Die Drangsal der letzten Tage


Jeder Katholik, dem der Glaube seiner Väter, der wahre katholische Glaube, noch etwas bedeutet, dem er nicht gleichgültig ist, kann sich heute wohl kaum entspannt zurücklehnen angesichts der traurigen Lage, in welcher sich die überlieferte katholische Religion und auch die wahre katholische Kirche befinden. Theologische Irrtümer, Häresien und auch die menschliche Schwäche begleiteten die Kirchengeschichte zwar zu allen Jahrhunderten. Es gab also schon immer Menschen, die sich aufgrund eines falschen Verständnisses oder einer verkehrten Interpretation des göttlich offenbarten christlich-katholischen Glaubens entweder von der Kirche trennten oder durch ihre zutiefst bedauernswerten menschlichen Unzulänglichkeiten nicht geringe Ärgernisse im Hinblick auf ihre Umwelt verursachten und somit auch auf diese Weise der Sache Gottes und Seiner Kirche einen Schaden zufügten. Dies alles begann schon zu Lebzeiten der Apostel, dieses Phänomen kannte man in der Kirche bereits von Anfang an.

Aber dennoch unterscheidet sich die heutige Notsituation der Kirche in einem bestimmten Punkt wesentlich von der ebenfalls äußerst schwierigen Lage, in der sie sich in den früheren Jahrhunderten teilweise befand. Denn wie auch immer es früher hart, belastend und auch gefährlich ausgesehen haben möchte (und wir wollen dies hier keinesfalls herunterspielen!), so bestand die Kirche doch noch für alle mehr oder weniger sichtlich erkennbar, gab es für die Gläubigen in ihren Auseinandersetzungen grundsätzlich immer noch die Möglichkeit, sich an sie zu wenden und von ihr Orientierung und Halt zu erhalten. Es war für den einzelnen Gläubigen in der Regel auch klar, wo die so genannte Frontlinie verläuft: wer auf der einen Seite zu den wahren und rechtmäßigen Hirten der Kirche zählt, wer im Namen der Kirche spricht und wem man somit Glauben schenken kann und soll; und wer auf der anderen Seite eben außerhalb der Kirche steht und sie somit verlassen hat.

Heute dagegen, da doch die offizielle modernistische „Konzilskirche“ den heiligen Glauben der katholischen Kirche verraten hat und ihn darüber hinaus auch noch massiv bekämpft, da sie gemeinsame Sachen mit den erklärten Feinden des Katholizismus macht und somit die Gläubigen in nicht wenigen Bereichen bewusst in die Irre führt, ist es für viele Katholiken umso schwieriger geworden, diese berühmte Frontlinie klar zu bestimmen und für die eigene Glaubenspraxis wie die gesamte Lebensführung zu entscheiden, was noch richtig und was schon falsch ist, was als katholisch und was eben als schismatisch, häretisch oder gar als apostatisch (den Glauben gänzlich verleugnend) zu gelten hat!

Und gerade dieser massiv und geradezu systematisch betriebene Etikettenschwindel der sich durch das Vatikanum II postulierenden und etablierenden modernistischen „Kirche“, wo sie doch dem katholischen Glauben teilweise sogar um 180° entgegenstehende, ihm frontal widersprechende Inhalte als „christlich“ und „katholisch“ deklariert, unterscheidet die heutige Art der Notsituation des Katholizismus von den Notlagen, in welchen sich die katholische Kirche in den früheren Jahrhunderten häufig befand. Wann hat es dies in der Kirchengeschichte sonst schon gegeben, dass Rom (bzw. das von den allermeisten irrtümlicherweise als katholisch angesehene Rom) sich nicht nur der Irrlehre verschreibt, sondern darüber hinaus sogar als ein eifriger Anwalt erklärter antichristlicher und antikatholischer Kräfte in Erscheinung tritt?!

Und eine gewisse Andeutung auf diesen außergewöhnlich einmaligen Zustand, in welcher sich die katholische Welt gegenwärtig leider befindet, entnehmen wir dem Evangelium. Am Ende eines jeden Kirchenjahres hören wir am 24. und letzten Sonntag nach Pfingsten während der hl. Messe den bitter ernsten Abschnitt aus dem 24. Kapitel des Matthäusevangeliums (24,15-35), in welchem Jesus Christus von der Drangsal der letzten Tage spricht und Seinen Jüngern die endzeitliche Bedrängnis ankündigt. Diese Worte Christi gehören ebenfalls zum Evangelium, der Frohen Botschaft, und dürften somit weder aus ihm noch aus dem Bewusstsein der Gläubigen verdrängt werden. Zumal die katholische Kirche in ihrer Römischen Liturgie am darauffolgenden 1. Adventssonntag gleich wieder einen ähnlichen Abschnitt, diesmal aus dem Lukasevangelium, verwendet.

So wird also von Jesus gleich eingangs vom „Greuel der Verwüstung am heiligen Ort“ gesprochen, „der von dem Propheten Daniel vorausgesagt wurde“. Alle mögen in größter Eile ihre Häuser verlassen und in die Berge fliehen, wodurch wohl die Dringlichkeit des Handelns in der Endzeit angesprochen wird, die Notwendigkeit, sich auch und gerade geistig-religiös zu retten und in Sicherheit zu bringen. Dann wird unmissverständlich klar hinzugefügt und erklärt: „Denn es wird alsdann eine so große Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht war, auch fernerhin nicht mehr sein wird. Ja, würden diese Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet werden; doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden.“ '

Ja es würde nach Jesus Christus in jener Zeit sogar so weit gehen, dass „falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und (Schein-)Wunder wirken werden, so dass selbst die Auserwählten, wenn es möglich wäre, in Irrtum geführt würden. Seht, Ich habe es euch gesagt.“ Darauf folgt der dringliche Rat, nicht der List dieser falschen „Christus“ und „Propheten“ zu erliegen, denn das Kommen Christi am Ende der Zeiten würde sich für alle sichtbar und unmissverständlich erkennbar vollziehen: „Denn wie der Blitz vom Aufgang ausgeht und bis zum Niedergang leuchtet, ebenso wird es mit der Ankunft des Menschensohnes sein.“

Und gerade dieser letzte Hinweis auf die „falsche Christusse und falsche Propheten“ lässt erahnen bzw. darauf schließen, dass es Jesus mit diesen Worten letztendlich nicht allein um die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 durch die römischen Truppen gegangen ist, sondern darüber hinaus auch und gerade um die endzeitliche Verwirrung, um die Verdrehung der christlichen Werte bzw. der katholischen Glaubensinhalte!

Denn es ist wohl kaum anzunehmen, mit dem „Greuel der Verwüstung am heiligen Ort“ sei von Christus ausschließlich das Aufhören unvollkommener und letztendlich nichtiger jüdischer Tier- und Speiseopfer im Tempel zu Jerusalem gemeint gewesen. Wie deutlich spricht doch z.B. der Hebräerbrief von der Unzulänglichkeit der Tempelopfer und der Kraftlosigkeit des levitischen Priestertums (vgl. Hebr 7,11-19; 9,6-14; 10,1-18)! Und auch zählen nach dem Sprachgebrauch des gesamten Neuen Testamentes wie der kirchlichen Tradition ausdrücklich nicht die Angehörigen der jüdischen Religion zu den „Auserwählten“ des Evangeliums (Mt 24,22.24), sondern nur die Christen, die eben an Jesus Christus als den menschgewordenen Eingeborenen Sohn Gottes, die zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, und als den göttlichen Erlöser glauben!

Zumal ja hier auch die Rede von den „falschen Christus“ ist, die „aufstehen und große Zeichen und (Schein-)Wunder wirken“ würden, so dass eben „selbst die Auserwählten, wenn es möglich wäre, in Irrtum geführt würden“. Wenn diese „falschen Christus“ ein wesentliches Merkmal für das Verständnis der Ankündigungen Christi im Evangeliumsabschnitt vom 24. Sonntag nach Pfingsten ist, dann muss es sich dort letztendlich wohl um eine Drangsal, eine „Bedrängnis“ handeln, die irgendwann einmal die Christen bzw. die christlichen (und eben nicht die jüdischen oder die sonstigen!) Völker ereilt hat oder erst noch in der Zukunft ereilen würde!

Es ist für uns, Menschen, natürlich schwierig, jene (wie auch die sonstigen) prophetischen Worte Christi exakt zu interpretieren bzw. ihr Zutreffen auf ganz konkrete Situationen in der Kirchen- und Weltgeschichte felsenfest und irrtumsfrei zu behaupten. Wie soll denn ein sterblicher Mensch der Weisheit und Allwissenheit Gottes gewachsen sein? Wir wollen dies nie außer Acht lassen.

Aber dennoch gibt es in der heutigen extremen Lage der katholischen Kirche einige Anhaltspunkte, die zu der Annahme berechtigen könnten, jene angekündigte Drangsal der letzten Tage habe etwas mit der gegenwärtigen Situation der Kirche zu tun. Sind auch jene Prophezeihungen nicht einfach so, bloß irgendwie gedankenlos, sondern für uns (!) gesprochen und niedergeschrieben worden.

Denn zunächst ist festzustellen, dass wir heute leider tatsächlich einen „Greuel der Verwüstung am heiligen Ort“ vorliegen haben! Das wahre letztendlich zweitausend Jahre alte heilige Messopfer wurde praktisch eliminiert, indem es weltweit durch eine so genannte „neue Messe“ bzw. „Eucharistiefeier“ ersetzt wurde, die nur so von den Protestantismen strotzt, und in welcher (durch deren inhaltliche Verfälschung!) sogar frech die Ehrfurcht und Scheu vor den geheiligten Konsekrationsworten Christi abgelegt wird! Man stelle sich nur die gewaltige Dimension und die bitteren Folgen dieser katastrophalen Entwicklung vor, wo doch das sühnende und somit die Sünden der Menschen tilgende heilige Opfer abgeschafft und durch ein ungültiges Surrogat ersetzt wird!

Und dann ist auch nicht so einfach von der Hand zu weisen, dass wir es heute bei den Modernisten und Liberalen innerhalb der „Konzilskirche“ insofern mit „falschen Christus und falschen Propheten“ zu tun haben, da sie zwar behaupten, nach wie vor katholisch zu sein, zugleich aber uns und der ganzen Welt (Glaubens-)Inhalte präsentieren und sie gerade als „katholisch“ (und eben nicht als lutherisch, zwinglianisch, baptistisch oder auch als judisch, moslemisch oder buddhistisch!) „verkaufen“ wollen, die teilweise sogar im krassesten Widerspruch zum katholischen Glauben stehen und somit vom authentischen christlich-katholischen Standpunkt aus gesehen nicht nur als häretisch, sondern sogar als richtig apostatisch zu gelten haben!

Man stelle sich dies vor: jene Instanz, die eigentlich die Hüterin der göttlich offenbarten Wahrheit des Christentums sein sollte, kämpft nun nicht nur nicht mehr gegen die von ihr zu bekämpfenden Irrtümer, sondern höhlt sogar eigenerseits höchst aktiv den wahren Glauben inhaltlich aus und füllt die entstandene Hülle mit falschen und teilweise sogar un- und antichristlichen Inhalten - das ist eben nichts anderes als eine wahre Verdrehung der christlichen Werte und Pervertierung der katholischen Glaubensinhalte! Hier stehen nicht nur die einzelnen katholischen Dogmen auf dem Spiel, sondern der gesamte christliche Offenbarungsglaube!

Ist denn diese Anstrengung, den wahren Glauben seines übernatürlichen Charakters zu berauben und durch rein menschliche „Weisheit“ zu ersetzen, nicht diabolischen Ursprungs? Kommt denn dieser letztendlich perverse Versuch nicht der Absicht des Teufels gleich, Gott zu entmachten und sich als Herrscher, als „Fürst dieser Welt“ (Joh 12,31; 14,30; 16,11) zu etablieren, letztendlich sich selbst an die Stelle Gottes zu erheben? Bei der dritten Versuchung Jesu in der Wüste sprach der Teufel selbst glasklar entsprechende Worte aus: „Dies alles [´alle Reiche dieser Welt samt ihrer Herrlichkeit´] will ich Dir geben, wenn Du niederfällst und mich anbetest“ (Mt 4,8f.)!

In diesem gesamten Zusammenhang wollen wir auch nicht vergessen oder naiv übersehen, dass diese heutige außergewöhnlich-schwierige Notlage der Kirche wohl nicht einfach so oder bloß zufällig entstanden ist, sondern dass sie wohl absichtlich herbeigeführt wurde. Vieles spricht dafür, dass dies alles zu einem nicht zu unterschätzenden Teil auch das Werk jener letztendlich antichristlicher Kräfte und Mächte ist, die bereits seit Jahrhunderten gegen die katholische Kirche angekämpft haben bzw. sich gegen sie verschworen haben! (Und dies alles natürlich, um sie als den fortlebenden Christus und die Vermittlerin des Heils zu Fall zu bringen, sie ihres übernatürlichen Charakters zu berauben. Diese „Mühe“ bzw. systematische Wühlarbeit ist dann heute leider von „Erfolg“ gekrönt worden - man werfe nur einige aufmerksame Blicke auf die vielseitigen „Reformen“ des modernistischen neuen Rom und die theologische Kehrtwende, die dort eben glaubensinhaltlich vollzogen wurde, worüber wir in unserer Zeitschrift an anderen Stellen bereits häufig berichteten.)

Diese Wühlarbeit besteht zunächst darin, dass man andere Personen bzw. Personengruppen aufstachelte, damit sie sozusagen stellvertretend gewaltsam gegen die katholische Kirche bzw. die Christenheit vorgingen und ihnen Schaden zufügten. So zählt doch ganz sicher nicht der einfache Pöbel zu den Initiatoren bzw. Köpfen z.B. der Französischen Revolution oder der Bolschewistischen Oktoberrevolution! (Vgl. dazu den Artikel „Darf über Christenverfolgungen gesprochen werden?“)

Und vor allem bediente man sich gelegentlich auch der Methode der Unterwanderung bzw. man versuchte, die katholische Kirche von innen heraus zu unterwandeln! Als Beispiel hierfür wollen wir an dieser Stelle auf die historischen Hintergründe der Spanischen Inquisition verweisen. Zwar wird in den heutigen westlich-liberalen Medien viel und gern darüber gesprochen, wie viel „Unrecht“ an den Juden sich die katholische Kirche im Lauf der Zeit (also auch damals im 15. Jahrhundert in Spanien) - zu Recht oder zu Unrecht - hat zuschulden kommen lassen. Aber man verschweigt dabei gern jene historischen Umstände, die zum Zweck der sachlichen und objektiven Beurteilung der Ereignisse unbedingt berücksichtigt werden müssten, und die dann doch ein anderes Bild der Wirklichkeit wiedergeben, als von den heutigen Meinungsmachern einseitig propagiert.

So schreibt das kirchenhistorische Standartwerk von Bihlmeyer, Tüchle, Kirchengeschichte. Verlag Ferdinand Schöningh 1962, 2. Teil, S.466f. zunächst, dass man schon „seit dem 13. Jahrhundert auch scharf gegen den Talmud und gegen andere jüdische, christenfeindliche Bücher vorging“. Und dann wird erklärt: „Ganz schlimm war die Lage in Spanien, wo die Juden seit alters her sehr zahlreich und wegen ihrer rücksichtslosen Erwerbssucht verhasst waren. Die westgotischen Könige im 7. Jahrhundert suchten sie durch schweren Druck zur Bekehrung zu zwingen. Unter maurischer Herrschaft war ihre Lage wieder günstig; viele Juden erlangten Reichtum und Ansehen. ... Der verderbliche Einfluß, den die scheinbekehrten Juden in dem christlichen Spanien ausübten, von denen manche sich bis zu den wichtigsten Stellen emporschwangen, ja sogar Bischöfe wurden, rief in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine scharfe nationale und religiöse Reaktion gegen sie hervor. Nach dem blutigen Aufstand, der 1473 gegen den Adel und die Marranos (die scheinbekehrten Juden - Anm.) ausbrach, beschlossen die „Katholischen“, d.h. gemeinsamen Herrscher Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, die in Spanien fast ganz erloschene Inquisition zu erneuern, um jene gefährlichen Feinde der Krone und Kirche wirksam zu bekämpfen. ... Die erwarteten Erfolge traten aber nicht ein; schon frühe (1482), und später wiederholt, wurde das Verfahren der Inquisition auch wegen allzu großer Strenge von dem Römischen Stuhl getadelt.“

Wenn also einige Marranos, sich nur zum Schein bekehrte Juden, sogar katholische Bischöfe (!) werden, dann ist dieser historische Umstand durchaus als ein Versuch zu werten, die katholische Kirche von innen heraus zu unterwandern! Denn niemand wird Bischof, wenn er wenigstens nicht auch seine eigene Zustimmung dazu gibt. Und haben sich doch die Betreffenden auf dem Weg zum Bischofsamt wohl als durchaus fromme Katholiken und Priester gebärdet, obwohl sie das Christentum und die Kirche innerlich offensichtlich vollends ablehnten!

Dass dies dann zu (teilweise auch übertriebenen und somit nicht zu rechtfertigenden) Reaktionen seitens überzeugter Katholiken führte, die ihren Glauben und die Kirche liebten und somit nicht durch nichtchristliche Mächte unterwandert sehen wollten, darf uns nicht wundern! Wem etwas teuer und heilig ist, der verteidigt auch diesen „Schatz“ und diese „kostbare Perle“ (vgl. Mt 13,44.46) gegen deren Feinde. Und das ist eben das Problem der Gegenwart bzw. dieses liegt schon seit einer geraumen Zeit vor, dass leider nicht wenige Katholiken ihren Glauben nicht (mehr?) so richtig lieben und somit nicht zu schätzen wissen. Und was man nicht zu schätzen weiß, das wirft man früher oder später vielleicht sogar „den Schweinen vor“ (vgl. Mt 7,6)!

Und wie sehr hat sich dann (in den letzten beiden Jahrhunderten) die antichristliche Freimaurerei heimlich in die katholischen Kirche und in den hohen Klerus eingeschleust und ihre Wühl- und Zerstörungsarbeit gerade sozusagen von innen heraus fortgesetzt! Die Effektivität dieser systematischen Bemühungen kann heute am geistigen Zustand der modernistischen „Amtskirche“ abgelesen werden!

Was können wir angesichts dieser desaströsen und menschlich gesprochen aussichtslosen Lage tun? An wen sollen wir uns in dieser schicksalhaften Stunde der Kirchengeschichte wenden, wo wir doch als treugläubige Katholiken der Übermacht des Gegners wiederum menschlich gesprochen vollends unterlegen sind? Gibt es irgendeine Instanz oder größere Personengruppe, mit der wir uns in der heutigen bitteren Not der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche verbinden könnten, die wir um Hilfe angehen und vielleicht als eine Art strategischen Partner ansehen dürften? '

Können wir in diesem Zusammenhang den Spruch anwenden, der Feind meines Feindes sei mein Freund, und dann daraus schlussfolgern, vielleicht würde ja gerade der Islam für uns heute als ein strategischer Partner in Frage kommen, da er doch bisweilen auch als ein Gegner des Weltzionismus in Erscheinung tritt? Würden ja in der Gegenwart so einige moslemische Völker unter der Macht und dem Einfluss finanzreicher und zionistischer Kreise leiden.

Wer dies fordern wollte, würde einseitig argumentieren und in dieser seiner (partiellen) Blauäugigkeit übersehen, dass der Islam alles andere als die christliche Gerechtigkeit predigt und christenfreundlich ist. Zunächst entspricht sein Gottesbild in zentralen Punkten nicht der christlich-katholischen Lehre von Gott, zumal es ja wie das Judentum Jesus Christus als den Gottmenschen und Erlöser ausdrücklich leugnet. Und das eben sind die wesentlichsten Fundamente des christlichen Glaubens, die niemals aus irgendwelchen strategischen Gründen geopfert oder auch nur hintenan gestellt werden dürfen!

Dann enthält der Koran Suren, die auch zur Verfolgung, Unterjochung und Vernichtung von Christen aufrufen. Bereits gleich zu Beginn, in den ersten Jahrzehnten nach seinem Entstehen hat sich der Islam mit militärischer Gewalt verbreitet und u.a. auch das Christentum (in Nordafrika) gänzlich von der Landkarte verschwinden lassen! Zwar hat sich ein Katholik sehr wohl auch gegen das Unrecht auszusprechen, welches einem moslemischen Volk widerfährt. Er kann auf der menschlichen Ebene natürlich auch mit einem vernünftigen Moslem bei so mancher politischer wie gesellschaftlicher Frage zusammenarbeiten. Aber ein strategisches Bündnis zwischen der Kirche und dem Islam als solchen würde bedeuten, sich selbst einen Dolch vor die Brust zu setzen!

Oder sollte man die Taten Hitlers im Prinzip gutheißen und an der Wiedergeburt des Nationalsozialismus arbeiten, da er doch auf eine gewisse Weise antikommunistisch und antizionistisch gewesen sei? Auch wenn in den heutigen Geschichtsbüchern so manche Angaben über die damalige Zeit korrekturbedürftig sein sollten, so war das nationalsozialistische System ebenfalls alles andere als für einen Christen hinnehmbar bzw. christenfreundlich! Es wurden da (wie auch auf der Seite der Siegermächte!) gewaltige Verbrechen begangen, es wurden da Menschen schon allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu der einer oder anderen menschlichen Rasse oder Nationalität verfolgt und umgebracht. (Ähnlicher Rassismus ist auch im jüdischen Talmud zu finden!) Und auch nicht wenige Katholiken, die zu diesem groben Unrecht aus Glaubens- und Gewissensgründen ebenfalls nicht schweigen konnten, mussten den, wie es Papst Pius XI. in seiner Enzyklika „Mit brennender Sorge“ aus dem Jahre 1937 feststellt, letztendlich heidnischen und somit völlig inakzeptablen Charakter des nationalsozialistischen Systems am eigenen Leib erfahren. Diese Wahrheit darf auch nicht dem Ziel des Protestes gegen welche zionistische Machenschaften auch immer zum Opfer fallen!

 Und da wir uns heute z.B. auch nicht mit dem gegenwärtigen US-Präsidenten Bush „verbrüdern“ können, der zwar vorgibt, tiefchristlich und antiliberal zu sein, und sich gegen die Homo-Ehe und die Abtreibung ausspricht (um wohl die Christen Amerikas aus politisch-taktischen Gründen auf seine Seite zu ziehen), aber auf der anderen Seite jegliches Recht brutal mit Füßen tritt und nur dem freimaurerischen Großkapital zuarbeitet, so stellt sich uns schon die Frage, welche Alternative bzw. Lösung bietet sich denn uns in dieser für die Kirche dunklen Zeit, ob es denn überhaupt noch irgendeine Chance für den Sieg und den Triumph des wahren Christentums gegen die Mächte der Finsternis, gegen die „Synagoge Satans“ (vgl. Offb 2,9) gibt! Wir wissen, ein fauler Kompromiss würde der guten Sache nicht helfen, sondern nur dazu beitragen, dass man die eigene Glaubwürdigkeit verliert.

Der hl. Apostel Paulus schreibt an die Korinther: „Die Juden fordern Wunderzeichen, die Griechen (die Heiden - Anm.) suchen Weisheit. Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten: für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit; für die aber, die berufen sind, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes ´Torheit´ ist weiser als die Menschen, und Gottes ´Schwachheit´ ist stärker als die Menschen“ (1 Kor, 1,22-25)!

Diese Aufmunterung des Apostels, der sich wohl in einer ähnlichen Situation befand, möge uns helfen, unser inneres Auge, das Auge des Glaubens, zuerst auf Den auszurichten, der letztendlich allein uns in unserer Not helfen und trösten, uns trotz aller Widerwärtigkeiten der gegenwärtigen Drangsal Kraft und Zuversicht geben, neuen Mut einflößen, und zugleich auch alle Machenschaften Seiner Widersacher durchkreuzen und sie zunichte machen kann! Da wir ohne Ihn „nichts tun“ können (vgl. Joh 15,5), wollen wir in jedem Fall zunächst damit beginnen, unser ganzes Leben noch bewusster nach Ihm, nach Seinem geheiligten Gebot auszurichten und in unserem Alltagsleben Seinen göttlichen Willen noch intensiver zu erfüllen! „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und der Sieg, der die Welt überwindet, ist unser Glaube“ (1 Joh 5,4). Gegen diese Macht Gottes, die Macht des Glaubens, kann letztendlich auch der Teufel nichts ausrichten, auch wenn er hier auf Erden seine Herrschaft vorerst zu behaupten weiß.

Aber wollen wir uns zum Schluss auch jene geradezu prophetischen Worte des Apostels Paulus anhören, mit welchen er von der Drangsal der letzten Tage spricht: „Lasst euch in keiner Weise durch irgend jemand täuschen. Zuvor muss der Abfall kommen. Der Mensch der Gesetzlosigkeit muss offenbar werden, er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt. Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus.

Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch das gesagt habe, als ich noch bei euch war? Ihr wisst, was sein Hervortreten zu seiner Zeit noch aufhält. Schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam. Nur muss erst der zurücktreten, der es noch aufhält. Dann wird der Gottlose sich offenbaren. Ihn wird aber der Herr Jesus mit dem Hauch Seines Mundes vernichten und durch den Lichtstrahl Seiner Wiederkunft verderben. Jener tritt in satanischer Macht mit allerlei trügerischen Krafttaten, Zeichen und Wundern und mit allem sündhaften Trug auf bei denen, die verlorengehen. Denn sie haben die Liebe zur Wahrheit, die sie retten sollte, sich nicht zu eigen gemacht. Deshalb schickt Gott ihnen die wirksame Macht der Verführung, dass sie der Lüge Glauben schenken. So sollen alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Gottlosigkeit ihr Wohlgefallen hatten, dem Gericht anheim fallen“ (2 Thess 2,3-12).


P. Eugen Rissling


 

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