Was ist Autorität?

Teil 2

Wenn die „auf Erden“ getroffene Entscheidung des Simon Petrus (auch die der anderen Apostel) auch „im Himmel“ Geltung besitzt, dann erhält der Apostel wahrhaft göttliche Vollmachten! „Die Ausdrücke binden und lösen stammen aus dem rabbinischen Sprachgebrauch. Darunter versteht man, daß jemand die Vollmacht besitzt, eine Lehre als richtig oder falsch zu erklären. Eine zweite Bedeutung meint die Vollmacht, jemanden aus der Gemeinde Israels auszuschließen (zu „bannen“) oder in sie aufzunehmen. Der Bann könnte als Disziplinarmaßnahme für einige Zeit oder als vollständiger Ausschluß für immer verhängt werden. Beide Bedeutungen hängen innerlich zusammen ... . Dadurch wurde der Gemeinde Israels der Zugang zur Gottesherrschaft geöffnet oder verschlossen.“1 Man muß sich des Gewaltigen und Erschütternden dieser Tatsache bewußt sein. Gott entäußert sich gewissermaßen Seiner ureigensten Vollmachten und überträgt sie einem sterblichen und sündigen Menschen. Dadurch tritt der Apostel in eine ganz besondere Beziehung zu seinem göttlichen Meister. Es entsteht ein spezielles Vertrauensverhältnis zwischen beiden Seiten. Der göttliche Hohepriester verheißt Seinen immerwährenden Beistand für die (im Rahmen des entsprechenden Bereiches) getroffenen Entscheidungen des Apostels, der sich seinerseits verpflichtet, sein Amt in der Intention und in der Entsprechung zum Willen Christi auszuüben. 

Gott ist die Treue selbst, Er steht immer zu Seinem Wort. Also liegt es am menschlichen Amtsträger, ob er bereit ist, die „Spielregeln“ einzuhalten oder nicht. Tut er es, dann darf er sich bei seiner Amtsausübung auf die Autorität und den sicheren Gnadenbeistand Gottes stützen. Hält er sich aber nicht an diese „Spielregeln“, dann betreibt er ein äußerst gefährliches Spiel mit Gott. Da er ja vorgibt, in der Autorität und im Namen Gottes zu sprechen, unterschiebt er Ihm in diesem Fall etwas (z.B. eine Irrlehre oder eine Sittenlosigkeit), die Gott in Seinem tiefsten Wesen widerstreiten! Das hat aber - wie wir gleich sehen werden - notwendigerweise Auswirkungen auf die Stellung des betreffenden Amtsträgers innerhalb der Kirche. 

Unmittelbar nach der an Petrus ergangenen Verheißung „begann Jesus Christus Seinen Jüngern klarzumachen, er müsse nach Jerusalem gehen, vieles erleiden ..., getötet werden und am dritten Tage auferstehen“. Es ist wohl kein bloßer Zufall, daß die Predigt vom Leiden und Getötet-Werden Christi zeitlich gesehen sofort nach dem Glaubensbekenntnis an Seine Gottheit einsetzt („von da an begann Jesus ...“ - Mt 16,21). Ganz offensichtlich will Jesus den Aposteln klarmachen, daß die Erniedrigung unter die Schmach des Kreuzes nicht eine Schande darstellt, sondern geradezu die wahre Größe Gottes offenbart! Weil Gott „so reich an Erbarmen“ (Eph 2,4), ja sogar „der Vater der Erbarmungen und der Gott alles Trostes“ (2 Kor 1,3) ist, kommt durch Sein sühnendes Sterben Sein Gott-Sein am tiefsten und deutlichsten zum Ausdruck! 

"Petrus zog Ihn zu sich, machte Ihm Vorhaltungen und sagte: ´Gott bewahre, Herr! Das soll Dir keineswegs widerfahren!´ Er aber wandte sich um und sagte zu Petrus: ´Weg von Mir, Satan! Du bist Mir zum Ärgernis: du hältst es nicht mit Gott, sondern mit den Menschen“ (Mt 16,22f.). Der Apostel hört gerade zum ersten Mal aus dem Mund Jesu von Dessen bevorstehendem Leidensweg, er kann die Göttlichkeit Christi unter keinen Umständen mit Dessen Verurteilung vor dem Hohen Rat und Tod in Verbindung (geschweige denn in Einklang) bringen. Petrus befindet sich erst am Anfang seines Weges zum vollen Verständnis der Person und Sendung seines Meisters, es ist kein böser Wille bei ihm anzunehmen, und dennoch wird er in schärfster Weise von Jesus angefahren! Die Wortwahl („Satan“, „du bist Mir zum Ärgernis“) und der Ton dieser energischen Äußerung zeigen die Distanz und die Kluft an, in der Er sich nun mit Petrus befindet. Sonst äußert und verhält sich Jesus im Evangelium in dieser Weise nur bei der Tempelreinigung (vgl. Mk 11,15-17; Joh 2,13-17) und in Streitgesprächen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern (vgl. Mt 23)! 

Man muß sich deutlich vor Augen führen: gerade noch erhielt Petrus die Verheißung vom Felsenfundament und vom obersten Hirtenamt, wodurch ihm ungeahnte Vollmachten übertragen werden sollten, und schon im nächsten Augenblick wird er von Jesus als Sein schärfster Widersacher angesprochen! Der Grund für diese Veränderung in der Redeweise Christi liegt darin, daß Petrus sich gegen das Erlösungswerk ausgesprochen hatte und es durch sein Verhalten verhindern wollte. Er hat das Gott-Sein Christi falsch verstanden. 

„Wenn schon der Oberste (der Apostel) wegen seiner Furcht ein Satan genannt wurde, und dies, bevor er noch über alles eine klare Erkenntnis erlangt hatte, welche Entschuldigung können dann diejenigen haben, welche das Werk der Erlösung nach so vielen, klaren Beweisen noch leugnen? Wenn Petrus, der so feierlich selig gepriesen worden war, der ein so herrliches Bekenntnis abgelegt hatte, so harte Worte hören muß, kannst du dir denken, was mit denen geschehen wird, welche nach all dem das Geheimnis des Kreuzes verwerfen?“Der Weg Jesu führt nach Jerusalem. Sein Leiden, das Er dort zu erdulden hat, gehört zum göttlichen Plan der Erlösung (vgl. Lk 24,26). Petrus will aber dieses Vorhaben (aus welchem Grund auch immer) vereiteln. Indem nun Petrus diesen Plan behindern will, handelt er in der Intention des Teufels, zu dessen Werkzeug er sich auch macht. Mit einem Mal ist das Vertrauensverhältnis zwischen beiden Seiten grundlegend (es handelt sich hier um den zentralsten Punkt der Offenbarung!) erschüttert worden - Jesus hat sofort und unmißverständlich auf die Äußerung Petri reagiert! Wie der Vertrauensbruch zwischen Christus auf der einen und den kirchlichen Amtsträgern auf der anderen Seite von der Kirche aufgefaßt wurde, und mit welchen Konsequenzen, wird sich noch ergeben. 

Nicht zu übersehen ist, daß der Apostel nicht nur mit dem göttlichen Hohenpriester in einem engen Vertrauensverhältnis steht, sondern auch mit den ihm anvertrauten Gläubigen. Die Hierarchie der Kirche bekommt von Christus den Auftrag, Seine Herde zum (geistlichen) Wohl der einzelnen Schäflein zu lenken und zu leiten. Dadurch erhalten die kirchlichen Amtsträger (geistige) Autorität über die Gläubigen geschenkt, die ihrerseits nun um Christi und der ganzen Kirche willen zum Gehorsam den Hierarchen gegenüber verpflichtet sind. (Die Kirche ist ein lebendiger Organismus, in dem es verschiedene Ämter und Aufgaben gibt (vgl. Röm 12,4-8). Weil die kirchliche Autorität zum Ruhm Gottes und zum Heil der Gläubigen wirken soll - so die ursprüngliche Zwecksetzung -, darf nun jedes Glied der Kirche mit Recht erwarten, daß es in diesem Sinne von der Hierarchie auch geleitet werde. Die Gläubigen haben sogar einen Anspruch darauf, daß sie auf dem rechten Weg und zum geistigen Wohl ihrer unsterblichen Seelen geführt werden. Unter diesen Voraussetzungen haben sie auch einen entsprechenden Gehorsam zu leisten, der den Aposteln nach dem Willen Christi auch gebührt. Ihre Gehorsamsverpflichtung ist aber keine absolute, d.h. keine, die auch im Falle eines groben Amtsmißbrauchs seitens der Hierarchen bestehe, bei dem mit Recht großer Schaden für das ewige Heil der Gläubigen zu erwarten wäre. Überschreitet der Apostel seine Befugnisse oder verwaltet er sein Amt nicht in Übereinstimmung mit dem Willen Jesu, entfällt auch die Verpflichtung zum kirchlichen Gehorsam einem solchen Amtsträger gegenüber. Lehrt ein Hirte z.B. eine Irrlehre - was im schärfsten Widerspruch zu seinem Amt als Vermittler des Evangeliums unseres Herrn stünde - darf (und nicht nur kann) ihm um Christi willen seitens der Gläubigen nicht mehr gehorcht werden! 

Es herrschen unter den Katholiken bisweilen abenteuerliche Vorstellungen über das Ausmaß der Autorität von kirchlichen Hierarchen. Diese Autorität ist der Kirche nicht zum Selbstzweck gegeben, man ist ihr nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie hat nur innerhalb eines bestimmten Bereiches, der von unserem Herrn ziemlich genau abgesteckt wurde, Geltung! Alles, was darüberhinaus liegt oder im Widerspruch zu den ursprünglichen gottgewollten Zielen steht, ist nicht mehr rechtens. 

In vielen Sprachen der Welt werden die Priester wegen ihrer besonderen Vertrauensstellung als Hirten der Gläubigen von diesen als (geistige) “Väter” angesehen und angesprochen: “Pater”, “Pére”, “Abbé”, “Father” usw. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, daß sich diese Beziehung zwischen den Priestern und den Gläubigen doch wesentlich von dem biologischen Verwandtschaftsgrad Vater-Sohn unterscheidet. Die Blutsverwandtschaft ist entweder gegeben oder nicht, sie ist gegebenenfalls durch nichts mehr aufzulösen. Das Verhältnis Hirte-Gläubige beruht dagegen auf geistiger Verwandtschaft, die unter Umständen (bei Wegfall entsprechender Grundlagen) durchaus gänzlich aufgelöst werden kann.

Auf der einen Seite ist das Vertrauensverhältnis zwischen den Hirten der Kirche und den Gläubigen viel tiefer, reicher (bereichernder) und erhabener als die Blutsverwandtschaft, sofern diese rein biologisch begründet wird. Andererseits ist die geistige Beziehung in der Kirche auch viel “zerbrechlicher”, sie muß also mit umso mehr Umsicht und Verantwortungsbewußtsein praktiziert und gelebt werden. 

 

Das Zeugnis der Kirche 

Die hl. Schrift

Der hl. Petrus bezeichnet sich zu Beginn seines zweiten Briefes als „Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi“ und richtet ihn „an die, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben wie wir empfangen haben" (2 Petr 1,1). In Richtung der kirchlichen Amtsträger führt er aus: „Wer ein Amt hat, verwalte es mit der Kraft, die Gott verleiht. So soll durch Jesus Christus Gott in allem verherrlicht werden“ (1 Petr 4,11). Es wird hier u. a. auch angedeutet, daß die Verwaltung eines kirchlichen Amtes zur Verherrlichung Gottes beitragen soll. 

Wie nun die Amtsführung aussehen soll, wird aus folgenden Belehrungen des Apostels ersichtlich: „Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi wie auch der Mitgenosse der Herrlichkeit, die offenbar werden soll: Weidet die Herde Gottes, die euch unterstellt ist, nicht aus Zwang, sondern mit Freuden, wie Gott es will; nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern mit Hingabe. Tretet nicht auf als Herren der Gemeinden, sondern seid Vorbilder für die Herde. Wenn dann der Oberhirt erscheint, werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen“ (1 Petr 5,1-4). 

Der hl. Paulus hat ja bekanntlich nicht zum ursprünglichen Zwölferkreis der Apostel gehört. Dennoch wird er als ein echter Apostel betrachtet. Wenn wir das Buch des Neuen Testamentes aufschlagen, dann können wir feststellen, daß er gleich zu Beginn seiner Pastoralbriefe insgesamt neun Mal (!) betont, daß er „zum Apostel Jesu Christi berufen“ wurde, meistens noch mit dem Zusatz: „durch den Willen Gottes“. In seinem Brief an die Galater scheint er außerdem den größten Wert darauf zu legen, darüberhinaus noch zu betonen, daß er „nicht von Menschen noch durch einen Menschen zum Apostel bestellt (wurde), sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater“. Für wen betrachtet er sich nun als Apostel? 

Im Römerbrief schreibt er, er sei „auserwählt (worden) für das Evangelium“ (1,1) und habe von Jesus Christus „die Gnade des Apostelamtes empfangen, um zu Seines Namens Ehre alle Heidenvölker dem Glauben zu unterwerfen“ (1,5). Sich selbst nennt er in seinen Briefen fünf Mal „Diener“ bzw. „Knecht“ „Jesu Christi“ oder „Gottes“ (vgl. Tit 1,1). Dann bezeichnet er sich noch als Diener des Evangeliums" (Kol 1,23), der Kirche (Kol 1,25) oder der Gläubigen (2 Kor 4,5). Außerdem habe er sich „zum Knecht aller gemacht, um recht viele zu gewinnen (1 Kor 9,19). Die Verwandtschaft mit den an die Apostel bei der Fußwaschung gerichteten Äußerungen Jesu (Joh 13,12-14) ist nicht zu verkennen! 

Den Korinthern schreibt er: „Was ist denn Apollo? Was ist Paulus? Weiter nichts als Diener, die euch zum Glauben geführt haben, jeder, wie es der Herr ihm verliehen hat. ... Wir sind Gottes Mitarbeiter“ (1 Kor 3,5.9). Besonders eindrucksvoll klingen folgende Worte: „Von der Verkündigung des Evangeliums bleibt mir kein Ruhm. Es ist meine Pflicht. Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte! Würde ich es aus eigenem Antrieb tun, so hätte ich Lohn zu erwarten. Tue ich es aber nicht aus eigenem Antrieb, so ist es nur ein Verwalteramt, das mir übertragen wurde. Worin besteht also mein Lohn? Daß ich als Verkünder des Evangeliums frei verkünde und mein Recht am Evangelium nicht ausnütze“ (1 Kor 9,16-18). 

Sich selbst weiß er in besonderer Treue zur Lehre Jesu Christi verpflichtet! Es kommt ihm nicht einmal in den Sinn, etwas anderes zu verkünden als Jesu Heiliges Evangelium. Er ist nur ein Treuhänder der Sache seines Herrn: „So betrachte man uns als Diener Christi und als Verwalter der Geheimnisse Gottes. Da verlangt man von einem Verwalter weiter nichts, als daß er treu befunden wird“ (1 Kor 4,1f.). 

Eindringlich warnt er davor, die Lehre Christi zu verfälschen oder/und durch Menschenwerk zu ersetzen. Welche Folgen hätte aber gegebenenfalls ein derartiges Vergehen? „Es wundert mich, daß ihr so schnell von Dem abfallt, Der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und euch einem anderen Evangelium zuwendet; und doch gibt es kein anderes. Es sind nur gewisse Leute, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verdrehen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben: er sei verflucht! Wie wir es schon früher gesagt haben, so wiederhole ich es jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt; er sei verflucht! Rede ich jetzt Menschen zu lieb oder Gott? Buhle ich um Menschengunst? Wollte ich noch bei Menschen Gefallen finden, so wäre ich kein Diener Christi“ (Gal 1,6-10). 


Besonders die Amtsträger der Kirche sollten diese Worte beherzigen. Der Fluch, von dem Paulus spricht, ist - biblisch gesehen - eine Äußerung des Zornes Gottes und bedeutet den Ausschluß aus der Gemeinschaft mit Ihm! Er steht nach semitischem Verständnis im Wechselverhältnis zum Bundesgedanken. Entweder wird der Mensch von Gott gesegnet und steht so in Freundschaft mit Ihm, oder er zieht sich Dessen Zorn zu und zählt so zu Seinen Feinden. Sowohl das Alte als auch das Neue Testament lassen hier keinen Zweifel übrig (vgl. Mt 12,30). 

Der Ernst der Worte des Apostels ist durch die Schwere des Vergehens bedingt. Paulus stößt nicht bloß leere Worte aus, um vielleicht nur Eindruck zu erwecken - er meint auch ganz genau das, was er sagt! Er will, daß die Adressaten seines Briefes sich dessen bewußt werden, daß auf der Verfälschung des (einzig wahren) Glaubens der Fluch, der Bann Gottes stehen. Niemand ist „privilegiert“. Für sich selbst und seine Amtsbrüder macht Paulus auch keine Ausnahme, nicht einmal für die Engel! Denn "die Vollmacht" wird den Amtsträgern vom Herrn "zum Aufbauen, nicht zum Niederreißen verliehen"(2 Kor 13,10). 

Wenn die Apostel doch etwas predigen sollten, was im Widerspruch zur Lehre Jesu Christi stünde, dann verhält es sich nicht so, daß sie nur dieses Wort nicht in der Autorität des göttlichen Meisters sprechen könnten, ansonsten aber alles beim alten bliebe. Nein, Paulus meint: wenn jemand „ein anderes Evangelium“ verkünden sollte, als ihnen von den Aposteln verkündet wurde, dann verfällt er ganzheitlich, als ganze Person, dem Fluch Gottes! Das wirkte sich bei den Israeliten so aus, daß jene, die vom lebendigen Gott abgefallen waren, auch aus der Mitte der Gemeinschaft des Volkes Gottes ausgestoßen, gebannt, ja sogar mit dem leiblichen Tod (Hinweis auf den geistigen Tod) bestraft wurden (vgl. Lev 20,6; Dt 13,16ff.). Die Betreffenden gehörten nicht mehr zum auserwählten Volk dazu, sie waren Ausgestoßene. Es mag gewesen sein, wer auch immer, keiner genoß eine Sonderbehandlung, für niemand wurde eine Ausnahme gemacht. 

Schon das Alte Testament kennt also die Strafe der Exkommunikation, die nichts anderes bedeutet, als den Ausschluß aus der aktiven, lebendigen Gemeinschaft mit Gott und dem Volke Gottes. Es handelte sich also dabei um keine Bagatelle, sondern um eine todernste Angelegenheit! Diese Exkommunikation war (und ist) in der Kirche eine Beugestrafe: es geht nicht darum, nur um der Strafe willen zu strafen, nein, der Gebannte sollte letztendlich zur Besinnung des Geistes und zur Umkehr des Lebens ermahnt und angeleitet werden.

 

P. Eugen Rissling



1Trilling, Das Evangelium nach Matthäus, Patmos Verlag Düsseldorf 1965,S.98f
2 Johannes Chrysostomus, Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus. Aus: „Bibliothek der Kirchenväter“, III. Band, S.164.
 

 

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