Der göttliche Erlöser


Kann Esoterik helfen?

Um festzustellen, welche Ideen in der Gesellschaft jeweils tonangebend sind, genügt es oft, einen Blick auf die Massenmedien zu werfen. Meistens geben darüber auch die auf dem Markt neuerscheinenden Bücher genügend Aufschluß, da ja in der Marktwirtschaft nichts “überlebensfähig” ist, was nicht entsprechend Geld in die Kassen bringt. Nur was gekauft wird, hält sich auf dem Markt. 

Nun wird aber heute der Büchermarkt überflutet mit esoterischer Literatur, die geheime “Wahrheiten” enthalte, die ihrerseits ursprünglich nur einem Kreis Auserwählter zugänglich seien. In Buchhandlungen füllt die Esoterik ganze Regale, ja es gibt sogar Läden, die ausschließlich esoterische Literatur anbieten. Anscheinend können sie sich finanziell halten. Es werden Geheimlehren irgendwelcher “Meister” angeboten, die einen Weg zum Wecken neuer (Lebens-) Energien im Menschen gefunden haben wollen. Auch sieht man Ankündigungen von Vorträgen, bei welchen “Erleuchtung” aus dem Dunkel des menschlichen Daseins versprochen wird, die durch Meditation (und körperliche Übungen) erreicht werde. In der Regel schauen auf diesen Plakaten tiefsinnig lächelnde “Meister” und “Meisterinnen” den Vorübergehenden an. Besonders populär scheint fernöstliche “Mystik” zu sein. Das Indische, Japanische oder Chinesische ist in Europa mit dem Hauch des Exotischen angetan. Was dem Kursteilnehmer unverständlich bleibt, wird dann umso leichter als “höhere Weisheit” eingestuft. Auf demselben Niveau bewegen sich auch die Werbeversuche neuer Mitglieder durch die sogenannte “Scientology”-Gemeinschaft, die durch die Teilnahme an ihren Kursen eine enorme Steigerung der menschlichen Hirnaktivitäten und somit auch der damit verbundenen Lebensenergien verspricht. Und die Menschen fallen darauf rein. 

Aus allen diesen Versuchen nach Erlangung der “inneren Erleuchtung” wird eins klar: die Menschen haben geistigen Hunger! Sonst würde sie wohl kaum das Verlangen nach mehr erfüllen, sonst würden sie sich nicht auf die Suche nach dem Lebenssinn begeben. Offensichtlich sind sie nicht mit dem zufrieden, was ihnen unsere Gesellschaft momentan bietet. Offensichtlich können Wohlstand, Luxus und Vergnügen den Menschen nicht tragen und das tiefe Sehnen der menschlichen Seele nach innerer Befreiung und Erfüllung stillen. Dennoch leiden alle diese Meditationskurse samt ihrer ganzen “Mystik” unter einem großen Defekt - an sich stellen sie den Versuch dar, sich aus eigener, menschlicher Kraft, einzig und allein dank der dem natürlichen Menschen (angeblich?) innewohnenden Qualitäten aus dem geistigen Dunkel zu befreien. Somit ist dies ein Versuch, die Erlösung ohne Gott zu erlangen, ein Versuch der Selbsterlösung, letztendlich ein Versuch des sterblichen und sittlich fehlerhaften Menschen, ohne Gott auszukommen! Und daran erkennen wir überdeutlich, woran unsere Gesellschaft momentan eigentlich erkrankt ist: der eine baut hauptsächlich auf vergängliche Werte wie Reichtum, Vergnügen oder Macht, der andere setzt seine ganze Hoffnung auf menschliche Denkkraft. In jedem Fall scheint Gott überflüssig zu sein. 

Nun hören wir aber auch schon die Stimmen der “Aufgeklärten”, die sich darüber aufregen, daß immer und überall Gott vorkommen müsse, daß ohne Ihn bei den sogenannten “Frommen” nichts laufe. Man wirft die Frage auf, ob denn der Mensch nicht etwas mehr auf seine eigenen Kräfte vertrauen solle. 

Nun, daß der Mensch auch eigene Aktivitäten entfalten müsse, steht auch für einen Christen fest. Die Gnade Gottes ist nicht ohne menschliches Dazutun wirksam. Nur gab es in der Menschheitsgeschichte genügend Beispiele, in denen sich der Mensch allein auf seine Kräfte verlassen wollte - und es ist gewaltig schief gegangen! In der Französischen Revolution wurden “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit” hoch geschrieben und die “Göttin Vernunft” angepriesen, Gott wollte man bewußt abschaffen - zu keiner Zeit vorher wurde die Brüderlichkeit so mit Füßen getreten, rollten die Köpfe auf der Guillotine so munter! Lenin nannte die Religion “Opium für das Volk”, zahlreiche Gotteshäuser wurden geschlossen, Priester und Ordensangehörige umgebracht oder zur Zwangsarbeit verurteilt - das Chaos, das heute in den Ländern der früheren Sowjetunion auch als Folge des jahrzehntelangen staatlichen Atheismus herrscht, ist nicht mit Worten zu umschreiben. Zeitzeugen wissen erschreckende Beispiele der Willkür und Gewissenlosigkeit zu berichten. (Bezeichnenderweise wurde der todkranke sowjetische “Revolutionsführer” ausgerechnet von Ordensschwestern gepflegt.) Auch Hitler wollte aufgrund der angeblich totalen Überlegenheit einer bestimmten Volksrasse ein Tausendjähriges Reich errichten - das Ergebnis des gerade zwölfjährigen Experiments ist jedermann bekannt. Sobald der Mensch einzig und allein aus eigener Kraft hier auf Erden das Paradies errichten wollte, sprang als Ergebnis unweigerlich die Hölle heraus. Das fällt doch inzwischen in die Augen! 

Und die Esoterik? Welches Ergebnis liefert sie mit ihren Lehren? Kann sie der Menschheit in deren Not helfen, kann sie sie aus der sittlichen Dunkelheit befreien? Wohl muß diese Frage eindeutig verneint werden! Anstatt zu helfen entfremdet sie den Menschen regelrecht von der Realität, weil sie ihn nur irgendwelchen abstrusen Ideen (z.B. nach der Art der Astrologie) nachlaufen und nicht selten den gesunden Bezug zur Wirklichkeit verlieren läßt. Die jungen Menschen in Kalifornien, die sich vor einigen Monaten das Leben nahmen, um dem Kometen Bopp-Hale nachzueilen, bieten ein prägnantes Beispiel für den Unsinn der Esoterik. 

 

Und das Christentum? 

Präsentiere aber der christliche Glaube nicht auch eine Lehre, die die Menschen befolgen sollen, um das ewige Heil zu erlangen? Werde denn von einem Christen nicht auch verlangt, die Morallehre des Evangeliums und dessen Aussagen über Gott zu bejahen und zu befolgen, um auf diese Weise erlöst zu werden? Kenne das Christentum nicht auch einen Religionsstifter - Jesus Christus -, der seine persönlichen Erkenntnisse der Menschheit kundgetan habe? Worin unterscheide sich denn der christliche Glaube von der Esoterik oder z.B. auch von den Religionen wie Buddhismus oder Islam? Besitze er ja dieselbe Struktur wie diese und die übrigen “Heilslehren”. 

Und können überhaupt Gott und die christliche Religion den Menschen aus der moralischen Bedrängung befreien und ihm eine brauchbare Lösung für seine Probleme bieten? Oder kann der Anspruch des Christentums auf seine einzigartige und herausragende Stellung innerhalb der übrigen Religionen nicht begründet werden? 

In sämtlichen sogenannten Lebensphilosophien (oder auch Religionen) erscheint als eigentliche Ursache der “Erlösung” die Annahme und Befolgung der jeweiligen “Heilslehren”. Der Mensch werde “erleuchtet” und “befreit”, indem er sich die “Weisheit” des “Meisters” aneigne. Entscheidend ist hier das Moment des Bejahens und Befolgens einer “Lehre”! 

Das Christentum stützt sich dagegen letztendlich nicht auf eine Lehre, sondern auf ein Handeln - auf die Heilstat Jesu Christi! Nicht hauptsächlich durch die Lehrtätigkeit (oder auch das teilweise sogar Aufsehen erregende Wunderwirken) des Herrn wurde den Menschen das Heil gebracht, sondern eigentlich erst durch eine Tat - das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu Christi. Diese Tat Christi, und nicht bereits Seine Predigt und Wunder, ist die eigentliche Ursache (und die Quelle) der Erlösung! Darin unterscheidet sich der christliche Glaube radikal von den übrigen “Heilslehren”. 

Während in einigen Religionen die Religionsstifter lediglich als Vermittler zwischen der Gottheit und der Menschheit auftraten, um der letzteren die “Botschaft” der betreffenden Gottheit mitzuteilen und zu verdeutlichen (diese Rolle spielt z.B. Mohammed im Islam), bleibt Jesus Christus nicht bloß bei der Nachrichtenvermittlung stehen. Er begnügt sich auch nicht mit der Belehrung Seiner Zeitgenossen, dem Auslegen göttlicher Worte oder dem Wunderwirken unter dem Volk - Er gibt (darüberhinaus) Sein eigenes Leben für die Menschen hin! Das ist die Kernaussage des christlichen Glaubens, wie sie in keiner anderen Religion anzutreffen ist. 

Noch ein anderer Gesichtspunkt gilt unbedingt zu berücksichtigen. Es ist nicht nur ein Mensch, der diese Ganzhingabe vollbringt, nicht mehr unternimmt hier ein bloßer Mensch den Versuch, die Erdbewohner aus der sittlichen Dunkelheit zu befreien und sie mit Gott zu versöhnen - es ist der Gottmensch, Gott selbst, Der dies tut! Und das Besondere dieser Heilstat Gottes besteht darin, daß Gott dies tut, um - als Ziel und Zweck - die ganze Schuld der gesamten Menschheit auf Sich zu nehmen und durch stellvertretende Sühne wieder-gut-zu-machen: “So ist der Menschensohn ... gekommen, ... zu dienen, ja Sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele” (Mt 20,28)! Dadurch daß Gott sich mit der Schuld der Menschheit identifizierte, kann sich Sein Selbstopfer nun auch in der Tat zum Heil der Menschen auswirken. Die un-endliche Liebe des Gottessohnes “ersetzt” und “begleicht” die gesamte Schuld der Menschheit vor Gott! Durch Sein Kreuz ist dieser liebende Gott tatsächlich in der Lage, der göttlichen Gerechtigkeit genugzutun: die Bosheit der Menschen aufzuwiegen, ihre Sünden abzubüßen, hinreichend Sühne zu wirken. Das Tor zum Paradies wird nun wirklich geöffnet und den Menschen ein Leben im unerschaffenen Lichte Gottes ermöglicht! 

Und wenn sich der Mensch diesem Liebesopfer Christi willentlich anschließt und sich in dieses ganzheitlich hineinbegibt, kann er sich auch in seiner Not wirksam helfen lassen. Es ist dies nicht mehr ein eigenmächtiges Streben nach Befreiung und Erleuchtung, ein Versuch der Selbsterlösung - der Mensch wirkt, aber er wirkt zusammen mit der ihm zuvor großzügig angebotenen Gnadenhilfe Gottes. 

Das Ziel des Christen besteht somit nicht im Befolgen irgendwelcher menschlicher “Weisheiten” und Lehren, sondern letztendlich in der lebensmäßigen Hingabe an Gott, im Einwilligen in das Liebesopfer Jesu Christi am Kreuz! (Das Evangelium soll uns dazu hinführen und dafür vorbereiten.) Das ist der christliche Grundgedanke der Nachfolge Christi, der Nachahmung Seiner Lebenshaltung, der Liebe Gottes: “Wer Mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und so folge er Mir” (Mt 16,24); “Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und Mir nicht nachfolgt, ist Meiner nicht wert” (Mt 10,38). 

Als Folge dieser Hingabe an Gott ergibt sich dann aber auch die Teilhabe an der Sühne, die Christus bewirkte. Denn man trägt ja sein Kreuz im Geiste und in der Gesinnung Christi, d.h. zusammen mit Ihm! Somit wird einem auch der Weg bereitet für die aus allen geistigen Fesseln befreiende und aus aller seelischen Not erlösende Gnade des göttlichen Erlösers. Wer mit Christus leidet, wird mit Ihm auch auferstehen: “Wir müssen mit Ihm leiden, um mit Ihm auch verherrlicht zu werden” (Röm 8,17). Nur das ist der Weg, innere Befreiung und Erfüllung zu erlangen! 

 

Christentum notwendig?

Nun wird der enorme Wert der christlichen Religion deutlich erkennbar, ihre zentrale heilsgeschichtliche Bedeutung wie ihr Überragen über alle anderen Religionen und Weltanschauungen. Niemand außer Jesus Christus ist als wahrer Gott wahrhaft Mensch geworden und als unschuldiges Lamm für die sündige Menschheit gestorben. Jesus Christus ist der wahre und einzige Erlöser, Der grundsätzlich zwischen Himmel und Erde Frieden zu stiften vermag! Daher kommt es einer groben Beleidigung Christi gleich, will man sämtliche menschliche “Propheten” und “Weisheitslehrer” mit Christus auf eine Stufe stellen oder Ihn bloß zu einem “Wohltäter der Menschheit” degradieren. Umso schlimmer ist es, wenn sogar Personen, die sich zu Christen zählen, sich für die Gleichwertigkeit sämtlicher Religionen starkmachen. 

Wie anders ist zu verstehen, wenn z.B. das Vatikanum II. in der “Erklärung über die nichtchristlichen Religionen” behauptet, die Muslime würden “den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat” (Art.3)? Zwar besitzt der Islam eine Allahvorstellung, die in einigen wenigen Punkten der christlichen Gotteslehre ähnlich klingt, keinesfalls aber läßt der Islam als solcher “den alleinigen und lebendigen Gott anbeten”! Hat ja der Vater “durch Seinen Sohn zu uns gesprochen” (Hebr 1,2) und nicht getrennt oder unabhängig von Ihm. Es ist ein Verbrechen, wenn Nichtchristen z.B. im Zusammenhang mit dem sogenannten interreligiösen Gebetstreffen in Assisi 1986 von den Organisatoren (Johannes Paul II.!) aufgerufen wurden, zu ihren Götzen zu beten. Dabei wurde peinlichst genau darauf geachtet, keine der Religionen wertvoller als die anderen in Erscheinung treten zu lassen. Wie anders ist auch zu bezeichnen, wenn Johannes Paul II. unaufhörlich behauptet, Christen und Moslems würden (als solche) “an denselben Gott” glauben (in Marokko am 20.08.85; vgl. den Appell an die Muslime vom 07.09.89), sie seien “im wahrsten Sinne des Wortes Brüder und Schwestern im Glauben an den einen Gott” (in Kenia am 14.02.82), “auch wenn sie (zusammen mit den Hindus) nicht die gleiche Verehrungsform haben” (in Kenia am 18.08.85)? 

In der Enzyklika “Redemptor hominis” wird sogar gesagt, daß “der feste Glaube der Bekenner nichtchristlicher Religionen (...) aus dem Heiligen Geist hervorgeht” (siehe lat. Originaltext). Kein Wunder, daß der römische “Oberhirte” an heidnischen kultischen Riten teilnimmt (in Togo am 24.06.85) oder bei Zeremonien mitmacht, die eindeutig heidnisch-satanischen Hintergrund haben (in Indien am 05.02.86). Die inhaltlich und zahlenmäßig übertriebene Betonung der angeblichen Vorzüge der nichtchristlichen Religionen bedeutet nichts anderes, als daß man nicht im Ernst um die Einzigartigkeit der Person und die heilsgeschichtliche Tragweite des Erlösungswerkes Jesu Christi überzeugt ist. Sonst würde man ja nicht ständig mit diesen nichtchristlichen Religionen flirten! (Gegen eine sachliche Feststellung ist dagegen nichts einzuwenden.) Schließlich ist das nichts anderes als Apostasie, Abfall vom christlichen Glauben! 

Die Gesellschaft und die Amtskirche arbeiten mit aller Gewalt auf die Errichtung eines Pantheons, einer Welteinheitsreligion hin, in der alle Religionen und “Propheten” gleichwertig sein sollen. Damit wird aber jede Religion zur Bedeutungslosigkeit verdammt, ja sogar die Religion als solche vernichtet. Trotz gegenteiliger Strömungen in der Gesellschaft und der Amtskirche wollen wir uns diesen Tendenzen bewußt entgegenstellen und nicht zulassen, daß Christus in unseren Herzen entthront wird. Wir wollen uns umso mehr auf die Heilstat und die Erlösungsgnade des wahren Gotteslammes besinnen und in den Lobpreis Seiner Herrlichkeit miteinstimmen, den alle Engel und Heilige Ihm unaufhörlich darbringen! 

P. Eugen Rissling

 

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