Zeit für Kinder in den ersten Lebensjahren

In Deutschland jubeln Politiker, weil von höchstrichterlicher Instanz entschieden wurde, dass die Gewährung des Betreuungsgeldes für Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Kita schicken, nicht als Bundesangelegenheit anerkannt wurde, und wollen das so nun frei werdende Geld in den weiteren Ausbau von Kindertagesstätten stecken, wobei Familienministerin Schwesig schon 24-Stunden-Kitas plant, und in Österreich will die Frauenministerin einen Teil des Betreuungsgeldes streichen, wenn nicht auch die Väter eine gewisse Betreuungszeit und damit Karenz in Anspruch nehmen.
Immer mehr wird so die individuelle Freiheit der Familie, selbst zu entscheiden, wie sie ihre Kinder erziehen und die damit verbundene Arbeit aufteilen will, durch staatliche Einmischung eingeschränkt. Unter dem Vorwand, die Freiheit der Frau zu stärken, wird sie in Wirklichkeit immer mehr bevormundet. Man redet davon, die Frau von der Pflicht der Kindererziehung (und damit letztlich des Mutter-Seins) im Namen angeblicher „Selbstverwirklichung“ zu befreien, in Wirklichkeit versklavt sie diese neue Ideologie an die Doppelbelastung von Berufsarbeit und Familie. Denn je mehr Frauen trotz Kindern und Familie Berufsarbeit auf sich nehmen, desto mehr sprudeln die Steuereinnahmen für den Staat. Je mehr Frauen im Arbeitsprozess aber einen Platz beanspruchen, desto weniger wird für die Arbeitskraft bezahlt werden.
Wo vor Jahrzehnten noch das (auch der christlichen Soziallehre entsprechende) Prinzip verwirklicht war, dass ein Einkommen den Unterhalt einer Familie sichern können sollte, entsteht immer mehr eine Gesellschaft der trotz (Doppel)einkommen verarmten Familien.
Es ist offenkundig, dass eine immer umfassendere staatliche Kinderbetreuung und -erziehung und eine immer stärkere Zurückdrängung der Eltern aus der Erziehungsarbeit immer ein Kennzeichen totalitärer Staaten war, welche so eine vollständige Kontrolle und Ideologisierung der Gesellschaft anstrebten. Das Wohl und die Freiheit der einzelnen Menschen, ob Eltern oder Kinder, war dabei zweitrangig und musste sich der Verwirklichung der gesellschaftlichen Ideologie unterordnen.
Nicht umsonst wurden diese Einschränkungen von den Betroffenen einst mit einem tiefen Aufatmen abgeschüttelt. Durch die Hintertür kommt die staatliche Bevormundung von Kindern und Eltern auf Initiative einer neuen Politikergeneration, die das christlich-freiheitliche Modell selbst gar nie wirklich gekannt oder verinnerlicht hat, immer mehr zurück.
Mütter erleben immer mehr gesellschaftlichen und politischen Druck, doch nicht bei den Kindern zu bleiben, sondern sich in der „Berufsarbeit“ zu verwirklichen. Das Selbstverständlichste der Welt, dass eine Mutter oder auch ein Vater Lebenszeit für Kinder opfert, die noch auf Betreuung angewiesen sind, wird einem Rechtfertigungsdruck unterworfen durch eine Ideologie, die Erwerbsarbeit über das Sich-Zeit-nehmen für seine eigenen Kinder stellt. Schon wenige Wochen und Monate nach der Geburt sollen Kinder der Fremdbetreuung übergeben werden, weil es für Eltern angeblich „Wichtigeres“ zu tun gibt, als sich und die Zeit den eigenen Kindern zu widmen.
Ob dies den Eltern und vor allem den Kindern auch wirklich gut tut, danach fragen Ideologen hier nicht. Und doch gibt es Studien dazu, die belegen, was jeder selbst denkende Mensch sowieso wissen könnte: Kinder wollen keine Fremdbetreuung, und auch wenn sie dies nicht artikulieren können, so lassen sie es doch durch ihr Verhalten klar erkennen. Und gerade weil Kinder es oft noch nicht ausreichend artikulieren können, was sie wirklich brauchen, müssen ihre Interessen und nicht die der Wirtschaft in den Mittelpunkt gestellt werden. In dieser Hinsicht muss auch jeder staatliche oder gesellschaftliche Druck, der auf Familien ausgeübt wird, um so mehr hinterfragt werden.
„Eine Frage liest man so gut wie nie: Ist es gut, wenn Babys und kleine Kinder fremdbetreut werden? Oder schadet es? Finden Kinder die Krippe toll?
‚Krippen sind etwas, was Kinder nicht wollen’, sagt der deutsche Verhaltensbiologe Joachim Bensel. Er forscht seit vielen Jahren zu den Themen ‚kindliche Entwicklung’ und ‚Kinderbetreuung’. ‚In den ersten drei Jahren sind Krippen nicht sinnvoll’, glaubt Otto Eder. Er ist ehemaliger Co-Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie. Natürlich gebe es Notfälle, wo es nicht anders gehe. Aber grundsätzlich sei es gut, wenn die Mutter mit ihren Kindern sein könne oder der Vater. Dieter Bürgin war lange Jahre Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik in Basel. Heute hat er eine Praxis als Psychoanalytiker. Ein Kleinkind sei ausgerichtet auf wenige Bezugspersonen, die Mutter, den Vater, aber auch die Grosseltern. Mit diesen ‚möbliere’ es seine Innenwelt.
…’Es ist hundertmal besser, sich einzuschränken und beim Kind zu bleiben’, sagt die Psychologin Ursula Büchli. Kinder in Krippen binden sich eng an die Betreuerinnen. Jedes Mal wenn eine den Job kündigt, muss sich das Kind lösen von einer Person, die es gernhat. Büchli empfindet es als ‚brutal,, wie man die Kinder dem aussetzt’.
Die Psychoanalytikerin Ann Kathrin Scheerer aus Hamburg befasst sich speziell mit dem Thema ‚Fremdbetreuung im frühen Kindesalter’. Sie sagt, in den neuen Bundesländern hätten heute viele Patienten Probleme mit Gefühlen und tiefen Beziehungen. In der DDR wurden Kinder großflächig in Horte gesteckt. Auch wenn die Symptome nicht eindeutig auf die staatlich verordnete Fremdbetreuung zurückzuführen seien, gebe es doch Hinweise dafür. … aus der Säuglingsforschung wisse man, dass jede Trennung von der Mutter ein Stressfaktor sei. ‚Kleinkinder brauchen exklusive Beziehungen’, sagt sie. ‚Deshalb sind wir Psychoanalytiker sehr skeptisch, was Kinderkrippen angeht.’
…In den ersten drei Lebensjahren wird das sogenannte Urvertrauen … gebildet. Wer es besitzt, hat eine stabile psychische Struktur. Wir werden damit nicht geboren, wir müssen es erwerben. Dazu brauchen wir eine affektregulierende Mutter, wie dies die Psychologen nennen. Sie schützt das Kleinkind vor zu großen Erregungszuständen…
Wie sicher ein Kind gebunden ist, lässt sich in einem beobachten: Die Mutter verlässt den Raum, das Kind bleibt mit einer fremden Person allein. Ein Kind, das über Urvertrauen verfügt, ist zwar irritiert, wenn die Mutter geht, beruhigt sich aber schnell. Es begrüßt das Mami bei dessen Rückkehr und ist leicht zu beruhigen. Unsicher gebundene Kinder sind irritierter, wenn die Mutter geht, sie schreien und klammern sich an sie. Sie verweigern sich der Mutter möglicherweise, wenn sie wiederkommt, und sind nur schwer zu beruhigen. Eine dritte Reaktion ist die ‚unsicher vermeidende’. Das Kind wirkt unbeeindruckt beim Gehen der Mutter und ignoriert sie beim Wiederauftauchen. Es muss also kein gutes Zeichen sein, wenn das Kind morgens an der Krippentür nicht protestiert. «Viele Eltern denken, mein Kind macht das wunderbar», sagt Joachim Bensel. Dabei leidet es still.
…Dieter Bürgin behandelt in seiner psychoanalytischen Praxis in Basel auch krippengeschädigte Kinder… Die Kinder haben Mühe, Bindungen aufzubauen, sind hyperaktiv, ablenkbar, aggressiver und haben wenig Vertrauen in sich oder andere.
Bürgin beschäftigt das Thema ‚Krippen’, seit er als junger Arzt einen Film gesehen hat… Die englischen Psychoanalytiker James und Joyce erforschten Trennungsreaktionen bei Kindern. Unter anderem in einer Krippe in London… Das Ehepaar Robertson filmte den Buben John. Drei Tage hält er es gut aus, der Vater besucht ihn täglich. Er will immer mit dem Vater mit, kämpft, protestiert. In einer nächsten Phase kann er nicht mehr spielen und ist verzweifelt. Der Vater merkt das, sagt es der Mutter, die ihr Kind am neunten Tag abholt. Der Bub wendet sich schreiend ab. ‚Es tut so weh, das anzuschauen, dass man es fast nicht aushält’, sagt Bürgin. Er hat den Film rund fünfzig Mal seinen Medizinstudenten gezeigt, immer waren alle sehr berührt.
…’Dabei findet das statt, jeden Tag, überall’, sagt Bürgin. John kriegte jahrelang Wutanfälle gegen seine Mutter, seine liebste Bezugsperson, die ihm damals ein solches Leid zugefügt hatte. Bensel sagt: ‚Wer sein Kind zu viel weggibt, nimmt sich selber etwas und muss sich später über Distanz in der Beziehung nicht wundern.’
…Was nun aber mit den Argumenten für Kinderkrippen, die Eltern und ‚Familienpolitiker’ ins Feld führen? Etwa, die Krippe tue Kindern gut, weil sie Sozialisation und Kontaktfreude fördere? In den ersten drei Jahren sind Kinder auf wenige Personen ausgerichtet. Auch in Krippen nehmen sie vor allem auf die Erwachsenen Bezug. ‚Anderthalbjährige Kinder spielen nur einen Bruchteil der Zeit mit anderen Kindern’, sagt Joachim Bensel. Das kann jede Mutter beobachten: Kleine Kinder spielen meist nebeneinander her. ‚Sozialisation’ in der Gruppe ist noch gar nicht möglich.
Was die Kontaktfreude angeht, so ist ein Krippenkind sicher eher an andere Kinder gewöhnt und geht direkter auf diese zu. Ein Kind mit einem guten Boden, einem guten Selbstwertgefühl, das sich geliebt fühlt, wird dies aber von alleine lernen, ist Psychologin Ursula Büchli überzeugt. Ist der Boden aber nicht gut, fühlt sich ein Kind herumgeschoben, hält der Schaden ein ganzes Leben. Dann mag jemand zwar kontaktfreudig sein und dennoch unfähig, tiefe Bindungen einzugehen.
Natürlich ist es auch schlecht, wenn ein Kind isoliert und alleine mit der Mutter aufwächst…
Als weiteres Argument für Kinderkrippen wird manchmal die kognitive Entwicklung vorgebracht. Krippenkinder haben schneller ein grösseres Vokabular. Doch auch hier gilt: Wörter kann man später noch lernen, das beschädigte Selbstwertgefühl lässt sich nicht reparieren.
Nicht wenige Mütter bringen ihre Babys schon mit sechs Monaten in die Krippe. Von ihnen hört man gern die Aussage, je früher, desto besser. Babys in dem Alter nähmen noch kaum wahr, wer sie betreue, Hauptsache, der Schoppen komme auf Verlangen. Das Argument hilft sicher, das eigene Gewissen zu beruhigen… Dieter Bürgin, der viele Jahre die Kinder- und Jugendpsychiatrische Universitätsklinik in Basel leitete, sagt … Wer behaupte, dem Baby sei es egal, wer seine Bedürfnisse befriedige und wie dies erfolge, sollte einen Kurs nehmen in Beziehungspsychologie…
Joachim Bensel, der deutsche Krippenforscher, … sagt, es sei ein ‚Trugschluss’, zu glauben, ein Säugling merke nicht, was um ihn herum geschehe. Bloß seien die Signale feiner als bei ein- bis zweijährigen Kindern. Babys lächeln weniger, machen ein ängstliches Gesicht und verkrampfen sich. Es verändert sich auch die Stirntemperatur, wie Forscher herausfanden, was ein Zeichen für Stress sei…
Hat es ein Kind zu Hause gut, dann bedeutet die Krippe eine Verschlechterung. Sehr viele Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit eine Krippe dem Kind nicht schadet. Solche Krippen würden sehr teuer: Es braucht viel Personal, und zwar … ausgebildete Kleinkind-Erzieherinnen. Das Kind muss seine feste Bezugsperson haben, die zu einer Art Ersatzmutter oder Tante wird. Sie muss die Bedürfnisse des Kindes lesen können. Es dürfen nicht zu viele kleine Kinder in der Krippe sein, sonst bleibt zu wenig Zeit für die größeren. Die Eingewöhnung muss langsam vor sich gehen…
Die Realität sieht anders aus. Jede Krippe wird mit dem Minimum an Personal auskommen wollen. Vorgeschrieben ist, dass immer zwei Frauen (eine ausgebildet, eine nicht) eine Gruppe betreuen, das können bis zu zehn Kinder sein. In den Bring- und Abholzeiten morgens und abends, dann, wenn die Kinder am meisten Trost brauchen, sind bis zu sieben Kinder pro Erzieherin erlaubt. Dieter Bürgin … rät jenen, die das Hohelied der Kinderkrippen singen, sich frühmorgens neben den Eingang einer solchen zu stellen. ‚Da kommen übermüdete Mütter, übermüdete Kinder, die Kinder schreien, die Betreuerinnen müssen sie übernehmen. Kurz: Es ist für alle Beteiligten ein Stress.’
Als elementar wird die fürs Kind zuständige Bezugsperson bezeichnet. Sie tröstet das Kind und gibt ihm Geborgenheit. Doch wer kann einer Erzieherin verbieten, ihren Job zu wechseln oder aufzugeben? Wird sie bleiben, nur weil Lea oder David sie brauchen? …Bei mehreren Kindern pro Betreuerin wird diese kaum in der Lage sein, auf jedes so einzugehen, wie es nötig wäre…
Rita Schuler ist Mutter von drei Kindern und mit dem vierten schwanger. Sie hätte ihre Kinder ‚nie, nie, nie in die Krippe geben wollen’, sagt sie… sie ist gelernte Kleinkind-Erzieherin und arbeitete früher in Kinderkrippen. ‚Was hinter den Türen abging, das hat mir nicht gefallen’, sagt sie…
Gerade Betreuerinnen sehen die Mütter, die ihre Kinder in der Krippe abgeben, oft mit kritischem Blick und finden dies persönlich nicht gut. Wiederholt habe sich das in Befragungen gezeigt, sagt Ann Kathrin Scheerer.
…Frühmorgens in der Krippe Schmiedhof in Zürich. Die Kinder werden eins ums andere angeliefert. Die größeren Kinder rennen zu den Spielsachen. Bei den kleinen sieht es anders aus: Leandra* weint sehr und klammert sich an ihren Papi, die 15-monatige Seraina* hängt dem Mami am Hals. Die neunmonatige Milena* kriecht davon… Moritz* kommt mit dem Eseli und dem Schäfchen unterm Arm. Er steht verloren da, sein Vater geht rasch zur Tür… Moritz ist weinerlich, die forsche Emma* schubst ihn, ein Bub nimmt ihm die Stofftiere weg. Ein paar Kinder sitzen um die parat gelegten Lego-Steine. Zu Leo* sagt eine Betreuerin fast tröstend: ‚Du musst heute nur bis zum Mittag bleiben.’…
Die jungen Frauen sind lieb mit den Kindern... Und doch ist etwas eigenartig. Die Reporterin hat Kinder im gleichen Alter. Genau, das Lachen fehlt. Sie hört den ganzen Morgen kaum ein Lachen... Die Kinder nehmen hier ein Spielzeug in die Hand, sitzen dort zu einer Betreuerin hin, aber richtig froh scheinen sie nicht…
Warum vernimmt man die Kritiker nicht? Weshalb sagen sie nicht stopp? … ‚Weil es ein Politikum ist und eine vorurteilslose Diskussion tabu.’ Wer sich auf die Fahne geschrieben habe, alle Frauen sollten arbeiten können, der könne nicht darüber reden, weil dies ohne Krippen nicht gehe. Wer finde, Frauen sollten zu Hause bleiben, hüte sich, dies zu sagen, weil er nicht als Reaktionär dastehen will. Auch Ann Kathrin Scheerer machte die Erfahrung, dass man ‚in die frauenfeindliche Ecke gestellt wird’. Das Wohlbefinden der Kinder zu thematisieren, sei ‚unpraktisch’. (Auch in Deutschland werden auf Teufel komm raus Kindertagesstätten errichtet.) Der Wert der Arbeit, sagt Dieter Bürgin, werde bei uns ‚20-mal höher gewichtet’ als das Kinderaufziehen… Mütter leisteten emotionale Schwerarbeit, bloß sehe man am Abend nichts davon. ‚Dabei ist das höchste Gut einer Gesellschaft das, was sie kleinen Kindern mitgibt.’ Scheerer sagt, bei einer Lebenserwartung von rund 80 Jahren seien drei Jahre für das Kind nicht zu lang. ‚Mutter und Kind sollte diese Zeit gegönnt werden’” (Daniela Niederberger in: http://www.thueringer-kindergartenportal.de/index.php?id=266 ).
Es ist also nicht nur im Sinn der Eltern, sondern vor allem auch der Kinder, aber auch einer gesunden Gesellschaft und eigenverantwortlicher, freier Bürger sehr zu wünschen, dass der Staat die Erziehungsleistung in der Familie fördert und unterstützt, und die Familie nicht immer mehr durch angeblich markwirtschaftliche Zwänge in die Enge treiben lässt. Es braucht Gesetze, welche die besonderen Leistungen, die Familien erbringen, berücksichtigen und unterstützen.
Allein die Betriebskostenzuschüsse, die der Bund in Deutschland an die Länder und Kommunen für den Betrieb von Kitas und Tagespflegestätten auszahlt, betrugen von 2012 bis 2014 jährlich (!) 845 Millionen Euro. Rechnet man die Milliarden, die für den Ausbau der Kitas gebraucht wurden und werden, sowie die Kosten der außerfamiliären Kinderbetreuung, die den einzelnen Gemeinden und Ländern entstehen, dazu, kommt man schnell auf einen Betrag von mehreren Milliarden Euro.
Diese Form der Kinderbetreuung ist also auch in finanzieller Hinsicht für alle öffentlichen Körperschaften keinesfalls günstig, sondern verschlingt unglaublich viel an Steuergeld, das dann auch noch durch die Kostenbeteiligung der Eltern, die ihre Kinder in Kitas geben, ergänzt werden muss, so dass einer Mutter, die ihre Kinder nicht selbst betreut, oft kaum mehr etwas von ihrem Arbeitslohn übrig bleibt.
Ist es also wirklich die „Lösung“ für Eltern, ihre Kinder schon in einem Alter von 0 bis 3 Jahren tagsüber – oder sogar nachts – einer Kinderkrippe anzuvertrauen?
Es sollen hier keinesfalls Eltern verurteilt werden, die wirklich in einer Notlage sind und ihre Kinder aus bestimmten Gründen nicht selbst betreuen können. Doch aus der Notlage im Einzelfall sollte nicht eine gesellschaftliche Allgemeinnorm werden, wie es heute leider immer mehr der Fall wird, wobei man nicht mehr das Wohl der Kinder, sondern zunehmend nur die Selbstverwirklichung oder die Gewinn- oder Steueroptimierung im Blickfeld hat!
Wären die Milliarden nicht besser investiert, wenn sie den Familien direkt zukommen würden, vor allem denjenigen, die finanziell benachteiligt sind? Hier gäbe es viel zu tun, leider geht die Entwicklung oft in eine ganz andere Richtung, so dass ein noch so geringes Kinderbetreuungsgeld als „Herdprämie“ verspottet wird und Kinder liebende Familien oft noch gesetzlich und gesellschaftlich benachteiligt sind! Jede Familie hat sich die gleiche staatliche Anerkennung ihrer Leistung zum Wohl der Gesellschaft verdient. Besser Verdienende brauchen die Unterstützung des Staates oft gar nicht, hingegen haben auch Kinder aus ärmeren Familien ein Recht, von ihrer eigenen Mutter möglichst gut und umfassend betreut zu werden! Leider wird auch das von vielen heute nicht mehr so gesehen!
Wir brauchen deshalb ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, eine Rückbesinnung auf den Wert und die Verantwortung und die Aufgabe der Familie in der Gesellschaft, damit verbunden natürlich auch eine viel stärkere finanzielle Förderung der Erziehungsleistung in der Familie! Die Grundlage der Gesellschaft, nämlich das Wohl der Familien und ihrer Kinder, werden heute immer mehr angeblich ökonomischen, aber auch ideologischen Bedürfnissen untergeordnet. Wir beobachten eine schleichende Ideologisierung der Gesellschaft, die nicht nur das ökonomische, sondern auch das ganz persönliche Leben der Menschen immer mehr einzuschränken droht. Denken wir nur an die neue Ideologie des Genderismus, die in den letzten zwanzig Jahren immer mehr an Macht gewann und inzwischen weltweit und doch klammheimlich der Gesellschaft übergestülpt werden soll, indem schon kleinste Kinder alle möglichen moralischen und unmoralischen Verhaltensweisen „akzeptieren“ lernen sollen, wodurch die eigenständige Entscheidung der Person für eine klare und bestimmte Werthaltung praktisch unmöglich gemacht und im Namen angeblicher „Freiheit“ der Willkür die wahre Freiheit zum Eintreten für das Gute und Sittliche abgeschafft werden soll.
Auch um sich und die gesamte Gesellschaft vor solchen verderblichen ideologischen Entwicklungen schützen zu können, muss die Eigenverantwortung der Eltern für ihre Kinder unterstützt und geschützt werden. Eine Familie ist den realen Erfordernissen des täglichen Lebens unausweichlich ausgesetzt und deshalb ideologischen Einseitigkeiten und Verzerrungen nicht so leicht zu unterwerfen. Sie ist deshalb oft auch Stein des Anstoßes.
Ideologien und damit verbundene Fehlentwicklungen aufzudecken und sich dagegen zu wehren, ist und war Pflicht jedes Christen zu jeder Zeit, da die Ideologie nicht die Liebe, die ja eine göttliche Tugend ist, in den Mittelpunkt stellt, sondern sie in der Regel einer menschlichen Idee unterordnet. Das kann mehr oder weniger versteckt geschehen, meist unter dem nach außen hin „hehren“ Vorwand einer angeblichen „Religion“ oder politischen Weltanschauung. Wenn nicht die wahre Liebe anerkannt wird, die der Mensch nach dem Sündenfall nur in Gott selbst und in Seiner Offenbarung in Jesus Christus durch die erlösende Umgestaltung im Heiligen Geist wieder finden kann, dann ist auch kein wirklicher Platz für die Wahrheit und für das Heil der Menschen in den Köpfen solcher menschlicher „Heilsversprecher“, mögen sie dies mit ihren Ideologien noch so sehr zu verwirklichen vorgeben.
Das christliche Verständnis des Menschen als Ebenbild Gottes stellt immer die Eigenverantwortung in den Mittelpunkt, betont somit auch immer die Bedeutung der sittlichen Freiheit. Was der Mensch oder ein Sozialgefüge wie die Familie selbst leisten kann, soll nicht von einer übergeordneten Instanz an sich gezogen werden. Dies soll nur im Notfall und dort geschehen, wo die untergeordnete Instanz dazu nicht oder nur schwer in der Lage ist. Dieses christliche Prinzip der Soziallehre (das so genannte Subsidiaritätsprinzip) betrifft nicht nur das Verhältnis von Staat zu seinen untergeordneten Verwaltungseinheiten, sondern auch das Verhältnis von Staat zur Familie.
Gott sei Dank gibt es noch Eltern, denen die Erziehung ihrer Kinder das erste Anliegen ist, Gott sei Dank gibt es noch Menschen, denen die Herzensbildung und Begleitung ihrer Kinder mehr gilt als „Selbstverwirklichung“ und finanzielle Vorteile.
Trotzdem oder gerade deswegen darf aber auch der Staat die Familie nicht im Stich lassen oder sie einer seit Jahren zu beobachtenden ideologisierenden Uminterpretation aussetzen. Wie man bei Tieren darauf achten soll, dass sie nicht bloß in einem Tierheim „abgelegt“ oder der Massentierhaltung unterworfen werden, sondern möglichst individuell betreut werden sollen, so ist diese individuelle Aufmerksamkeit noch viel wichtiger für ein Kind in den ersten Lebensjahren!
Geht es dem Staat wirklich um die Kinder, wird er sich auch kaum mit einem nur symbolischen „Betreuungsgeld“ zufrieden geben können, das einkommensschwache Familien nicht davor schützt, dass doch beide Eltern arbeiten gehen müssen, und für Einkommensstarke praktisch überflüssig ist.
Der Staat muss die Erziehungsleistung so berücksichtigen, dass selbst bei späterer Trennung oder Tod eines Partners der andere gegenüber berufstätigen Eltern nicht benachteiligt ist (z.B. Rente, Sozialversicherung).
Finanzielle oder soziale Absicherung ist zwar nicht der einzige und hauptsächliche Gesichtspunkt einer christlichen Betrachtung der Familiensituation in unserer Zeit, aber sie gehört zu den Aufgaben des Staates als übergeordnete Instanz, der die Familie in der Gesellschaft schützen und vor Benachteiligungen bewahren helfen muss. Auch wenn der Staat der Familie viel gibt, erhält er ja Unschätzbares von ihr zurück, ja gesunde Familien bedeuten eine gesunde Gesellschaft und einen gesunden Staat!
Liebe im christlichen Sinn wendet sich immer dem Armen und Schwachen zu, der Starke und Reiche braucht ja die Unterstützung nicht. Arm und schwach ist letztlich jeder, da uns ja unser Leben immer nur als Geschenk anvertraut ist. Unsere heutige Gesellschaft ist zwar reich an materiellen Gütern, aber schwach und arm im Hinblick auf das übernatürliche Ziel, für das wir ja bestimmt sind. Deshalb muss unsere Sorge als Christen vor allem dieser Not in unserer Zeit besonders gelten.
Es gibt aber auch Arme und Schwache, die auch in ihrer zeitlichen Not an unsere Tür klopfen. Dazu gehören heute z.B. viele Flüchtlinge, aber auch die Kinder!
Beten wir, dass die Menschen und auch die Gesellschaft, besonders aber auch die Eltern diesen Schatz erkennen, wohl wissend, dass viele ihre Kinder auch aus bestimmten Notlagen nicht selbst erziehen können. Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“, die ja sonst eher ein Betreuungsgeld für Eltern ablehnt oder bekämpft, hat immerhin in einem Artikel (http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2015-07/betreuungsgeld-protokolle?commentstart=17#comments) auch eine Mutter zu Wort kommen lassen, die das ganze Dilemma der modernen Eltern, die ihre Kinder um des Geldes willen nicht mehr selbst betreuen können oder wollen, so beschrieb, indem sie sagt, sie habe „ganz viel verloren: Als meine erste Tochter klein war, habe ich sie jeden Morgen um halb sieben in die Krippe gebracht und erst abends um sechs wieder abgeholt, seit sie zehn Monate alt war. Ich war Vorarbeiterin in einer Reinigungsfirma, ich hatte Verantwortung. Abends musste ich einkaufen gehen, Rechnungen überweisen, waschen. Ich habe sämtliche Meilensteine verpasst: als meine Tochter laufen lernte, sprechen lernte – alles verpasst. Weder die Mutterseele noch die Kinderseele hält es aus, so früh getrennt zu werden, das ist nicht die Natur.“
Jeder Staat sollte deshalb gut überlegen, wie er die Millionen oder Milliarden für die Familien und ihre Kinder einsetzt. Und auch Eltern sollten sich besonders in den ersten Lebensjahren so viel wie möglich Zeit nehmen, für ihre Kinder da zu sein.

Thomas Ehrenberger

 

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