“Selig, die reinen Herzens sind”

  1. Ist der Zölibat ein Übel?
■ Wenn man seit mehreren Wochen Nachrichten hören, lesen oder sehen will, wird man in den Medien praktisch jeden Tag mit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen an die Adresse der heutigen offiziellen “katholischen Kirche” konfrontiert. Zunächst trat da Ende Januar 2010 an die breite Öffentlichkeit, zwei ehemalige Jesuitenpatres hätten sich seit 1975 bis ungefähr 1982 in einem Jesuitenkolleg in Berlin an den ihnen anvertrauten Kindern wie auch immer sexuell vergangen, wobei einer davon, der zur Zeit in einem der südamerikanischen Länder lebt, sein entsprechendes schweres Vergehen zugegeben und ebenfalls bekannt gegeben hat, er habe sich wegen seiner krankhaften pädophilen Neigung bereits in ärztlicher Behandlung befunden.
In den Wochen danach trat fast jeden Tag ein jeweils neuer Verdachtsfall des sexuellen Missbrauchs minderjähriger Personen in verschiedenen offiziellen katholischen Einrichtungen zu Tage, wobei es sich bei den Missetätern fast ausschließlich um formelle Priester handeln soll. Man ruft ehemalige entsprechend missbrauchte Schüler auf, sich zu melden und ihre eigenen Fälle an den entsprechenden staatlichen wie kirchlichen Stellen vorzubringen.
Wegen der Fülle der Vorwürfe sah sich in der Zwischenzeit auch die offizielle Deutsche Bischofskonferenz veranlasst, sich mit diesem großen Problem auseinanderzusetzen. Auch seitens deutscher Regierungspolitiker hagelte es schwere Vorwürfe an die Adresse deutscher “Bischöfe”, man hätte in der Vergangenheit vieles vertuscht und unter den Teppich gekehrt - die ganze traurige Angelegenheit beschäftigt nun auch schon den Vatikan.
■ Nun, zunächst ist dazu ganz klar und unmissverständlich zu sagen, dass es ein furchtbares Verbrechen ist, Kinder und Jugendliche wie auch immer, und in spezieller Weise sexuell, zu missbrauchen! Die Schuld des erwachsenen Täters wird zusätzlich erschwert, wenn es sich bei ihm um eine Person handelt, die in einem wie auch immer gearteten Vertrauensverhältnis zum Opfer steht. Und noch um eine ganze Stufe schlimmer wird dies, wenn es sich beim Übeltäter sogar um einen Priester handelt, der sich nicht nur selbst um des Himmelreiches willen zur Ehelosigkeit und der sexuellen Enthaltsamkeit verpflichtet hat, sondern dessen Aufgabe darin besteht, Menschen zu Gott zu führen und ihnen Seine lebenspendende Gnade zu vermitteln.
Man kann nicht beschreiben, wie furchtbar es ist, wenn ein Priester (zunächst einmal unabhängig von der Frage, ob es sich um einen gültiggeweihten Priester handelt oder nicht) ein Kind oder einen Jugendlichen zur Sünde gegen das 6. Gebot Gottes verführt oder sich an ihm sozusagen “nur” selbst entsprechend vergeht! Ein Mensch, der wirklich um die Bedeutung und den Wert des christlich-katholischen Weihepriestertums weiß und sich ehrlich um Gott und die katholische Glaubenswahrheit bemüht, wird solche Vergehen als noch skandalöser und abscheuungswürdiger empfinden, als jemand, der vielleicht nicht um das tiefe Geheimnis des Priestertums weiß. Man findet wirklich keine Worte, um seiner Abscheu vor dem sexuellen Missbrauch von Kindern und Halbwüchsigen Ausdruck zu verleihen (sofern sich natürlich die entsprechenden Vorwürfe tatsächlich bewahrheiten sollten).
Man bedenke, wie viel in einem jungen Menschen in und an der Seele kaputt gemacht und oft unwiederbringbar zerstört wird, wenn er von einem Erwachsenen und Priester missbraucht wird! Statt von ihm als einer Person des geistlichen Standes den geistigen Schutz bzw. die erhoffte übernatürliche Standhaftigkeit vermittelt zu bekommen, wird man von ihm zur Sünde verführt bzw. muss seiner persönlichen niederen Lust zu Diensten sein. Wenn man vielleicht sogar selbst jemand kennt, dem in seiner Kindheit auf diese Weise von einem Priester übel mitgespielt wurde, und dann vernimmt, welche höchst negativen Folgen für das ganze weitere Leben sich dann beim betreffenden Opfer eingestellt haben, kann man schwerlich gegen den sich in einem regenden starken Unmut über einen solchen furchtbaren Missbrauch des geistlichen Standes und des kirchlichen Vertrauensverhältnisses wehren! Man muss doch richtig krank sein, ein Kind wie auch immer sexuell zu missbrauchen, sich einem unschuldigen Wesen zwar mit dem Anspruch eines Dieners Gottes, aber tatsächlich mit der sich hinter der frommen Fassade verbergenden teuflisch-perversen Intention zu nähern! Das ist doch in jeglicher Hinsicht verurteilungswürdig.
Selbstverständlich dürfen solche Menschen keinen berufsbedingten Umgang mit Kindern mehr haben (damit sie keinen weiteren Schaden mehr anrichten können) und müssen für ihre Untaten entsprechend bestraft werden. In diesem Zusammenhang laden auch solche “Bischöfe” und jeweils zuständigen Oberen eine schwere Schuldlast auf ihre Schultern, welchen solche Missbrauchsfälle durch die ihnen untergebenen Priester zwar sehr wohl bekannt gewesen seien (und zwar nicht allein aus der Beichte), die aber dann nicht hinreichend eingeschritten seien, den groben Missstand abzustellen, wie es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre. Wie viel Vertrauen in den geistlichen Stand und in die katholische Kirche als solche geht denn dadurch zusätzlich verloren, wie sehr entfremden denn die Verantwortlichen auf diese Weise - wegen der gegebenen großen Ärgernisse nämlich - nicht wenige Menschen mutwillig der Kirche, dem Glauben und dem Herrgott - man möchte wahrlich auch nicht in der Haut solcher “Oberen” stecken!
■ Zurecht empfindet also jeder aufrichtige Mensch ehrliche Empörung ob solcher schrecklicher und schändlicher Taten. Was aber nach Bekanntwerden dieser Fälle in diesem Zusammenhang sonst noch so alles in den Medien zum besten gegeben wurde bzw. mutwillig verschwiegen wird, verdient um der Gerechtigkeit und der sachlichen Aufarbeitung der gesamten Problematik willen ebenfalls einer entsprechenden Beleuchtung.
So fiel zunächst auf, dass geradezu eine richtige Hetzkampagne gegen die zölibatäre Lebensform der katholischen Priester als solchen gestartet wurde. Die Tatsache, dass die Priester ehelos und enthaltsam zu leben haben, wurde plötzlich von den Medien auf die plumpeste und primitivste Art und Weise (mit)verantwortlich gemacht für jene schrecklichen Missbrauchsfälle! Obwohl praktisch alle seriösen Fachleute sagen (worüber nur gelegentlich und auch dann lediglich am Rand berichtet wird), dass sowohl grundsätzlich die krankhafte Veranlagung zur Pädophilie als auch ihre konkrete Ausübung nicht im Geringsten aus dem Zölibat, der sexuellen Enthaltsamkeit katholischer Priester, abgeleitet werden kann, hört es in den Medien nicht auf, absurderweise gegenteilige Behauptungen zu hageln!
So wird praktisch jedem der so-genannten “Kirchenkritiker” (welcher Titel diesen Leuten von den Medien geradezu als eine Art Auszeichnung verliehen wird!) bereitwillig Druck- und Sendeplatz geboten, damit sie ihre abwegigen Thesen von den großen von zölibatär lebenden katholischen Priestern ausgehenden Gefahren unters Volk bringen können. So wurden in der Südwest Presse vom 02.03.10 die folgenden den historischen Tatsachen eindeutig widersprechenden (!) Worte eines Hans Küng abgedruckt: “Es sei auffällig, dass es Straftaten ‘massenweise gerade in der von Zölibatären geleiteten katholischen Kirche’ gebe, schrieb Küng für die ‘Süddeutsche Zeitung’.”
Ähnlich äußerte sich in den Medien zum Beispiel auch eine gewisse Uta Ranke-Heinemann, welche bereits im Jahre 2000 ein Buch mit dem Titel “Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität” veröffentlichte, in welchem sie schrieb: “Klar ist nur dies: solange zwangsentsexualisierte homosexuelle Priester mit Männern, Jugendlichen und Kindern in dunklem Beichtstuhlgewisper vereint sind, wird sich der Beichtstuhl immer mehr zur Kontaktbörse für Homosexuelle entwickeln und sollte darum für Kinder und Jugendliche verboten werden.”
Man redet heute in Politik, Gesellschaft und in den Medien sehr viel über die Notwendigkeit der Bekämpfung von Rassismus, der religiösen Intoleranz und der Diskriminierung bestimmter Personengruppen ...und scheut sich zugleich aber nicht im Geringsten, Sätze zu veröffentlichen, in welchen sowohl die für jeden echten Katholiken geheiligte Institution der Beichte generell kriminalisiert wird als auch jeder katholische Priester, sofern er sich an den Zölibat hält und auch Beichten von Kindern und Jugendlichen hört, pauschal in den Verdacht gerät, sowohl ein perverser Kinderschänder als auch ein übler Homosexueller zu sein! So viel zu der in den Medien viel gepredigten Gerechtigkeit, dem Respekt vor den religiösen Überzeugungen anderer und der objektiven Berichterstattung in unseren Medien ...wenn es sich um Katholiken bzw. um überliefertes katholisches Glaubensgut handelt.
Man stelle sich vor, solche pauschalisierend-kriminalisierenden und höchst beleidigenden Vorwürfe würden zum Beispiel an die Adresse von jüdischen Rabbinern oder moslemischen Imame gerichtet werden... Wie schnell würden sich dann die betreffenden Autoren von denselben Medien voll Empörung mit dem Vorwurf der Verunglimpfung ganzer Personengruppen und Religionsgemeinschaften konfrontiert sehen? Wie rasch würden sie dann vor Gericht etwa der Anklage wegen Rassismus oder Volksverhetzung gegenüber stehen? Aber (sich an überlieferte moralische Werte und Glaubensinhalte haltende) Katholiken sind halt in gewisser Hinsicht Leute minderen Rechts, die katholische Kirche als solche und besonders deren Klerus scheint da für nicht wenige “Journalisten” und Meinungsmacher grundsätzlich ein rotes Tuch zu sein - die darf man praktisch ohne jede Differenzierung und sachliche Faktenüberprüfung mit Vorwürfen überhäufen! Hauptsache, man tritt als ein eifriger “Kirchenkritiker” auf - dann hat man geradezu einen “Persilschein”.
Ähnliches erbärmliches Verhaltensmuster ist auch zu erkennen in einem Ende Februar 2010 ausgestrahlten Bericht (entweder des Bayerischen Rundfunks oder des Deutschlandfunks), in welchem Stellungnahmen einiger Eltern wiedergegeben worden sind, deren Kinder eine der offiziellen katholischen Schulen besuchen. Zunächst wurden darin etwa zwei-drei solcher Stellungnahmen gebracht, in welchen die Eltern keine Sorge um ihre Kinder äußerten, weil sie eben eine katholische Einrichtung besuchen würden. Man konnte es zunächst fast überhaupt nicht glauben, dass da der Katholizismus als solcher nicht sofort kriminalisiert worden ist! Diese Freude erwies sich aber sofort als verfrüht, da postwendend die Bemerkung eines der zitierten Väter fiel, er habe deswegen keine Angst, seine Kinder in eine (katholische) Schule zu schicken, weil ja an der betreffenden Schule ausschließlich weltliche und eben verheiratete Lehrer unterrichteten. Er würde sie aber in keine der so-genannten katholischen Schulen schicken, wenn dort ...zölibatär lebende Priester die Lehrerschaft ausmachen würden!
■ Diese Art der Berichterstattung hat deswegen weder mit einem seriösen Journalismus noch mit einer objektiven Aufarbeitung der gesamten Problematik zu tun, weil darin wichtige Informationen unterschlagen werden, die das Ganze in ein rechtes Licht rücken würden. So hören wir nämlich unsere Massenmedien in diesem ganzen Zusammenhang kein Wort darüber verlieren, dass sie mit ihrer grob einseitigen und höchst tendenziösen “Berichterstattung” allen seriösen Statistiken widersprechen!
“Auch nach Ansicht des deutschen Kriminalpsychiaters Hans-Ludwig Kröber zeigen die ... veröffentlichten Zahlen, ‘dass sexueller Missbrauch bei Mitarbeitern der katholischen Kirche sehr viel seltener vorkommt als bei anderen erwachsenen Männern’. Dem Domradio sagte Kröber, die ... ermittelten Zahlen legten ‘nahe, dass die Geisteshaltung, in der Priester lebten, sie weitestgehend davor schützt, Täter zu werden’. Denn nichtzölibatär lebende Männer werden, so Kröber, mit einer 36 mal höheren Wahrscheinlichkeit zu Missbrauchstätern als katholische Priester.
Seit 1995 habe es in Deutschland 210.000 polizeilich erfasste Fälle von Kindesmissbrauch gegeben. Die ... in einer Umfrage ermittelte Zahl von 94 Verdächtigen innerhalb der katholischen Kirche sei ‘verschwindend gering’. Kröber arbeitet als Professor für forensische Psychiatrie an der Berliner Charité und ist Mitherausgeber des Standardwerks ‘Handbuch der Forensischen Psychiatrie’.
Die amerikanische Zeitung ‘Newsday’ berichtete im Jahr 2002, dass 0,2 Prozent aller Sporttrainer in den USA nicht nur eines Sexualdeliktes beschuldigt, sondern bereits in dieser Hinsicht verurteilt worden seien. Der Aufschrei über die Trainer aber bleibt bis heute aus. Wohlgemerkt, jeder einzelne Missbrauch, ob vom Pfarrer oder Sportlehrer, ist einer zu viel.”1 “Zehn Prozent der Psychotherapeuten überschreiten irgendwann einmal die Grenze zum Missbrauch. Aber ebensowenig die Psychotherapie selbst für den Missbrauch verantwortlich ist, so wenig ist”2 dies auch der Zölibat!
Wird denn von unseren ach so objektiv berichtenden Medien bekannt gegeben, dass “protestantische Kirchen Amerikas, die den Zölibat nicht kennen, zu einem höheren Anteil von Pädophilie betroffen sind als die katholische Kirche? Die Studie wurde im amerikanischen ‘Christian Science Monitor’ veröffentlicht. Wussten Sie, dass auch die entsprechenden Skandale in jüdischen Gemeinden der USA im Zahlenvergleich weit über den Missbrauchsvorfällen innerhalb der katholischen Kirche liegen? Der Vatikan-Beobachter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, erklärte dazu dem UNO-Menschenrechtsrat: ‘So wie die katholische Kirche vor ihrer Tür gekehrt hat, sollten das auch andere Institutionen tun - und zwar mit der gleichen Offenheit gegenüber den Medien.” 3 Warum wird denn all dies verschwiegen? Warum soll der heutige Medienkonsument solche Informationen offensichtlich nicht unbedingt erfahren?
Somit wird ersichtlich, dass es im vorliegenden Fall weder den so-genannten “Kirchenkritikern” noch dem Großteil unserer Massenmedien um Gerechtigkeit für jedermann, um hinreichende Sachlichkeit der Berichterstattung geht. Nein, offensichtlich wird da ein ganz anderes Ziel verfolgt. Denn wenn ein Medienprofi, der sehr wohl weiß, dass ihm ein einziges falsches Wort seinerseits größte juristische Schwierigkeiten bereiten kann, sich dennoch wiederholt elementare Fehler in der Recherche eines wichtigen Sachverhalts bzw. in dessen Darlegung “erlaubt”, dann muss wohl darauf geschlossen werden, dass er diese Fehler wenigstens nicht ganz unabsichtlich macht, bzw. dass er eventuell sogar weiß, dass ihm in diesem Fall keine unangenehmen juristischen Folgen drohen werden...!
Jedenfalls ist bei allen diesen Spielchen der betreffenden Kreise mit der Wahrheit nicht schwer zu erkennen, dass man sich wohl von der nicht geringen Ablehnung bis zum Hass auf alles Katholische leiten lässt und noch die letzten erhaltenen Reste des genuin katholischen Glaubens und der christlichen Moral in Frage gestellt, lächerlich gemacht und schlussendlich vernichtet wissen will! Denn sonst würde man die äußerst traurigen Fälle des Kindesmissbrauchs durch formell katholische Priester nicht so offenkundig für die Propaganda der eigenen antikatholischen “Ideale” instrumentalisieren bzw. vor den Wagen des eigenen Unglaubens spannen!
■ Will man aber die ganze Problematik um die sexuellen Missbrauchsfälle von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft sachgerecht aufarbeiten, kann man des weiteren nicht umhin, u.a. auch die folgende zutiefst beunruhigende Problematik anzusprechen, die eigentlich allen verantwortungsbewussten Personen auf den Fingern brennen müsste. Es geht nämlich um die generelle Sexualisierung des Alltagslebens in unserer Gesellschaft und insbesondere in den Medien! Denn hier ist wirklich und unverkennbar ein direkter Zusammenhang zu erkennen zwischen der enormen Idealisierung, ja praktischen Verherrlichung der so-genannten “sexuellen Freiheiten” in unserer Gesellschaft und den Medien auf der einen und der dramatischen Abnahme des sittlichen Empfindens bzw. dem in manchen zentralen Bereichen sogar weitestgehenden Zerfall der besonders für jede gesunde Entwicklung Jugendlicher notwendigen moralischen Barrieren im Bewusstsein vieler Bevölkerungsschichten auf der anderen Seite!
So begegnet uns doch die Nacktheit im Alltag praktisch auf Schritt und Tritt. Auf wie vielen Plakaten in Wohnsiedlungen, entlang der Straßen und bei und in den Einkaufszentren wird denn mit äußerst knapp bekleideten Damen und Herren für verschiedenste Produkte geworben, wobei die eindeutige und eben in aller Offenheit präsentierte sexuelle Komponente bzw. Anspielung ausdrücklich gesucht und eingesetzt wird, um den Konsumenten zum Kauf der betreffenden Produkte zu animieren. Und niemand kann - auch beim besten Willen! - einer solchen sexistischen Präsentation entkommen - auch und gerade Kinder und Jugendliche, welche ja in ihrem Alter in der Regel noch keine persönliche Stabilität und innere moralische Festigkeit erlangt haben, werden praktisch in aggressiver Weise mit einer Welt von Nacktheit, Sex und Unzucht konfrontiert, welcher sie meistens bei weitem (noch) nicht gewachsen sind!
Wie sehr drängen sich denn auch schon auf den Titelseiten der in jedem Supermarkt frei ausliegenden und für jeden zugänglichen zahlreichen Zeitschriften und so manchen Zeitungen äußerst dürftig bekleidete Damen mit einem glücklich bzw. verlockend gespielten Gesichtsausdruck dem Blick eines jeden Vorbeigehenden auf! Es wird auch hier offensichtlich bewusst der Eindruck erweckt - und zwar einseitig übertrieben! -, als ob ein solches sexuell aufreizendes Aussehen wesentlich zum Erfülltsein des Menschen gehören bzw. sein Glücklichsein ausmachen würde.
Und wenn dann auch in praktisch keiner Ausgabe der ohne jegliche Beschränkung zugänglichen berühmt-berüchtigten BILD-Zeitung die Darstellung einer nackten Frau fehlen “darf”, dann wird die Frau vollends zu einem reinen Sexobjekt degradiert und somit in gewisser Weise ihrer Würde beraubt! Und als solche (einseitig durch ihre sexuellen Reize nämlich) habe sie sowohl in den betreffenden Medien speziell als auch in der Werbebranche generell offensichtlich nur herzuhalten, den Konsum anzukurbeln und den Kaufrausch zu steigern!
Wo bleiben denn alle jene Sozis und Liberalen, die sonst so gern die von ihnen angeblich ach so geschätzte “Menschenwürde” im Mund führen und bei jeder Äußerung wertkonservativer Menschen bzw. überzeugter Christen und Katholiken, die nicht in ihr entsprechendes liberales Menschenbild passt, sofort lautstark protestieren und bisweilen sogar mit juristischen Schritten drohen? Nein, da sind sie natürlich taub und stumm; auch die berühmt-berüchtigten und sonst so lautstarken “Kirchenkritiker” melden sich da ebenfalls nicht entsprechend medienwirksam zu Wort. Wollen sie denn nicht zugeben, dass nicht die zölibatäre Lebensform der Priester ein Übel ist, sondern die inzwischen jeden vernünftigen Rahmen sprengende Übersättigung unserer Gesellschaft mit Sex und Erotik?
Welch eine katastrophale “Erziehungsmaßnahme” speziell für unsere Jugend stellt denn dies alles dar! Woher soll denn dann die heranwachsende Generation lernen, dass das weibliche Geschlecht wesentlich mehr ist, als dass es letztendlich auf primitiv-abstoßende Weise nur sexuelle Reize hervorzurufen bzw. zu wecken habe? Wie soll daraus Hochachtung vor einer Frau als Mensch entstehen, wenn man in praktischer Weise nur “belehrt” wird, sie hauptsächlich mit Blick auf ihre Intimbereiche zu “bewerten” und sie dann danach auch in ihrem Wert als Mensch zu beurteilen? Darauf läuft ja alles schlussendlich hinaus - wir wissen doch, wie der Mensch “funktioniert” bzw. wie sehr er für Versuchungen anfällig ist.
Wundert es uns dann, wenn es in unserer Medienwelt und somit auch in unserer Öffentlichkeit als eine der höchsten Auszeichnungen gilt, wenn jemand als “sexy” eingestuft wird!?! Man legt da offenkundig das Schwergewicht der Betrachtung auf die Frage, wie groß die Oberweite sei und wie viel nackte Haut präsentiert werde. Die von den Medien hoch bejubelten Stars und Sternchen der Musikbranche tragen dann ebenfalls ihren eigenen großen Beitrag dazu bei, dass “Werte” angepriesen und idealisiert werden, die im Menschen nur die primitiv-animalische Seite hervorrufen und die moralische Komponente reduzieren bzw. weitestgehend ausschalten. Denn je knapper und somit “sexier” das Outfit der auftretenden “Künstler” ist, je mehr primitive sexuelle Reize deren teilweise sogar abweisendes Erscheinungsbild bzw. die animalisch-sexistischen Bewegungen der Performance auf der Bühne darstellen und auf dem Bildschirm transportieren, als desto populärer gelten sie dann, als desto beliebter werden sie der breiten Öffentlichkeit präsentiert, desto stärker werden sie hofiert, desto mehr Preise “gewinnen” sie. Ob das etwas mit echter Kunst zu tun hat, mag jeder halt selbst beurteilen.
Ähnliches ist auch im Hinblick auf die Filmindustrie zu sagen. Es “darf” heute wohl kein Film mehr gedreht werden, in welchem nicht wenigstens eine Szene mit weitestgehenden Intimitäten sexueller Art gezeigt wird. Und sollte sich eine Schauspielerin fast schon überraschenderweise weigern, sich nackt vor der Kamera zu präsentieren, gilt das in der Filmbranche schon als sehr ungewöhnlich und bringt ihr den mindestens indirekt angesprochenen Vorwurf der Prüderie ein. Welche primitive Vorstellung von der Frau bzw. von der Beziehung zwischen Mann und Frau hat man denn da überhaupt?
Und das alles wird wohlgemerkt eben von denselben Medien vermittelt, welche sich jetzt so lautstark voll (gespielter?) Empörung über die vom Zölibat angeblich ausgehenden Gefahren für die Jugend empören bzw. es sich zum großen Hobby gemacht haben, sich über alles zu empören, was so alles an “Bosheiten” von der katholische Kirche als solcher kommt. Kommt denn dies nicht der Heuchelei und Verlogenheit hoch Drei gleich?
Und welche staatliche Instanz versucht denn, diesem traurigen Zustand Einhalt zu gebieten? Welche namhafte und einflussreiche gesellschaftliche Organisation bemüht sich denn, dem betreffenden Misstand mit konkreten sinnvollen Maßnahmen zu begegnen? Im Gegenteil, wer auf christliche Werte in bezug auf das 6. Gebot Gottes verweist und sie einfordert bzw. für die katholische Sexualmoral eintritt, der wird sofort als ein rückständiger Hinterweltler belächelt und gerät fast automatisch in den Verdacht, nicht mehr ganz normal bzw. psychisch krank zu sein. Wehe also, man kritisiert die so-genannte “sexuelle Revolution” der 68-er Generation und wehrt sich gegen die heute in unserer Gesellschaft weitestgehend propagierten “Ideale” der “freien Liebe”...

P. Eugen Rissling

1 Mitteilungsblatt (der Priesterbruderschaft St. Pius X.) für den deutschen Sprachraum. März 2010, S. 23
2 IK-Nachrichten, März 2010, S. 4
3 Ebd., S. 27


Zurück Hoch Startseite