Christliches Europa wünschenswert?

■ Am 12. September eines jeden Jahres begeht die römisch-katholische Kirche ein in bestimmter Hinsicht sehr bemerkenswertes Fest - das (von den Modernisten bezeichnenderweise abgeschaffte!) Fest Mariä Namen. Seine gewisse Ausnahme- bzw. Sonderstellung verdankt es nämlich den historischen Umständen, die konkret zu dessen Einführung geführt haben. Denn dafür sprachen nicht nur, wie sonst so oft, rein theologisch-religiöse, sondern auch bestimmte gesellschaftlich-politische Gründe!
“Das Fest des Namens Mariä steht im Zusammenhang mit dem schweren Kampf der christlichen Völker mit den Türken. Diese begannen bereits im 13. Jahrhundert immer mehr gegen Westen vorzustoßen und bedrohten volle vier Jahrhunderte lang die abendländische, christliche Kultur. ...1453 fiel Konstantinopel in die Hände der Türken, bald hernach die ganze Balkaninsel; seit 1526 steht ihnen Ungarn offen, und 1529 bedrohen sie bereits Wien. Innere Wirren verhinderten zunächst ein weiteres Vordringen. Aber 1683 stehen sie vor Wien und belagern es. Durch das Zusammenwirken deutscher und polnischer Streitkräfte erlitten die Türken eine vernichtende Niederlage. Es war der 12. September. Zum Andenken an die Befreiung Wiens, die durch die Anrufung des Namens Mariä erfolgt war, dehnte Papst Innozenz XI. das schon früher in Spanien begangene Fest des Namens Mariä auf die ganze Kirche aus” (Baur, B., Werde Licht. Herder 1955, Teil IV, S. 496). Somit begeht die katholische Kirche an diesem Tag einen Akt der Danksagung für diese erfolgte Rettung Europas aus der betreffenden höchsten Gefahr (der Islamisierung)!
Die ganze moderne liberale Welt, die sich selbst ja für sehr “fortschrittlich” und “aufgeklärt” hält, wird nun an dieser Stelle wohl ziemlich mächtig aufbegehren und die Freude der Kirche über die Abwehr der islamischen Bedrohung scharf kritisieren. Denn nicht nur sei der Schritt der Einsetzung bzw. der verpflichtenden Ausweitung des Festes Mariä Namen aus gegebenen historischen Gründen unvernünftig und rückschrittlich gewesen, sondern die Kirche hätte sich da insgesamt als - wie es heute propagandistisch so “schön” heißt - andere Völker diskriminierend und somit menschenverachtend verhalten. Denn die Kirche sei ja dadurch nicht nur triumphalistisch aufgetreten, sondern habe das ganze türkische Volk mehr oder weniger verachtet und in seinen religiösen Gefühlen verletzt.
Werden wir ja heute in den Schulen und dann vor allem seitens der Massenmedien andauern mit einer Art Grunddogma berieselt, wonach man das christliche Weltbild keinesfalls für das einzig wahre halten und den christlichen Glauben (somit) verabsolutieren dürfe, zumal man unbedingt auch den hohen Wert von nichtchristlichen Religionen und anderen weltanschaulichen Sichtweisen erkennen und anerkennen müsse. Und geradezu zum Inbegriff der Verbohrtheit, Arroganz und menschlichen Überheblichkeit wird gezählt, wenn Katholiken in diesem Zusammenhang das (sich sowohl auf die kirchliche Glaubensüberlieferung als auch auf die Heilige Schrift berufende) Argument in die Diskussion einbringen, der Glaube an Jesus Christus als den göttlichen Erlöser sei heilsnotwendig und die katholische Kirche als die von Ihm gestiftete Heils-Institution würde allein seligmachend sein. Wehe man stellt eine solche Behauptung auf - ein gewaltiger Schrei der Entrüstung erhebt sich dann praktisch von allen Seiten über so viel “Stursinn” und “Intoleranz”!
Aber warum freute sich die katholische Kirche damals über die Befreiung Wiens vor der islamischen Bedrohung (an welcher Freude selbstverständlich auch ein jeder glaubenstreuer Katholik heute - entgegen der offiziellen so genannten political correctness - teilnehmen sollte)? Nun, die Antwort darauf ist im Prinzip einfach: man besaß damals sowohl in der Kirche als auch weitestgehend in der Gesellschaft eine klare christliche Glaubensüberzeugung!
Selbstverständlich wollte man im 17. Jahrhundert auch in politischer Hinsicht einer Fremdherrschaft möglichst aus dem Weg gehen und die Unterwerfung unter ein moslemisches Türkenreich unbedingt verhindern. Aber man war sich damals auch und gerade in religiöser Hinsicht darüber einig, dass Europa in jedem Fall christlich bleiben und eben nicht unter das Joch des Islam geraten geschweige denn von ihm wie auch immer geschluckt werden solle. Man zweifelte nicht am Grundsatz der Absolutheit des Christentums, dass nämlich Jesus Christus (allein) der göttliche Erlöser ist und ohne Ihn somit kein Heil möglich ist!
Daher sah man es nicht nur wie selbstverständlich als einen Wert an sich an, christlich zu sein und katholisch zu bleiben, sondern betrachtete schon die fahrlässige Zulassung einer jeglichen Einschränkung des Christentums in Europa (in diesem Fall durch den Islam) als völlig unvereinbar mit einem gesunden christlich-katholischen Gewissen und Empfinden. Und unter keinen Umständen wollte man die Apostasie, den Abfall vom Glauben an Jesus Christus zulassen! Deswegen dann auch die betreffenden militärischen Anstrengungen, die angreifenden nichtchristlichen Invasoren in einer Schlacht zu schlagen und in die Flucht zu treiben, damit nicht nur die Heimat, sondern auch der Glaube nicht in eine ernsthafte Gefahr geraten.
■ Und gerade das ist das große und schicksalhafte Problem der Gegenwart, dass man nämlich diese klare christliche Überzeugung - in der westlichen spaß- und konsumorientierten Gesellschaft insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - weitestgehend verloren hat! Heute gehört es nun zum praktisch unanfechtbaren Bestandteil der modernen Mentalität und Weltanschauung, nicht nur alle christlichen Konfessionen, sondern auch alle Religionen als gleichrangig und gleichwertig zu betrachten und dementsprechend auch zu behandeln. (Damit hebt man eigentlich eine jede ernsthafte Religion auf, weil ja keine mehr den Anspruch auf die absolute Wahrheit erheben darf!) Wer dieses Prinzip auch nur ansatzweise in Frage stellt geschweige denn ablehnt, wird zu den “Ewig-Gestrigen” gerechnet und gegebenenfalls quer durch die (wir wissen, von welchen Kreisen gelenkten) Massenmedien als ein Unmensch und Relikt des “dunklen Mittelalters” gehetzt.
Aber was sollen wir denn zum Beispiel von den Politikern und Journalisten erwarten, wenn sogar auch die “christlichen Kirchen” selbst diese gegenwärtig-populäre Denkweise im Prinzip völlig übernommen haben? Ist denn zum Beispiel in der modernistischen “Konzilskirche” die Häresie des 2. Vatikanischen Konzils von der so genannten Religionsfreiheit (wonach die Staaten verpflichtet seien, alle Religionen praktisch gleich zu behandeln) nicht zum festen und unveräußerlichen Teil ihrer eigenen Identität geworden? (Vgl. dazu den zweiteiligen Artikel “Zur Frage der Religionsfreiheit” in “Beiträge/8 und 9.) Wer dies auch nur andeutungsweise anzweifelt, wird prompt zum “Erzkonservativen” abgestempelt und auf die eine oder andere Weise aus den eigenen Reihen gedrängt. Ganz zu schweigen von den (glaubenstreuen) Katholiken, die dieses modernistische “Dogma” ausdrücklich als eine Irrlehre ablehnen - sie werden fast schon wie eine Art Ungeheuer angesehen ...und bisweilen auch entsprechend behandelt.
Und wie weit da inzwischen dieser Prozess der Entchristlichung fortgeschritten ist, können wir am Beispiel von Fatima ablesen. Denn in diesem portugiesischen Ort der höchst bedeutungsvollen Erscheinung der Muttergottes im Jahr 1917 wird von Seiten der “Konzilskirche” (ohne übrigens irgendeinen Einspruch von Seiten des Vatikan oder des angeblich so “konservativen” Joseph Ratzingers!) nach eindeutig freimaurerischem Muster ein Tempel aller Religionen und Weltanschauungen gebaut!
Man wird auch sonst nicht müde, praktisch bei jeder sich nur irgendwie bietenden Gelegenheit auf die besonderen Werte nichtchristlicher Religionen hinzuweisen. Und dann die ständigen Hochachtungs- und Wertschätzungsbekundungen an die Adresse von Juden, Moslems, Buddhisten usw. (vgl. “Joseph Ratzinger in der Kölner Synagoge” in “Beiträge”/64, S. 2-9; “Beiträge”/72, S. 5)! Was mit den Texten des Vatikanums II. begonnen wurde, setzt sich nahtlos bis in die Gegenwart fort. Denn zum Beispiel der abstoßende Schmusekurs, welchen Ratzinger nach der von moslemischer Seite eingebrachten scharfen Kritik an seiner Regensburger Rede vom 14.09.06 eingeschlagen hatte (vgl. “Beiträge”/70, S. 7-11), kommt schon einer richtigen Anbiederung an den Islam gleich.
Was nützen da letztendlich die (an die Adresse von Katholiken) gelegentlich gerichteten frommen Äußerungen über Christus, wenn ja nach der neuen Theologie der Weg zu Gott nicht unbedingt bzw. nicht allein bzw. nicht immer und ausnahmslos durch Jesus Christus, den göttlichen Erlöser, führe? Damit relativiert man ja nur die authentische christliche Botschaft und führt sie schlussendlich ad absurdum! So lässt man dann auch zu, dass man auf diese Weise zu einem willigen Werkzeug liberaler und ausgesprochen Christus- und kirchenfeindlicher Kreise verkommt.
Aber das alles ist nur möglich, weil man anscheinend überhaupt nicht mehr von der einmaligen und außerordentlichen heilsgeschichtlichen Bedeutung des christlichen Glaubens weiß und letztendlich nicht mehr ohne Wenn und Aber einen entscheidenden Wert auf den Erhalt klarer christlicher Glaubensüberzeugung legt! Ja man fühlt sich von nicht wenigen der postkonziliaren Pfarrer und Gläubigen bisweilen überhaupt nicht verstanden, wenn man auf solche Inhalte zu sprechen kommt. Sie scheinen, in dieser Hinsicht in einer ganz anderen Welt zu leben. Denn je mehr es bei ihnen “Multi-Kulti” (in religiöser Hinsicht) gibt, desto höher schlagen bei ihnen auch die Herzen vor lauter Freude!
Ein weiteres Merkmal des Verlustes von echter christlich-katholischer Glaubenssubstanz besteht unter anderem auch darin, dass man in der “Konzilskirche” fast schon eine echte Scham für das empfindet, was man eigentlich sein und vertreten sollte. Der “Papst” entschuldigt sich praktisch bei jedem und allen für das, was die Katholiken im Lauf der Zeit verbrochen haben sollen - dabei erfolgt verräterischerweise kein einziger Verweis zum Beispiel gerade an die Juden und Moslems, gerechtigkeitshalber auch mit den eigenen (auch an den Christen begangenen) Untaten mal ernsthaft ins Gericht zu gehen!
Die “Bischöfe” und “Priester” reden ziemlich einseitig fast nur noch von innerweltlichen Angelegenheiten, die sich meistens durch die Schlagworte “Dialog”, “Toleranz”, “Ökumenismus”, “Menschenrechte”, “Nächstenliebe”, “Frieden in dieser Welt”, “Armutsbekämpfung” usw. zusammenfassen lassen - dabei scheuen sie sich offensichtlich, auch und vor allem zum Beispiel klar und unmissverständlich auf die Sünde als eine direkte Übertretung eines der göttlichen Gebote zu sprechen zu kommen, oder etwa auch die wichtigen und entscheidenden Fragen nach der übernatürlichen Gottesbeziehung, dem ewigen Leben und den Letzten Dingen (Himmel, Fegefeuer, Hölle) in den Mittelpunkt ihrer Verkündigung zu stellen. (Oder wissen sie nichts mehr davon?) Denn der eigentliche christlich-katholische Glaube ist in erster Linie nicht auf das Diesseits und die irdischen Bedürfnisse des Menschen ausgerichtet, sondern auf das übernatürliche Leben, den Herrgott und das Seelenheil des Menschen - die Nächstenliebe ohne die ihr vorauszugehende echte Gottesliebe ist aus christlicher Sicht einfach nicht möglich! Christliche Religion kann sich nämlich nicht im sozialen Dienst um das irdische Wohlbefinden allein erschöpfen.
■ Somit erinnert uns das Fest Mariä Namen wegen des historischen Hintergrundes seiner Einführung besonders daran, uns bewusst für ein christliches Europa einzusetzen und alles in unserer Macht Stehende zu tun, um diesem Ziel auch möglichst näher zu kommen (selbstverständlich nur mit moralisch vertretbaren Mitteln). Warum sollten wir denn nicht unsere tiefe Überzeugung artikulieren dürfen, dass unser Land dann beste Zeiten erleben wird, wenn es sich (endlich wieder) auf sein christliches Erbe besinnt (welches heute leider immer mehr im Schwinden begriffen ist) und sich dem Banner Christi unterstellt?
Dies schließt dann ebenfalls mit ein, dass wir uns auch gegen eine wie auch immer geartete und von wem auch immer verursachte Entfremdung unserer Heimat von seinen katholischen Wurzeln und dem christlichen Denken wenden dürfen. Wenn zum Beispiel Saudi Arabien ein moslemisches Land ist und man auch seitens der nichtchristlichen liberalen Kreise praktisch akzeptiert, dass dort im gesamten gesellschaftlichen Leben eindeutig die Regeln des Islam gelten (so ist bei diesem Partner des Westens im so genannten “Antiterrorkampf” auch christliche Religionsausübung nicht im Geringsten gestattet!), warum kriminalisiert man dann geradezu die katholische Kirche, weil sie sich in ihrer Tradition immer nur für ein christliches Staatenmodell stark gemacht hat? Wie bezeichnend, dass die “Konzilskirche”, die nach dem Tod von Papst Pius XII. entstanden ist, auch mit diesem Grundsatz gebrochen hat! Und anscheinend aus lauter Angst, die Moslems irgendwie zu „kränken“, hat man auch das Fest Mariä Namen (wohl wegen seines historischen Hintergrunds!) als ein gesamtkirchliches Fest abgeschafft.
Aber wenn wir uns bei dieser Willensbekundung unter anderem auch gegen die Ausbreitung des Islam im ehemals christlichen Europa einsetzen, dann bedeutet dies keinesfalls, dass wir etwa intolerant oder sogar rassistisch wären, was uns dann in diesem Zusammenhang gern polemisch vorgeworfen wird. Nein, wir wollen nur, dass in Europa eindeutig christliche Prinzipien gelten - das ist unser gutes Recht, dazu verpflichtet uns unser Glaube! Zumal gerade die katholische Kirche die größte und an Nationen reichste Gemeinschaft der gesamten Geschichte ist, in welcher es letzten Endes nicht um irgendein Volk oder Rasse geht, sondern allein um den Glauben an Jesus Christus!
Am 7. Oktober begeht die katholische Kirche das Rosenkranzfest. Dabei erinnert sie an das Eindämmen der Häresie der Albigenser im 13. Jahrhundert, welche sich damals besonders im Süden Frankreichs stark ausbreitete. Diese Überwindung der Irrlehre wurde auch und gerade dem vermehrten Beten des hl. Rosenkranzes zugeschrieben, welcher damals durch das segensreiche Wirken des hl. Dominikus weite Verbreitung fand.
“Das Rosenkranzfest wurde 1573 eingeführt und 1716 für die ganze Kirche vorgeschrieben. Es ist ein Fest des Dankes für den Sieg des Kreuzes über den Halbmond (Schlacht bei Lepanto 1571 und bei Peterwardein 1716), der mit Recht in besonderer Weise der Hilfe Mariens und der Kraft des Rosenkranzgebetes zugeschrieben wird. Es ist eine Art Fest Marias vom Siege” (Baur, B., Werde Licht. Herder 1955, Teil IV, S. 558.)
So wollen auch wir alle berechtigten Anliegen um unsere jeweiligen Heimatländer und um ein christlichen Europa in unsere Gebete einschließen. Möge besonders auch unsere fleißige Gebetshinwendung an Maria um ihre wirkungsvolle Fürbitte am Throne ihres göttlichen Sohnes dazu beitragen, dass in Heimat und Volk die christliche Überzeugung und der katholische Glaube vermehrt, die lebendige Hoffnung auf Gott und das feste Vertrauen auf Seine besondere Führung gestärkt und die reine und uneigennützige Liebe zu Ihm und zum Nächsten immer mehr entzündet werde! Möge sich der hl. Rosenkranz auch in unseren Tagen als ein mächtiger Schutzwall gegen die mannigfachen Mächte der Finsternis, gegen Glaubensabfall, Irrlehre und Spaltung erweisen. Möge in Kirche und Gesellschaft immer mehr das Bewusstsein und die Überzeugung von der Absolutheit Gottes zunehmen, der zu uns in Seinem Eingeborenen Sohn Jesus Christus gesprochen und durch dessen stellvertretendes Leiden und Sterben die ganze Welt von der Fessel der Sünde und dem Fluch der Gottesferne befreit hat - “heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns, Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen”!

P. Eugen Rissling

 

 



 

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