Leiden und Auferstehung Jesu und das Grabtuch von Turin

  In den Evangelien tritt Jesus in Seinem Leben, in Seinem Leiden, in Seinem Tod und in Seiner Auferstehung als unser Herr und Erlöser vor unser geistiges Auge, und wir tun gut daran, das, was Er für uns getan hat, immer wieder zu betrachten und uns durch Seine Liebe aus der Oberflächlichkeit unseres menschlichen Seins zu erheben.
Es scheint, dass Er uns aber neben den Evangelien auch andere Zeichen, andere Reliquien und Mahnmale hinterlassen wollte, die unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe wecken und stärken sollen.
Solche Zeichen gehören zwar nicht direkt zum Glauben der Kirche, und ihre wissenschaftliche Untersuchung ist keine Glaubensfrage. Aber dennoch lassen oft merkwürdige Übereinstimmungen aufhorchen.
So förderte auch der Fortschritt bei der wissenschaftlichen Untersuchung des Grabtuchs von Turin Ergebnisse zu Tage, die Gläubige wie Ungläubige überraschten, weil immer mehr Spuren vom Todeskampf, ja von der Auferstehung es wirklich als Grabtuch Jesu zu bestätigen scheinen! Ist es also möglicherweise ein Zeichen von der Art, wie sie Jesus auch zu Seinen Lebzeiten gegeben hat, die aber nur dann wirklich wahrgenommen und verstanden werden, wenn die Liebe zur Wahrheit in uns ist?
Vom 10. April bis zum 23. Mai 2010 wird dieses bekannte „Grabtuch Jesu“ im Dom von Turin wieder öffentlich ausgestellt werden (Die letzte Aussstellung fand im Jahr 2000 statt). Nach der Tageszeitung Avvenire sollen sich bereits Mitte Januar mehr als 600.000 Menschen per Internet für einen Besuch angemeldet haben.
Auch für uns soll diese Ausstellung Anlass sein, uns nochmals kurz die wichtigsten Daten zum Grabtuch von Turin in Erinnerung zu rufen, über welches wir früher schon ausführlicher berichteten und welches auch bei den letzten beiden Ausstellungen 1998 und 2000 von kleinen Gruppen von Lesern der „Beiträge“ besucht worden ist (vgl. Beiträge Nr. 32 – 34, oder www.beitraege-akg.de ):
Das Tuch im Dom von Turin wurde zwar schon seit Menschengedenken als das Grabtuch Jesu verehrt, von dem auch die Evangelien berichten (Mt.27,59; Mk. 15,46; Lk. 23,53). Allerdings fanden sich darauf neben vertrocknetem Blut nur schwache Spuren eines nicht ganz deutlichen Bildes. Als jedoch am 25. Mai 1898 der Turiner Anwalt Secondo Pia das Tuch bei einer Ausstellung erstmals fotografierte, wurde klar, dass das, was man bisher auf dem Tuch gesehen hatte, lediglich das Negativ des wahren Bildes gewesen war. Das „Negativ-Foto“ aus der Zeit vor Erfindung der Fotografie erregte von nun an die Aufmerksamkeit der Wissenschaft, deren Interesse es bis heute nicht mehr losgelassen hat, zumal sich mit den fortschreitenden wissenschaftlichen Möglichkeiten viele weitere überraschende Botschaften aus alter Zeit zu entschlüsseln begannen, die das Tuch als wirkliches Grabtuch Jesu Christi erscheinen und uns so ein wahres Bild, ja eine Fotografie des Mensch gewordenen Gottessohnes vor Augen erstehen ließen und uns zudem auch das ganze Ausmaß Seines Leidens für uns offenbarten!
Dreierlei fand man auf dem Grabtuch: Zunächst ein Bild eines Mannes im Negativ, ohne Farben. Außerdem findet man darauf positiv sichtbare Flecken, die von Blut und von Verbrennungen herrühren. Schließlich die über Jahrhunderte und Jahrtausende unlesbaren, erst durch neuere wissenschaftliche Möglichkeiten entdeckten Details, die immer deutlicher die Leidensgeschichte Christi bestätigten und damit die Echtheit des Tuchs als Grabtuch Jesu immer verständlicher werden ließen.
Die hohe Quantität von Bilirubin auf den leuchtend roten Blutflecken weisen darauf hin, dass die Person kurz vor dem Tod stark gefoltert worden war. Die Bluttgruppe AB kommt in Europa sehr selten vor. Auf dem Rücken findet man ca. 100 – 120 längliche Spuren (jede ca. 4cm lang), wie sie die römische Bleigeißel hinterlässt, was (bei drei Enden an der Geißel) auf eine römische Geißelung von ca. 40 Schlägen hinweist.
Darüber hinaus fand man Wunden wie von einer Dornenkrone, die Schulterwunde, die Seitenwunde, die Spuren der Kreuzigung… Zeugnis von schweren Stürzen geben Erdspuren, die Aragonit enthalten (eine seltene Kalksteinart, die sich in Jerusalem fand), an der Ferse, am Knie, an der Nase…
Auf dem Gesicht – trotz allem von majestätischer Erhabenheit - findet man das rechte Augenlid eingerissen, Schlagwunden an den Augenbrauen, eine dreieckige Wunde auf der rechten Wange, die von einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand zeugt, Blutbäche an der Stirn wie von spitzen Dornen hervorgerufen… Die Rinnsale bestätigen den Tod am Kreuz in aufrechter Körperhaltung, der ausgerissene Bart ist ein Hinweis auf den Vorwurf der Gotteslästerung. Die Beine des Gekreuzigten sind nicht zerschlagen wie sonst üblich…
Die Blutströme an den Händen in leicht verschiedenen Richtungen schräg nach unten sind ein Hinweis auf die typischen Bewegungen und Haltungen am Kreuz. (Der Gekreuzigte musste sich nach einer bestimmten Zeit immer wieder hoch ziehen, um überhaupt noch atmen zu können). Die Nägel an den Händen gingen nicht durch die Handflächen, wo sie den Körper gar nicht hätten tragen können, sondern durch die Knochen der Handwurzel. Die Daumen sind nach innen geklappt, medizinisch völlig korrekt bei Verletzung des Mittelnervs in der Handwurzel! Der Brustkorb ist herausgepresst und erhoben, ebenfalls ein Hinweis auf den Tod durch Kreuzigung. Solche Einzelheiten einer Kreuzigung waren mittelalterlichen Malern gar nicht mehr bekannt, da Kaiser Konstantin 347 die Kreuzigung als Strafe abgeschafft hatte. Das Blut ist gut konserviert und es lässt sich unterscheiden, ob es vor oder nach dem Tod (Seitenwunde) floss.
Auffallend: es sind keinerlei Spuren einer Verwesung festzustellen! Der Körper wurde wieder vom Grabtuch getrennt, bevor die Verwesung eingesetzt hätte, muss also weniger als drei Tage darin gelegen sein.
Überraschend: Das verkrustete, vom Leinen aufgesogene Blut weist keine Zeichen einer gewaltsamen Trennung auf, wie sie beim Lösen des Leichnams von dem Tuch hätte auftreten müssen. Auf beispiellose, unerklärliche Weise wurde der Körper aus dem Leinen entfernt! Die Blutkrusten und das Gewebe sind unverletzt! Ein Raub des Leichnams oder auch eine bloße „Umbettung“ erscheint damit ausgeschlossen! Unversehrte Blutkrusten sind nur durch eine wunderbare Auferstehung erklärbar!
Auf dem Tuch finden sich Pollen, welche nur in ganz bestimmten Gebieten vorkommen (Jerusalem – Anatolische Steppe – Konstantinopel usw.), die den überlieferten Aufbewahrungsorten des Tuches entsprechen. Die Webart des Tuches verweist auf den Orient und auf das erste Jahrhundert. Diese Art von Leinenkörper ist in Europa erst seit der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts bekannt.
Auch Spuren von Baumwolle ebenso wie die Maße des Tuches, die antiken jüdischen Ellen entsprechen, deuten auf den Orient hin.
Weder Brände noch Löschwasser konnten das Bild zerstören. Sehr überraschend ist, dass sich auf dem Tuch keinerlei Spuren von Farben finden… Die Oberfläche weist lediglich – im Gegensatz zu einigen Blutspuren, die sich auch dort finden – eine Art „Versengung“ auf, die aber – außer an den wirklichen Brandspuren, die von späteren Verbrennungen herrühren – nie tiefer als 40 Mikrons (= Tausendstel Millimeter) reicht. Aloe, Myrrhe, Schweiß und Wundflüssigkeit, die oft als Ursache vermutet wurden, hätten ganz andere Spuren ergeben müssen, wie verschiedene Tests bewiesen.
Das Bild ist kein einfacher Abdruck, denn beim Abdruck hätte das Tuch unbedingt Hoch-, Schräg- und Tiefstellen des Mannes berühren müssen. Wenn das Tuch dann wieder flach liegt, ergäbe sich ein völlig verzerrtes Bild eines Gesichtes mit einer überbreiten Nase usw. Auch sind die Hell-Dunkel-Werte nicht einfach umgekehrt zur Helligkeit oder Dunkelheit auf dem Objekt, sondern lassen – was bei einer gewöhnlichen Fotographie nicht möglich ist – alle Körperstellen, die hervorstehen, wie Augenbrauen, Nasenspitze, Wangengeschulst, Kinnpartie usw. auf dem Tuch dunkler erscheinen, während weiter vom Tuch entfernte Teile schwächer oder gar nicht mehr abgebildet sind. Mit Hilfe einer Computer-Bildanalyse lässt sich so die dritte Dimension des Körpers darstellen!
Man kann so auch die abgewandten Daumen ausfindig machen, weil das Bild kein Abdruck, sondern ein Projektionsbild ist. Zugleich kann man so auch Münzen auf den Augen erkennen, was einen alten jüdischen Brauch bestätigt. Bei Untersuchungen dieser Münzen konnte man feststellen, dass eine einer besonderen Münzart entsprach, welche Pontius Pilatus in den Jahren 29 - 31 n. Chr. prägen ließ, die andere über der linken Augenbraue war überhaupt nur zwischen 29 und 32 n. Chr. im Umlauf. Sie war die kleinste Münze der Juden. Damit ist eine überaus exakte Zeitbestimmung möglich!
Es zeigt sich auch, dass die Blutspuren anders verlaufen, als es die Abbildung des Gekreuzigten zunächst vermuten lässt, eben weil das Tuch nicht flach auf dem Leichnam aufgelegen ist! Es ergibt sich so eine Fülle an gut abgesicherten und einander bestätigenden Informationen, die eine Fälschungshypothese unmöglich machen. Nicht einmal die Nachahmung vieler beschriebenen Details ist bis heute möglich, geschweige denn ihre originäre Kombination.
Ein Radio-Carbon-Test aus dem Jahr 1988, der eine Entstehung des Grabtuches zwischen 1260 und 1390 nahelegt, erwies sich als wissenschaftlich unzuverlässig. So wurde 1989 die These einer mittelalterlichen Fälschung vom Koordinator der Radio-Carbon-Forscher, Dr. Mike Tite, in einem Schreiben vom 14. September 1989 an Prof. Gonella, den Berater des damaligen Erzbischofs von Turin, auch offiziell wieder zurückgenommen und die Echtheit des Grabtuches am 12. Juni 1993 auf Grund der Gesamtheit der Untersuchungen bei einem wissenschaftlichen Symposium in Rom wieder klar bestätigt.
Die Untersuchung von 1988 war vor allem deswegen nicht aussagekräftig, weil die Proben in der Nähe von ehemaligen Brand- und Löschwasserflecken oder an Stellen, wo der Stoff mit Fäden anderer Natur durchsetzt war, entnommen wurden, was eine verlässliche Radio-Carbon-Datierung unmöglich macht! Auch wurde die Möglichkeit von anderweitiger Verschmutzung nicht untersucht und in den Berichten über die Entnahme der Proben traten große Unterschiede bezüglich des Gewichtes der Proben zu Tage. Darüber hinaus wurden weder wie geplant unterschiedliche Methoden angewandt noch arbeiteten die verschiedenen Labors unabhängig voneinander. Eine gewisse Voreingenommenheit gegen das Tuch bei den Untersuchenden, die Versuche zur Ausschaltung von Persönlichkeiten mit großer Fachkompetenz, Ungenauigkeiten, Unterlassungen, nicht eingehaltene Abmachungen, spärliche Informationsbereitschaft und anderes belasteten die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse. Eine genaue Darstellung aller wissenschaftlichen Untersuchungen wurde nie vorgenommen. Die Experimente sind daher nicht wiederholbar und die "Ergebnisse" wissenschaftlich belanglos.
Gegen eine Datierung aufs Mittelalter spricht auch die Tatsache, dass seit dem 6. Jahrhundert, als das nicht von Menschenhand gemachte Bild Christi weithin bekannt wird, sich fortan viele Bilder in der Kunst am diesem Bild orientierten. Ein in St. Petersburg gefundenes Reliquienkästchen aus dem 6. Jahrhundert stellt den Leichnam Christi in der Haltung des Leichentuchs von Turin dar. Eine Abbildung auf der Tremissis-Münze des Kaisers Justinian II. Rinometo (685 – 695), der als erster byzantinischer Kaiser ein Christusbild auf Münzen prägen ließ, ist deckungsgleich mit dem Grabtuch. Sogar die Rille am Hals ist zu sehen. „Die Ikonen, die seit dem 6. Jahrhundert (z.B. die enkaustische Pantokratorikone vom Sinai) auf das Antlitz des Grabtuches zurückgehen, weisen stereotype Merkmale auf, die sich mehr oder weniger bei allen Ikonen wiederfinden“ (Wally, Traude, Die Frage der Echtheit des Grabtuches von Turin im Lichte der neuesten Forschung, Manuskript, S. 4). „Gerichtsmediziner haben 145 Übereinstimmungspunkte mit dem Grabtuch gezählt. Bei allen Christus-Ikonen finden sich folgende Merkmale: eine Augenbraue ist höher als die andere – das Gesicht in einer strengen Frontalansicht – große offene Augen – die Nase ist lang und schmal – an der Nasenwurzel befindet sich ein auf die Spitze gestelltes Dreieck – lange Haare zu beiden Seiten des Gesichtes, in der Mitte gescheitelt – ein kurzes Haarbüschel, mit mehreren Spitzen auf der Stirn – großer Zwischenraum zwischen Backenknochen und Haaren – starke Backenknochen – unsymmetrische Gesichtszüge – Oberlippenbart nicht symmetrisch – kleiner Mund, nicht mit Schnurrbart verdeckt – ein nicht zu langer Bart am Kinn…“ (Madinger, Dr. Herbert, in: Briefe der Katholischen Glaubensinformation, Wien 2000/3+4, S.9). 1192 findet sich im Kodex Pray in Budapest, einer der wichtigsten Handschriften Ungarns, ein Bild des Tuches, bei dem sogar die Brandlöcher und die versteckten Daumen aufscheinen, und das alles Jahrhunderte vor dem Datum, das die Radio-Carbon-Untersuchung als Entstehungszeit des Grabtuches vorschlägt!
Auf dem Tuch fand man auch merkwürdige Bildspuren von Blüten, die eindeutig Palästina oder der Gegend von Jerusalem zugeordnet werden konnten und mit ins Grabtuch gelegt worden sein dürften. Durch die Blütezeit im März oder April sind Aussagen über die Jahreszeit der Bestattung möglich. Auch eine merkwürdige Entsprechung zum Tuch von Oviedo in Spanien im Hinblick auf Bild und Blutspuren wurde nachgewiesen, welches nach einer Überlieferung (5.Jhdt.) das Haupt Jesu nach Seiner Kreuzigung einhüllte.
So führt uns das Grabtuch von Turin das bittere Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus drastisch vor Augen. Ja, durch das Fehlen von Verwesungsspuren und durch die Unversehrtheit der Blutkrusten, die bei einer gewöhnlichen Wegnahme des Leichnams unmöglich wäre, weist es uns hin auf die leibliche Auferstehung Christi!
Das Grabtuch ist somit ein Tor zu einer besonderen Christusbegegnung. Sein Antlitz zeigt sich uns trotz aller Verletzungsspuren, Quetschungen und Wunden voller Majestät und in großer Würde und Heiligkeit.
Das Bild lädt uns ein, Sein Leben und Sterben wie auch Seine Auferstehung zu betrachten und uns in Seine Nachfolge zu begeben, um durch ein Leben in Seiner Liebe würdig zu werden, Ihn einst ewig in Seiner vollen Schönheit von Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen!

Thomas Ehrenberger

Auf der Seite http://www.sindone.org kann man einen Besuch der Reliquie reservieren. (Kostenlose) Karten,
die für den Besuch notwendig sind, kann man für den jeweiligen Tag auch direkt vor Ort bekommen.
Möglichkeiten zum Messbesuch (ohne una cum) in der Innenstadt von Turin:

Oratorio del Sacro Cuore
Via Conte Emanuele Thesauro 3/D.
Alle Sonntage gesungene hl. Messe um 9.00 Uhr;
Stille heilige Messe um 11.15 Uhr;
Am ersten Freitag des Monats um 18.15 Uhr.
Mess-Informationen italienisch und französisch:
Istituto Mater Boni Consilii
Località Carbignano, 36
10020 Verrua-Savoia (TO) ITALIA
Info@Sodalitium.it
Tel.: 0039 0161 839335
Fax: 0039 0161 839334)

Bei Interesse am Besuch des Grabtuches können Sie sich auch an die Redaktion wenden.


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