Die hl. Margareta Maria Alacoque und die Entstehung und Verbreitung der Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu

So viele heilige und gottselige Seelen waren schon von jeher von innigster Liebe zu dem göttlichen Herzen erfüllt; Gott wollte aber, dass diese Verehrung erst in späterer Zeit allgemein aufkommen sollte. Das geschah wirklich am Ende des 17. Jahrhunderts und dazu erwählte sich Gott eine einfache Klosterfrau, Margareta Maria Alacoque (1920 heilig gesprochen, Anm.) aus dem Orden der Heimsuchung Mariä (Visitanten-Orden). Sie lebte in einem Kloster zu Paray-le-Monial, einer kleinen Stadt im Bistum Autun in Frankreich. Nach einem heiligmäßigen Leben starb sie daselbst ebenso gottselig den 17. Oktober 1690.

Dieser demütigen, der ganzen Welt unbekannten Ordensschwester erschien unser göttlicher Heiland zu wiederholten Malen. Er zeigte ihr Sein heiligstes Herz und zugleich die unermesslichen Gnadenschätze, die dasselbe in sich schließt. Er sprach von Seiner unendlichen Liebe, in welcher Er die Menschen umfange, aber auch von dem großen Undank, womit so viele diese Liebe Ihm vergelten. Endlich forderte Jesus, Maria Margareta solle dahin arbeiten, dass der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav als ein eigenes Fest in der ganzen Kirche gehalten werde, um sein göttliches Herz feierlich zu verehren und demselben durch demütige Abbitte einigen Ersatz zu leisten für alle die Unbilden, welche Er in dem heiligsten Altarssakrament von den Ungläubigen und schlechten Christen zu erdulden hat. Auch war es der ausdrückliche Wille Jesu, dass noch insbesondere der erste Freitag eines jeden Monats der Verehrung Seines süßesten Herzens sollte geweiht werden.

Was die selige Margareta von dem göttlichen Erlöser selbst deutlich und bestimmt vernommen zu haben beteuerte, das teilte sie ihren durch Gelehrtheit und Frömmigkeit ausgezeichneten Beichtvätern mit. Nach reiflicher Prüfung erkannten diese sowohl die Echtheit jener himmlischen Offenbarungen, als auch die Vortrefflichkeit der Andacht, welche jetzt entstehen sollte. Doch die Sache fand große Hindernisse von vielen Seiten; unzählige Einreden und Widersprüche wurden dagegen gemacht. Und dass eine ganz einfache Klosterfrau ein so großes Werk anregen und vollführen sollte, das erregte bei vielen Missfallen und Widerwillen. Hätte sich Gott, so hieß es, nicht eher eines berühmten Mannes damaliger Zeit, z.B. eines heiligen Franz von Sales, zur Einführung dieser Andacht bedienen sollen?

Doch gerade hierin liegt ein Beweis mehr, die Sache sei Gottes Sache gewesen. Wie Er einmal durch zwölf ungelehrte Fischer die ganze Welt zum Glauben an den gekreuzigten Gottmenschen geführt hatte, so bewirkte Er auch jetzt durch ein schwaches Werkzeug eine so auffallende Tatsache und zwar in kurzer Zeitfrist. Die fromme Dienerin Gottes erlebte und sah es selbst noch, wie die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu an vielen Orten eine sehr günstige Aufnahme fand. Schon nach etwa 40 Jahren war diese Andachtsübung in allen Weltteilen verbreitet. Im Jahre 1726 ward sie von dem Papste Innozenz XII. gutgeheißen, und Clemens XIII. (1758﷓1769) erhob das Herz-Jesu-Fest zu einem allgemeinen Kirchenfest. Bald entstanden auch mehrere Bruderschaften zur besonderen Verehrung des göttlichen Herzens und die kirchlichen Oberhirten verliehen denselben große und viele Ablässe.

So haben sich seit der seligen Mutter Margareta Alacoque Millionen frommer Seelen diesen Vereinen angeschlossen. Tausend und tausend Beispiele einer innigen Verehrung des heiligsten Herzens beweisen, dass dasselbe die Gemüter beständig an sich zieht. Und wer zählt jene unschätzbaren Gnaden, die aus dieser Quelle alles Guten seither geflossen sind? O ja, überaus gütig und erbarmungsvoll ist Jesus immerdar gegen jene, die Sein anbetungswürdiges Herz andächtig verehren.

Das sei auch dir, o christliche Seele, zur Belehrung und Ermunterung! Erwäge wohl jene Worte, die der göttliche Erlöser einst zu seiner treuen Dienerin Margareta Maria sprach: "Reichlich werde Ich die Reichtümer meiner Gnaden über jene ausgießen, die mein Herz eifrig verehren und sich demselben in frommer Andacht weihen. Ja, diese Andacht empfiehl den Geistlichen und den Ordensleuten, damit sie durch dieses wirksamste Mittel so heiligmäßig leben, wie es ihr Stand von ihnen fordert. Verkünde diese Andacht allen denen, die an dem Seelenheile anderer arbeiten, damit sie durch dieses untrügliche Mittel die Gabe empfangen, die verstocktesten Herzen zu erweichen und zu bekehren. Endlich auch die Weltleute, ja alle Gläubigen ermuntere zu dieser wohlbegründeten Andacht, auf dass sie eben dadurch am leichtesten ihre Leidenschaften besiegen, den Frieden der Seele erhalten und in kurzer Zeit zu einer glühenden Liebe Gottes gelangen." Sieh, solch herrliche, solch tröstliche Verheißungen gibt unser teuerster Heiland allen denen, die der andächtigen Verehrung Seines heiligsten Herzens eifrig ergeben sind. Und wenn es Seine liebevollen Worte so deutlich zu erkennen geben, wie Er diese Verehrung aufs Innigste wünsche, so wollen wir doch Seinen Wünschen entgegenkommen und sie zu erfüllen suchen!

Da ist aber vor allem das Gebet notwendig. Verlangst du eine innige Liebe zu Jesus und eine zärtliche Andacht zu Seinem göttlichen Herzen, so bete! Bete mit vollem Vertrauen, bete aus dem Innersten Deiner Seele, bete beharrlich! Flehe ganz inbrünstig, der Herr möge etwas von Seiner Liebe aus Seinem heiligen Herzen nehmen und es in das deinige legen! O gewiss, da vorzugsweise wird in Erfüllung gehen, was Er so bestimmt versprochen: "Jeder, der bittet, wird empfangen" (Lk. 11,10)). Diese himmlische Gabe, die Liebe zu Seinem heiligsten Herzen - diese kann uns Jesus nicht versagen, wenn wir Ihn inständig darum bitten.

Suche aber auch andere für die nämliche Andacht zu gewinnen - durch dein erbauliches Beispiel, durch geeignete Belehrung und Aufmunterung. Könnte es ein gottgefälligeres Werk geben, als wenn du auch nur einige Seelen zu besserer Erkenntnis und größerer Liebe Jesu führen würdest? Welch ein unschätzbares Verdienst wäre dies für die ganze Ewigkeit! Und ist es dir nicht möglich, hierin wenigstens auch etwas zu tun? Auch das Wenige, das du in solch redlicher Absicht tust, hat unermesslichen Wert und wird nicht ohne gute Früchte bleiben.

Worte der heiligen Margareta Maria Alacoque:
"Ich habe keinen anderen Wunsch, als die Verherrlichung des heiligsten Herzens Jesu. O wie groß ist meine Freude, dass dieses göttliche Herz gekannt, geliebt und verherrlicht wird!"
"Lieben wir doch dieses heilige Herz, aber lieben wir dasselbe ohne Rückhalt und Ausnahme, geben und opfern wir alles für dieses allergrößte Glück, und wir werden im Herzen unseres Gottes alles besitzen." 

(Aus: Essinger, P. Konrad Maria, Die Nachfolge des heiligsten Herzens Jesu, Verlagsanstalt Benziger, Einsiedeln 1864, S. 20ff.)



Zurück Hoch Startseite