der hl. Messe fromm beiwohnte, ein Teil- Ablass (der Sündenstrafen) gewährt wird. Und Papst Pius XI. ordnete später an, dass diese Gebete zur Bekehrung Russlands verrichtet werden sollen.

Als erstes werden da drei Ave Maria gebetet, mit welchen wir ja die hl. Jungfrau zunächst mit den uns allen bekannten Worten des Erzengels Gabriel und dann mit denen ihrer Base Elisabeth feierlich und voll innerer Freude begrüßen: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade; der Herr ist mit dir; du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus“. Bedenken wir jedes Mal, dass wir hier die Worte eines von Gott gesandten Erzengels wiederholen - so möge unbedingt auch die Inbrunst unserer Gebetsandacht und die Aufrichtigkeit unserer Marienverehrung den seinigen möglichst nahe kommen!

Darauf schließt sich unsere von der katholischen Kirche im Laufe der Zeit geformte Bitte an, sie möge für uns ihre mütterliche Fürsprache am göttlichen Thron einlegen: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns, Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen“. Wir vertrauen darauf, dass Jesus ihr diese Fürbitte nicht abschlagen wird, wie Er auch ihrer Bitte im Zusammenhang mit der wunderbaren Weinvermehrung auf der Hochzeit zu Kana entsprochen hatte (vgl. Joh 2,1-11).

Diesen drei Ave Maria wird dann das sehr schöne und intensive Gebet Salve Regina angefügt. In diesem „rufen wir, elende Kinder Evas“ zur „Mutter der Barmherzigkeit“, die doch „unser Leben, unsere Süßigkeit und unsere Hoffnung“ ist, sie, „unsere Fürsprecherin“, möge uns, die wir doch zu ihr „seufzen … trauernd und weinend in diesem Tale der Tränen“, ihre „barmherzigen Augen“ zuwenden „und nach diesem Elende“ uns „Jesus, die gebenedeite Frucht“ ihres Leibes, zeigen. Und wenn dann die hl. Jungfrau noch als „O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria“ angerufen wird, dann weiß ein frommer Christ, dass diese ihre Güte und Milde „nur“ (nach der Art eines reinen und sauberen Spiegels) die Güte und Milde des Dreifaltigen Gottes wiedergeben, und dass der von ihr sowohl selbst besessene als auch uns, ihren geistigen Kindern (vgl. Joh 19,26f), zu vermittelnde Gnadenreichtum den höchsten geistigen Genuss für eine menschliche Seele darstellt!

Danach wird noch eine Versikel gesprochen, die der Priester beginnt und das Volk beendet: „Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin – Auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi“. Somit erscheint die Muttergottes im gesamten Salve Regina als eine großes Vertrauen erweckende Gnadenvermittlerin, die uns letztendlich nirgendwohin anders als zu Jesus, ihrem göttlichen Sohn, führen möchte! (Und keinesfalls führt die gesunde katholische Marienfrömmigkeit die Menschen vom Herrgott ab, wie nicht wenige Protestanten fälschlicherweise annehmen!)

Im anschließenden Gebet des Priesters, welches er mit „Lasset uns beten“ einleitet, wird der liebe „Gott, unsere Zuflucht und Stärke“ darum angegangen, Er möge „gnädig herabschauen auf Dein Volk, das zu Dir fleht“, und in „Güte und Barmherzigkeit“ „die Gebete“ erhören, die die Gläubigen „für die Bekehrung der Sünder, für die Freiheit und Erhöhung unserer heiligen Mutter, der Kirche, flehentlich verrichten. Durch Ihn, Christus, unseren Herrn. Amen“. Sowohl die Rückkehr der Menschen zu Gott bzw. auf einen rechten Lebenspfad als auch das geistige wie weltliche Wohlergehen der von Jesus Christus gestifteten katholischen Kirche sollten also in jedem Fall zu jenen Anliegen gehören, die uns alles andere als gleichgültig sind, und in welchen wir nach der Anordnung der kirchlichen Obrigkeit auch regelmäßig beten sollen.

Und zwar soll dieses Gebet erhört werden „durch die Fürsprache der glorreichen und unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter Maria, des hl. Joseph, Deiner hl. Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen“. Die Heiligen, welche ja ihren Kampf hier auf Erden bereits beendet haben und zur Anschauung Gottes gelangt sind, werden von uns angegangen, sich ebenfalls an der Unterstützung und Übermittlung unserer Gebete zu Gott zu beteiligen. Wiederum tritt hier die Kirche als die „Gemeinschaft der Heiligen“ (Credo) in den Vordergrund, wobei die so genannte „triumphierende Kirche“ im Himmel der so genannten „streitenden Kirche“ hier auf Erden gerade auch durch ihre Fürbitte helfend zur Seite steht!

Die heutige „moderne“ Christenheit leidet unter anderem auch darunter, dass sie im großen Ganzen weder Gott noch die Sünde so richtig ernst nimmt. Denn sowohl die gesunde christliche Gottesfurcht als auch die notwendige Scheu zu sündigen sind in unseren Breitengraden extrem stark zurückgedrängt worden bzw. fast gänzlich verloren gegangen. Denn sonst würde es bei uns eine wie auch immer nennenswerte Welle der öffentlichen Entrüstung gegen eine ganze Reihe von inzwischen weitestgehend „normal“ gewordenen und teilweise sogar staatlicherseits propagierten Sünden und sittlichen Vergehen geben (so z.B. gegen Unkeuschheit, Ehebruch, homosexuelle Praktiken, Abtreibung, Gotteslästerung).

Aber in der Hl. Schrift werden wir ausdrücklich davor gewarnt, nur „locker-unbeschwerlich“ durch das Leben zu gehen, nichts Bedeutendes ernst zu nehmen und munter zu sündigen. Zu solchen aufrüttelnden Stellen gehört zweifelsohne auch die folgende kurze Passage des Apostelbriefes: „Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne. Widersteht ihm fest im Glauben!“ (1 Petr 5,8f.) Hier wird uns überdeutlich vor Augen geführt, welcher Kampf letztendlich wirklich hinter den sprichwörtlichen Kulissen geführt wird und was auf dem Spiel steht! Und es ändert nichts daran, wenn man die Augen vor den geistigen Realitäten verschließt und sich innere Blindheit verordnet.

Und in der Apokalypse, der Geheimen Offenbarung des hl. Apostels Johannes, wird im 12. Kapitel berichtet, wie „sich da ein großer Kampf im Himmel erhob. Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und seine Engel kämpften. Aber sie vermochten nicht standzuhalten, und ihr Platz im Himmel ging verloren. So wurde der große Drache gestürzt: die alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt“ (Offb 12,7-9).

Und um möglichst zu verhindern, dass uns der Blick für diese Realitäten, die ja unsere ganze (geistige) Existenz betreffen, verloren geht, und natürlich vor allem auch um den nötigen himmlischen Gnadenbeistand für unseren eigenen geistigen Kampf für Gott und gegen die Sünde (und den sich dahinter verbergenden Teufel) zu erlangen, fügt die katholische Kirche dem Salve Regina noch ein sehr ernstes Gebet zum hl. Erzengel Michael an, welcher sich ja, wie wir gerade sahen, in ganz besonderer Weise im Kampf gegen den Widersacher Gottes ausgezeichnet hat: „Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe; gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels sei unser Schutz. ´Gott gebiete ihm´, so bitten wir flehentlich; du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stoße den Satan und die anderen bösen Geister, die in der Welt umherschweifen, um die Seelen zu verderben, durch die Kraft Gottes hinab in die Hölle. Amen“.

Offenkundig besitzt dieses Gebet einen so genannten exorzisierenden (den Teufel vertreibenden) Charakter und ist somit in der Lage, verschiedenartigste satanische Einflüsterungen und Einwirkungen auf uns, Menschen, zu reduzieren bzw. ganz zu verjagen. Haben wir keine Scheu, dieses Gebet auch außerhalb der hl. Messe zu benutzen, wann immer wir auf die eine oder andere Weise von der geistigen Unterwelt bedrängt und zur Sünde (und somit zum Abfall von Gott!) versucht werden.

In diesem Zusammenhang wird ebenfalls ersichtlich, welchem gewaltigen Irrtum die postkonziliare Theologie und Liturgik unterlegen ist bzw. welcher gewaltige und äußerst schicksalhafte Fehler da begangen wurde, als nämlich aus praktisch sämtlichen der verschiedenen liturgischen Gebete der „Novus Ordo - Kirche“ nicht nur der klare und eindeutige Exorzismus als solcher, sondern auch jegliche im exorzisierenden Geist gehaltenen Gebete beseitigt wurden! Wenn man den Teufel „abschafft“, nimmt man auch Gott nicht ernst (genug). Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn man schon bald darauf zu ernten beginnen muss, was man eigentlich selbst gesät hat!

Abgeschlossen werden die Gebete nach der hl. Messe mit der dreimaligen Anrufung des Priesters und der ebenso häufigen Bitte des anwesenden Volkes: „O Heiligstes Herz Jesu - erbarme Dich unser“. Stellt ja das göttliche Herz unseres Erlösers in der Tat sowohl die „Quelle des Lebens und der Heiligkeit“ dar als auch ist es „voll Güte und Liebe“ bzw. „geduldig und von großer Erbarmung“ (Herz-Jesu-Litanei)! Zum Zeichen der eigenen Zerknirschung des Herzens wird zugleich auch mit der rechten Hand auf die Brust geschlagen.

Somit wäre der Römische Messritus eigentlich beendet. Allerdings wünscht unsere Mutter, die katholische Kirche, dass wir nicht vom Gottesdienst zu unserem Alltag zurückkehren, ohne dass wir auch eine entsprechende Danksagung nach der hl. Messe gemacht hätten. Dazu eignen sich natürlich verschiedene entsprechende Betrachtungen und Gebete, je nachdem, wie sehr sie dem einzelnen von uns jeweils zusagen. Eine schöne Betrachtung stellt auch der Auszug aus der Nachfolge Christi dar, welcher im Anschluss an diese Ausführungen zu finden sein wird.

Den Priestern aber wird eine bestimmte Danksagung sehr ans Herz gelegt, welche sich im Missale und im Brevier findet. Diese besteht zunächst aus dem so genannten Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen (Dan 3,57-88. 56), welchen sie verrichteten, als sie sich nicht zum Abfall von göttlichen Satzungen haben verleiten lassen und dafür vom heidnischen König Nabuchodonosor (von Babel) in den Feuerofen geworfen wurden, aber von Gott auf wundersame Weise doch vor dem Tod bewahrt wurden. Ferner werden der Psalm 150 und einige kurze Gebete verrichtet.

Um den Geist dieser ganzen Gebete besser zu verstehen, wollen wir uns in Erinnerung rufen, dass durch die menschliche Sünde auch die gesamte Schöpfung in Mitleidenschaft gezogen wurde. So schreibt der hl. Apostel Paulus: „Denn das Harren der Schöpfung ist ein Harren auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Die Schöpfung wurde der Vergänglichkeit unterworfen, nicht nach eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterwarf. Doch bleibt der Schöpfung die Hoffnung, dass sie von der Knechtschaft der Vergänglichkeit frei und an der herrlichen Freiheit der Gotteskinder teilnehmen wird. Wir wissen ja, durch die ganze Schöpfung zieht sich ein Seufzen; sie liegt in Wehen bis zur Stunde“ (Röm 8,19-22).

Nun aber, nach dem Vollzug des hl. Messopfers, bei welchem ja durch die gegenwärtig gesetzte und sakramental erneuerte Opferhingabe Christi am Kreuz die Banden und Fesseln der uns knechtenden Sünde gesprengt werden und uns die überreichen Gnaden der Erlösung zufließen, erhält auch die gesamte Schöpfung eine Art Unterpfand der künftigen Befreiung „von der Knechtschaft der Vergänglichkeit“! Denn auch sie soll ja zu einem verklärten Zustand gelangen. So möchte eben der Priester, der gerade die hl. Messe zelebriert hat, auch diese nicht geistbeseelte Schöpfung gewissermaßen einladen, mit ihm und allen, die sich im Gnadenstand befinden, „an der herrlichen Freiheit der Gotteskinder“ teilzunehmen!

So wird auch in der einleitenden Antiphon gleich die Richtung gewiesen: „Den Lobgesang der drei Jünglinge lasset uns singen; im Feuerofen sangen ihn diese Heiligen zum Preise des Herrn“. Und dann folgt eine lange Auflistung der einzelnen Teile der von Gott erschaffenen Welt (wovon wir hier aus Platzgründen nur einen kurzen Abschnitt bringen können), wobei alle und alles zum Lobpreis Gottes aufgerufen wird: „Jubelt dem Herrn, all ihr Geschöpfe Gottes, lobet und preiset Ihn ewiglich! Jubelt dem Herrn, ihr Engel Gottes, ihr Himmel, jubelt dem Herrn! Jubelt dem Herrn, alle Wasser droben am Himmel, alle Heere Gottes, jubelt dem Herrn! Jubelt dem Herrn, Sonne und Mond, ihr Sterne am Himmel, jubelt dem Herrn! Jubelt dem Herrn, all Regen und Tau, all ihr Stürme Gottes, jubelt dem Herrn! ... Jubelt dem Herrn, ihr Priester Gottes, ihr Diener Gottes, jubelt dem Herrn! Jubelt dem Herrn, ihr Gerechten, mit allen Kräften der Seele, ihr heiligen, demütigen Herzen, jubelt dem Herrn!...“

In einer ähnlich anbetenden Stimmungslage ist auch der Psalm 150 gehalten: „Lobt den Herrn in Seinem Heiligtum, lobet Ihn in Seiner starken Himmelsfeste! Lobt Ihn ob Seiner großen Wundertaten, lobet Ihn ob Seiner Macht und Größe! Lobt Ihn mit Posaunenschall, lobet Ihn mit Harfenspiel und Zithern!...“

Danach folgen: „Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison“ (einmal), das Vaterunser und einige Versikel. Abgeschlossen wird diese Danksagung mit drei Gebeten, in welchen zunächst darum gebetet wird, „dass auch uns, Deine Diener, nicht verzehre die Flamme der Leidenschaften“. Dann heißt es, dass Er auch „unserem Tun mit Deinen Eingebungen“ zuvorkomme und „es mit Deiner Hilfe“ begleite, „auf dass all unser Beten und Handeln stets von Dir begonnen, und wie begonnen, so auch durch Dich vollendet werde“. Und im dritten dieser Gebete wird Bezug genommen auf den Diakon Laurentius, den in Rom sehr populären Heiligen, welcher ja sein Martyrium durch den Feuertod besiegelte: „Wir bitten Dich, o Herr: lass uns auslöschen die Flammen unserer Leidenschaften, wie Du den hl. Laurentius befähigt hast, seine Feuerqualen zu überwinden“.

Und indem dann wieder die auch sonst immer wiederkehrende Gebetsformel gesprochen wird: „Durch Christus, unseren Herrn. Amen“, wird hier einmal mehr mit allem Nachdruck betont, dass uns eine jegliche Gnade Gottes, auf welche wir ja substanziell angewiesen sind, nur aufgrund des stellvertretenden Leidens und Sterbens Jesu Christi, des göttlichen Erlösers, zufließt, wobei das von den Priestern der Kirche gefeierte hl. Messopfer eine Art Zugang dazu bildet!

Somit stellt die hl. Messe den höchsten Gottesdienst dar, den es auf Erden gibt. Halten wir immer innerlich ergriffen das Bewusstsein von ihrer Erhabenheit, Heiligkeit und Wirksamkeit wach, scheuen wir keine (zumutbaren) Wege, um an ihr teilzunehmen und verherrlichen wir darin mit allen Kräften den Herrgott, die Ursache, den Sinn und die Bestimmung unseres menschlichen Daseins. Möge uns dabei auch das tiefe Wort von Padre Pio behilflich sein, in welchem er auf seine Weise die ganze Wertschätzung des Messopfers zum Ausdruck gebracht hat: „Eher kann die Welt ohne die Sonne bestehen als ohne die heilige Messe!“


P. Eugen Rissling


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