Der Ritus der heiligen Priesterweihe


Wenn man als gläubiger Katholik an eine Priesterweihe denkt, so wird einem bald die Erhabenheit und Würde des neutestamentlich-katholischen Priestertums bewusst. Wenn man sich auf die Spendung der Priesterweihe an einen ganz konkreten Menschen vorbereitet, so ist man in der Regel bereits im voraus von einer aufrichtigen Vorfreude für diesen jungen Mann erfüllt. Und wenn man dann die heilige Zeremonie selbst erlebt, kann es kommen, dass man vielleicht sogar zu Tränen gerührt ist. Denn der Ritus der Priesterweihe nach dem überlieferten Pontificale Romanum bringt in seinen einzelnen Zeremonien die Bedeutung und die Würde des in den einzelnen menschlichen Priestern fortlebenden Priestertums Jesu Christi schön zum Ausdruck!

Die Spendung der Priesterweihe kann nur innerhalb der hl. Messe erfolgen und beginnt praktisch vor dem Evangelium. Der Bischof setzt sich vor dem Altar auf das Faldistorium, einen speziellen bischöflichen Sessel, und der Erzdiakon, in der Regel ein Priester, ruft namentlich den Weihekandidaten 1, mit folgenden Worten auf: „Es trete heran, welcher die Weihe des Priestertums empfangen soll: N.N.“. Der betreffende Kandidat, in Diakonenkleidung, das zusammengelegte Messgewand auf dem linken und eine brennende Kerze in der rechten Hand, spricht: „Adsum - Hier bin ich“, tritt zum Bischof heran und kniet im Altarraum nieder. Hierauf stellt ihn der Erzdiakon dem Bischof vor: „Hochwürdiger Vater! Die heilige Mutter, die katholische Kirche begehrt, dass du diesen gegenwärtigen Diakon zur Bürde des Priestertums weihest“. Bischof: „Weißt du, dass er würdig ist?“ Erzdiakon: „So viel die menschliche Gebrechlichkeit es erkennen lässt, weiß und bezeuge ich, dass er würdig ist, die Bürde dieses Amtes zu übernehmen“. Bischof: „Gott sei Dank“.
Dann verkündet der Bischof der Geistlichkeit und dem Volk in einer Erklärung, dass man ja allgemein übereinstimmen müsse, wenn jemand „zur Verwaltung des Altares bestimmt“ wird, ob dieser nämlich dafür geeignet sei. Zwar sei „der Lebenswandel dieses mit Hilfe Gottes zum Priester zu weihenden Diakons, so viel mir scheint, bewährt und Gott wohlgefällig“. Damit aber kein Unwürdiger zum Priesteramt gelange, müsse „das Urteil vieler eingeholt werden“. So sollen sich also nun jene zu Wort melden, denen irgendwelche Weihehindernisse des Weihekandidaten bekannt sind: „Wenn also jemand etwas wider ihn hat, so trete er für Gott und um Gottes willen mit Zuversicht hervor, und offenbare es, eingedenk jedoch seines Standes“.

Der Bischof hält etwas inne, dann wendet er sich an den zu Weihenden mit einer etwas längeren Ermahnung: „Da du, geliebtester Sohn, zum Amt des Priestertums geweiht werden sollst, so bestrebe dich, es würdig zu empfangen und das Empfangene rühmlich zu verwalten. Der Priester muss nämlich opfern, weihen, vorstehen, predigen und taufen. Mit großer Furcht muss man jedoch zu dieser hohen Stufe aufsteigen, und wir müssen achthaben, dass himmlische Weisheit, bewährte Sitten und anhaltende Übung der Gerechtigkeit den hierzu Erwählten empfehlen“. Im folgenden weist dann der Bischof dem Kandidaten auf, sowohl wie Moses „siebzig Männer aus ganz Israel zu seinem Beistand“ wählte als auch wie „der Herr zweiundsiebzig Männer im Neuen Bund“ aussuchte, und „zum Predigen vor sich her“ schickte. Der Weihekandidat soll in seinen „Sitten unversehrt ein keusches und heiliges Leben bewahren“. „Wenn du also das Geheimnis des Todes des Herrn feierst, so sei bedacht, in deinen Gliedern alle Laster und alle Lüste zu töten! Deine Lehre sei eine geistige Arznei für das Volk Gottes. Der Wohlgeruch deines Lebens sei eine Erquickung für die Kirche Christi; damit du durch Predigt und Beispiel das Haus, das ist die Familie Gottes, erbauest.“

Danach kniet der Bischof auf der obersten Altarstufe nieder, der Weihekandidat legt sich zum Zeichen tiefster Demut auf sein Angesicht auf den Boden vor dem Altar. Und so bleibt er auch die ganze Zeit liegen, während die Allerheiligenlitanei gesungen wird. Der Klerus und das Volk gehen für den künftigen Priester sowohl die Muttergottes als auch im einzelnen „alle heiligen Engel und Erzengel“, „alle heiligen Patriarchen und Propheten“, „alle heiligen Apostel und Evangelisten“, „alle heiligen Märtyrer“, „alle heiligen Bischöfe und Bekenner“, „alle heiligen Priester und Mönche“, „alle heiligen Jungfrauen und Witwen“ gemeinsam im Chor um deren Fürbitte an: „Bittet für uns“! Ferner wird der Herrgott um Erbarmen in mannigfachen Gefahren für Seele und Leib gebeten: „“Erlöse und, o Herr“ bzw.: „Wir bitten Dich, erhöre uns“.

Vor den letzten zwei Anrufungen erhebt sich der Bischof, wendet sich zum Kandidaten um, ergreift mit Mitra auf dem Kopf den Bischofsstab und segnet ihn mit seiner Hand: „Dass Du diesen Auserwählten zu segnen Dich würdigst“, „Dass Du diesen Auserwählten zu segnen und zu heiligen Dich würdigst“, „Dass Du diesen Auserwählten zu segnen , zu heiligen und zu weihen Dich würdigst“, worauf jedes Mal geantwortet wird: „Wir bitten Dich, erhöre uns“.

Nach Beendigung der Allerheiligenlitanei erhebt sich der Weihekandidat und kniet direkt vor dem stehenden Bischof nieder. Dieser legt ihm, ohne etwas zu sagen, beide Hände auf das Haupt, während im Gotteshaus tiefes Schweigen herrscht. Diese Handauflegung stellt nach der Festlegung von Papst Pius XII. die Materie des Sakramentes der Priesterweihe dar und ist somit wesentlich für deren gültige Spendung!

Danach legen auch alle anwesenden Priester, mit Chorrock und Stola bekleidet, der Reihe nach ihre beiden Hände auf das Haupt des Weihekandidaten. Zwar spenden sie dadurch keinesfalls selbst das Sakrament - diese Zeremonie symbolisiert auf eine ausdrucksstarke Weise die Tatsache der Aufnahme eines neuen Gliedes in die katholische Priesterschaft! Und während sich dann alle Priester am Altar um den Bischof gruppieren, halten sie zusammen mit dem Bischof ihre rechte Hand über dem zu Weihenden ausgestreckt, wobei nur der Bischof spricht: „Lasset uns, geliebteste Brüder, Gott den allmächtigen Vater bitten, dass Er über diesen Seinen Diener, den Er zum Priestertum erwählt hat, himmlische Gaben in Fülle ergieße, und dass er, was er mit Seiner Gnade übernehme, durch Seine Hilfe erhalte. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.“

Es folgt ein Segensgebet des Bischofs: „Erhöre uns, wir bitten Dich, Herr, unser Gott, und gieße über diesen Deinen Diener die Segnung des Heiligen Geistes und die Kraft der priesterlichen Gnade, damit Du jenen, den wir dem Auge Deiner Milde zur Weihung darstellen, mit der bleibenden Fülle Deiner Gnade beschenkest. Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit Dir lebt und regiert, in Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Und nach der üblichen Einleitung beginnt der Bischof die sogenannte Weihepräfation. Darin dankt er Gott, dem „Urheber der Ehren und Ausspender aller Würden“, für die Einsetzung des neutestamentlichen Priestertums. Es wird zum Ausdruck gebracht, dass die Priester als „Männer zweiten Ranges“ den Bischöfen, die ja „zur Leitung der Völker an die Spitze gestellt“ wurden, als „Lehrer des Glaubens“ beigesellt sind.

Gegebenenfalls den Gesang der Weihepräfation unterbrechend spricht der Bischof mit vernehmlicher Stimme jene Worte aus, die die Form des Sakramentes der Priesterweihe ausmachen und somit ebenfalls zur gültigen Sakramentenspendung unbedingt erforderlich sind: „Allmächtiger Vater, wir bitten Dich, gib diesem Deinem Diener die Würde des Priestertums; erneuere in seinem Innersten den Geist der Heiligkeit, damit er das von Dir erhaltene Amt des zweiten Ranges auf sich nehme und durch seinen vorbildlichen Wandel eindringlich christliche Zucht und Sitte nahe lege.“

Und nachdem der Bischof die Weihepräfation fortgesetzt und beendet hat, setzt er sich mit der Mitra auf dem Kopf nieder und legt dem vor ihm knienden Neupriester die Stola nach der Priesterart kreuzweise vor der Brust zusammen, indem er spricht: „Nimm hin das Joch des Herrn: denn Sein Joch ist süß und Seine Bürde leicht“. Dann legt er ihm das Messgewand, welches hinten vorläufig noch gefaltet ist, mit den Worten an: „Nimm hin das priesterliche Gewand, das die Liebe sinnbildet; denn Gott ist mächtig, dir die Liebe vollkommen zu machen“, worauf der Neupriester antwortet: „Gott sei Dank“.

Sich erhebend und die Mitra ablegend segnet der Bischof den Neugeweihten mit einem schönen Gebet, welches mit den Worten beginnt: „Gott, Du Urheber aller Heiligung, von Dem die wahre Weihung und der volle Segen kommt, ergieße Du, o Herr, über diesen Deinen Diener, den wir zum Priester weihen, die Gaben Deiner Segnung, damit er durch den Ernst seines Wandelns und die Heiligkeit seines Lebens sich als ein Ältester beweise, gebildet nach den Vorschriften, die Paulus dem Titus und Timotheus gegeben“. Ferner wird darin um verschiedene Tugenden gebetet, in denen sich der Neupriester auszeichnen möge, und auch dass er „rein und unbefleckt die Gnade seines Amtes bewahre, und dass er Brot und Wein zum Heil Deines Volkes in das Fleisch und Blut Deines Sohnes durch unbefleckte Segnung verwandele“.

Nun kniet der Bischof auf der obersten Altarstufe nieder und stimmt den wunderbaren Hymnus Veni Creator an, in welchem der Heilige Geist um verschiedene Gnadengaben gebeten wird, und welcher in den Lobpreis des Dreifaltigen Gottes einmündet: „Dem Vater Lob im höchsten Thron, und Seinem auferstandenen Sohn. Dem Tröster auch der Christenheit, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen“. Nach der ersten Strophe des Hymnus erhebt sich der Bischof, nimmt vor dem Altar auf seinem Sessel Platz, erhält die Mitra und salbt mit dem Katechumenenöl die vor ihm ausgebreiteten Hände des Neupriesters zunächst in Kreuzesform (jeweils von den Daumen zu den Zeigefingern) und dann die beiden Handflächen ganz. Dabei spricht er: „Weihen und heiligen mögest Du, o Herr, diese Hände durch diese Salbung und unsere Segnung“ - „Amen“ - Damit alles, was sie segnen werden, gesegnet sei, und was sie weihen werden, geweiht und geheiligt sei; im Namen unseres Herrn Jesus Christus“. Es folgt wiederum die Antwort: „Amen“.

Darauf legt der Bischof dem Neupriester beide Hände zusammen, die von einem Diener mit einem linnenen Tuch zusammengebunden werden. Nach der Reinigung seiner eigenen Hände überreicht der Bischof dem Geweihten nun den Kelch mit Wein und etwas Wasser und darauf die Patene mit der Hostie (beide Opfergestalten nicht konsekriert) und spricht: „Empfange die Gewalt, das Opfer Gott darzubringen und Messen zu lesen, sowohl für die Lebenden als auch für die Verstorbenen; im Namen des Herrn“. Antwort: „Amen“.

Dem Neupriester werden an der Seite von Dienern die beiden Hände gereinigt. Danach wird die hl. Messe wie gewohnt fortgesetzt (mit dem Evangelium). Nachdem der Bischof das Offertorium gebetet hat, setzt er sich wieder vor dem Altar auf seinen Sessel hin und empfängt die Mitra. Der Neupriester überreicht ihm nun unter Handkuss als Zeichen seiner Opfergesinnung kniend eine brennende Kerze.

Daraufhin kniet der Neupriester im Altarraum nieder, erhält ein Missale und verrichtet ab der Opferung der Hostie zusammen mit dem Bischof halblaut alle Gebete bis zum Ende der hl. Messe (einschließlich des Kanon und der Wandlungsworte). Der Neupriester bringt somit zum ersten Mal das Opfer der hl. Messe dar - er konzelebriert mit dem Bischof. (Diese Konzelebration ist nach dem überlieferten Missale Romanum nur im Falle einer Priester- und Bischofsweihe möglich.)

Nach dem ersten der drei Gebete nach dem Agnus Die und vor dem Empfang der hl. Kommunion erteilt der Bischof dem Neugeweihten den liturgischen Friedenskuss mit den Worten: „Der Friede sei mit dir - Und mit deinem Geiste“. Und auch erhält der Neupriester die hl. Kommunion aus der Hand des Bischofs als allererster, also noch bevor das (zweite) Confiteor gesprochen wird. Danach reinigt der Neugeweihte seinen Mund, indem er aus einem anderen Kelch (nichtkonsekrierten) Wein mit etwas Wasser trinkt.

Ist den Gläubigen die hl. Kommunion ausgeteilt worden, wird vom Bischof die Antiphon angestimmt: „Nun werde Ich euch nicht meine Diener nennen...“ und der Chor fährt fort: „...sondern meine Freunde, weil ihr alles erkannt habt, was Ich in eurer Mitte vollbracht habe (Alleluja). Empfanget den Heiligen Geist in euch, den Tröster. Er ist es, den der Vater euch senden wird (Alleluja). Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was Ich euch befehle.“

Nun bekennt der Neupriester stehend vor dem Bischof und der Gemeinde den Glauben, den er von nun an zu verkündigen hat, indem er das Apostolische Glaubensbekenntnis ablegt: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde...“. Hierauf kniet er wieder vor den Bischof hin, und dieser legt ihm - diesmal sitzend - erneut die beiden Hände auf das Haupt auf und überträgt die Vollmacht, Sünden zu vergeben: „Empfange den Heiligen Geist: denen du die Sünden nachlassen wirst, denen sind sie nachgelassen, und denen du sie behalten wirst, denen sind sie behalten.“

Dann entfaltet ihm der Bischof das Messgewand unter der Formel: „Mit dem Gewand der Unschuld bekleide dich der Herr“, nimmt dessen beiden Hände in die seinen und fragt: „Versprichst du mir und meinem Nachfolger Ehrfurcht und Gehorsam?“ Die Antwort des Neupriesters lautet: „Ja, ich verspreche es“. Endlich gibt ihm der Bischof den Friedenskuss mit den Worten: „Der Friede des Herrn sei allzeit mit dir. - Amen.“

Es folgt eine kurze Ermahnung an den Neugeweihten, er solle der Ritus der Messzelebration gut kennen. Dann steht der Bischof auf und spendet ihm feierlich den Segen: „Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes steige herab über dir, auf dass du gesegnet seiest in der Würde des Priestertums und das Versöhnungsopfer für die Sünden und Vergehungen des Volkes dem allmächtigen Gott darbringst, dem Ehre und Verherrlichung sei durch alle Ewigkeit. - Amen.“

Danach folgt die Communio und Postcommunio der hl. Messe. Nachdem dann der Bischof allen den feierlichen Segen gespendet hat, setzt er sich in der Altarmitte erneut hin und belehrt den Neupriester, er möge „ernstlich erwägen, was für eine Weihe du nun erhalten hast und welche Bürde dir auferlegt worden“. Er möge „heilig und gottselig ... leben und dem allmächtigen Gott“ wohlgefallen. Dann trägt er dem Neugeweihten noch auf: „Feiere nach deiner ersten Messe drei andere Messen, eine vom Heiligen Geist, die zweite von der seligen, stets unbefleckten Jungfrau Maria, die dritte für die verstorbenen Christgläubigen, und bitte den allmächtigen Gott auch für mich“, was dieser bejaht. Und nach der Lesung des Letzten Evangeliums zieht der gesamte anwesende Klerus und die Altardiener aus.

Ja, beten wir für alle glaubenstreuen Priester und Bischöfe, sie mögen sich sowohl ihrer hohen und schweren Berufung als auch dem überlieferten katholischen Glauben und der wahren katholischen Kirche gegenüber stets treu erweisen und die Menschen zu Gott führen! Beten wir aber auch für alle verirrten oder vom Glauben abgefallenen (noch gültig geweihten) Priester, sie mögen auf den rechten Weg zurückkehren und sich auf ihre eigentliche Berufung besinnen!

P. Eugen Rissling


1 Wir behandeln hier einfachheitshalber den Fall der Weihe eines Kandidaten.

 

 

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