Eine Kirche, die ihren apostolischen Charakter verleugnet

Den folgenden Beitrag entnahmen wir einer Internetpublikation (www.cfnews.org), deren Verfasser die gegenwärtige modernistische „Kirche“ zwar irrtümlicherweise noch als die wahre katholische Kirche ansehen, an ihr aber dennoch massiv Defekte grundsätzlicher Art entdecken. Dieser Bericht zeigt deutlich, dass für den betreffenden gewaltigen Missstand letztendlich nicht nur einige „Prälate des Vatikan“ Verantwortung tragen und somit auch zur Verantwortung gezogen werden müssen, sondern auch und gerade die jeweiligen „Päpste“, die jene „Kirchenfürsten“ bzw. jene „sehr fortschrittliche Agenda“ in jedem Fall wenigstens durch ihr Schweigen unterstützen! Und außerdem kann nicht angenommen werden, „dass diese Konzilskirche immer noch katholisch ist“!

„Ende Oktober (2007 - Anm.) bat ein bedeutender Teil der anglikanischen Sekte in Irland, genannt Traditional Anglican Communion (TAC) (Traditionelle anglikanische Gemeinde), darum, katholisch zu werden. TAC sagt, sie vereine mehr als 400.000 Anglikaner aus 12 Ländern. Ihre Mitglieder nahmen an den liberalen Schritten Anstoß, die der Anglikanismus in jüngster Zeit in seiner allgemeinen Ausrichtung genommen hatte. Nämlich die Entscheidungen, Frauen zu Priestern zu weihen (1992), homosexuelle Bischöfe zuzulassen (2003) und weiblichen Bischöfen die Türen zu öffnen (2005).
Der Antrag an den Heiligen Stuhl um Aufnahme in die katholische Kirche wurde bei der letzten Plenarversammlung der TAC in Portsmouth in England von 60 Bischöfen beschlossen. Entsprechend ihrer offiziellen Erklärung, ‘stimmten die Bischöfe und Generalvikare geschlossen dem Text eines Briefes an den Heiligen Stuhl in Rom zu, in dem sie die volle körperschaftliche und sakramentale Gemeinschaft ersuchten’ (Catholic News Agency, online edition, 26.10.2007). Der Brief wurde ordnungsgemäß nach Rom gesandt, wo der Empfang bestätigt wurde. Am 6. Dezember veröffentlichte ‘The Catholic Herald’ online ein Interview mit einem der höchsten Vertreter des Vatikan, Kardinal Walter Kasper, Präsident des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, in dem dieser formell erklärte: ‘Es ist nicht unsere Politik, so viele Anglikaner Rom zuzuführen.’ Weiter bekräftigte er: ‘Wir stehen in guten Beziehungen zum Erzbischof von Canterbury und soweit wir können helfen wir ihm, die anglikanische Gemeinschaft zusammenzuhalten.’ Im Klartext heißt das, dass Kasper das Ersuchen der TAC zurückwies, wenn er auch – wie es ja für den Vatikan typisch ist - die Tür nicht ganz zuwarf.
Es ist erstaunlich, dass der Vatikan so viele Menschen zurückweist, die an das Tor der Kirche klopfen, indem sie um die Aufnahme und den Eintritt in die katholische Kirche ersuchen. Kard. Kasper sagte, dass ‘es nicht unsere Politik ist, so viele Anglikaner Rom zuzuführen’. Eigentlich sollte er einen brennenden Eifer an den Tag legen, nicht nur die 400.000 Mitglieder der TAC, sondern alle Anglikaner zur katholischen Kirche zu führen. Dies würde man von ihm erwarten, wenn er ein wirklicher Katholik wäre. Jeder Katholik, besonders wenn er ein Bischof und Nachfolger der Apostel ist, muss überall den katholischen Glauben verbreiten. Erteilte doch Christus den Aposteln den Auftrag: ‘So geht denn hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes’ (Mt. 28,19). Das tat Papst Gregor der Große, als er dem hl. Augustin von Canterbury und seinen tapferen Mönchen auftrug, so viele englische Heiden wie möglich zum Katholizismus zu bekehren. Das tat der hl. Augustin zur größeren Ehre Gottes, zum Ruhm unserer Heiligen Mutter der Kirche und zur Verbreitung des Christentums. Das tat der hl. Patrick mit den Heiden in Irland und der hl. Kolumban mit den Heiden in Schottland. Und noch viele andere Regionen und Nationen der Erde wurden durch die Heiligen von den Britischen Inseln bekehrt. Man kann sagen, dass die goldenen Seiten der Geschichte dieser Völker erst geschrieben wurden, nachdem sie gänzlich katholisch geworden waren.
Was aber wäre geschehen, wenn der hl. Augustin, der hl. Patrick und der hl. Kolumban sich die Politik angeeignet hätten, nicht zu viele Heiden zu bekehren? Sie hätten keine dieser glänzenden Missionsarbeiten geleistet, und höchstwahrscheinlich hätten sie auch ihren eigenen Glauben und ihr Seelenheil verloren. Das aber tut Walter Kasper gerade. Um des gescheiterten Ökumenismus der Konzilskirche willen belässt er die 400.000 Anglikaner in ihrer Häresie.
Aber ist Kard. Kasper allein dafür verantwortlich, dass dieser Weg eingeschlagen wurde? Nein, auch andere Personen waren in eine Reihe ähnlicher trauriger Fälle involviert. Sie zeigen, dass nicht nur einige wenige Kirchenfürsten für diese Haltung des Vatikan verantwortlich sind, sondern dass dahinter eine sehr fortschrittliche Agenda steckt:
Nachdem 1992 von dem Organ, welches die anglikanische Gemeinschaft repräsentiert, beschlossen worden war, auch Frauen zu Priestern zu weihen, kam es unter einigen ihrer Bischöfe und Priestern zu einer starken Reaktion. Diese Anglikaner äußerten den Wunsch, sich zu bekehren und in die katholischen Kirche aufgenommen zu werden. Aber Kard. Basil Hume, damals (‘katholischer’ – Anm.) Erzbischof von Westminster und Primas von England und Wales, riet im April 1993 von diesem Vorhaben mit den Worten ab: ‘Es besteht kein Zweifel, dass wir nicht unseren ökumenischen Dialog und unser liebevolles Verhältnis zur Kirche von England abbrechen sollten’ (Avvenire-Catholica, 20.04.1993).
1996 wurde das Buch The Roman Option (‘Die Römische Alternative’) des ehemaligen anglikanischen Priesters William Oddie veröffentlicht. Darin berichtet er, dass der Konversion von 7 Bischöfen und 700 Priestern und Diakonen, die öffentlich erklärt hatten, zum Katholizismus übertreten zu wollen, von Seiten einiger englischen katholischen Prelaten große Hindernisse in den Weg gelegt worden seien. Ihr Argument lautete, dass diese Konversion eine ‘Invasion der Intoleranz’ bedeuten würde, welche vermieden werden sollte.
Im Jahre 2005 hatte dieselbe TAC, die in den heutigen Nachrichten erschien, schon einmal versucht, zu konvertieren und die Einheit mit Rom herzustellen. Deren Vorsitzender, Erzbischof John Hepworth, sagte vor der Presse, dass seine Gruppe gebeten habe, als ein ‘anglikanischer Ritus’ in die katholische Kirche aufgenommen zu werden. Er sagte wörtlich: ‘Auf weite Sicht sehe ich das Ende der Reformation des 16. Jahrhunderts’ (National Catholic Register, 24.12.2005). Mit anderen Worten: der Vorsitzende der TAC hatte wirklich dahin tendiert, sich von der Häresie loszusagen und voll katholisch zu werden. Er sah voraus, seine Konversion würde die Bekehrung aller Anglikaner zum katholischen Glauben auslösen, und war willens, dies in Angriff zu nehmen. Aber der Vatikan nahm diese Initiative nicht wahr und wies die TAC an, ‘zahlenmäßig zu wachsen und Strukturen des Dialogs mit anderen Kirchen aufzubauen’ (ebd.). Und wieder wurde auf diese Weise ‘Nein’ gesagt.
Als Kind lernte ich im Katechismusunterricht, dass, wenn die Kirche auf irgendeine unvorstellbare Weise eines ihrer fünf Merkmale, die sie kennzeichnen, verlieren würde - nämlich die Eine, Heilige, Katholische, Apostolische und Römische Kirche zu sein –, dann würde sie aufhören, sie selber zu sein.
Die Vorgehensweise, die wir nun in der postkonziliaren Kirche hinsichtlich der Bekehrung der Anglikaner wahrnehmen, scheint die Apostolizität der katholischen Kirche frontal zu leugnen. Denn wie kann die katholische Kirche als eine Apostolische angesehen werden, wenn sie sich weigert, die in ihren Schoß aufzunehmen, die danach verlangen? In der Tat zeigt diese Verhaltensweise, dass die entsprechenden Prälaten des Vatikan nicht die Absicht haben, Menschen zum katholischen Glauben zu führen. Sie ziehen es vor, sie in ihren Häresien zu belassen - als ob diese jene Häuser wären, in denen man gut leben könnte -, und sorgen sich dabei nicht um das ewige Heil dieser Menschen.
Es ist schwer, daran festhalten, dass diese Konzilskirche immer noch katholisch ist.“

(Übersetzt von P.Johannes Heyne)

 

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