Der heilige Georg
 

Ritter und Martyrer, gestorben im Jahre 303
Fest: 23. April
Darstellung: Im Kampf mit dem Drachen. - Wird angerufen in Zweifeln wider den Glauben.


Der heilige Georg zählt zu den heiligen vierzehn Nothelfern. Die sehr frühe Verehrung des heiligen Georg läßt die Bezweiflung seiner geschichtlichen Existenz, wie wir sie heute leider auch erleben, nicht zu, selbst wenn wir von seinem Leben nicht so viele Einzelheiten kennen wie bei vielen Heiligen der neueren Zeit.


Der heilige Georg stammte aus einer ansehnlichen Familie aus Kappadozien und hatte das Glück, von christlichen Eltern geboren und in aller Gottseligkeit schon von frühester Jugend an erzogen zu werden.

Als sein Vater starb, hatte der heilige Georg die Jahre des männlichen Alters noch nicht erreicht; er begab sich mit seiner wohlbemittelten Mutter nach Nikomedien, wo sie ihre Besitzungen hatte. Da der Jüngling sowohl seiner adeligen Herkunft als auch seiner eigenen körperlichen Stärke und Schönheit wegen zum Kriegsdienst geeignet war und er wirklich diesen Stand gewählt hatte, rückte er von Stufe zu Stufe vor. Der Kaiser Diokletian schätzte den tapferen und diensteifrigen Krieger Georgius sehr hoch und erhob ihn auf eine der ersten Ehrenstellen im Heere. Der Kaiser wußte aber nicht, daß Georg unter der Fahne Jesu Christi stehe und ein ebenso eifriger Christ als kühner Kriegsheld sei.

Als seine Mutter gestorben war, reiste Georg zum Kaiser und nahm einen nicht unbedeutenden Teil seines Vermögens mit sich. Kaum war er an des Kaisers Aufenthaltsort angelangt, als er dessen grausame Befehle zur Verfolgung der Christen vernahm. Da entschloß sich der mutige Streiter Christi sogleich, seinem Heiland treu zu bleiben. Um sich auf den bevorstehenden heißen Kampf vorzubereiten, teilte er vor allem sein ganzes Vermögen und seine Kleider unter die Armen aus, entließ seine Knechte und suchte durch Gebet und fromme Übungen der göttlichen Gnade sich würdig zu machen. Ja, er faßte sogar einen Entschluß, wozu nur ein besonderer göttlicher Antrieb ihn ermutigen konnte. Voll christlichen Mutes nämlich trat er vor den Kaiser, warf ihm seine Grausamkeit vor und verkündete ihm die Macht Jesu Christi und die Nichtigkeit der Götzen. Das brachte den Tyrannen auf das Äußerste. Doch verbarg er noch seinen Zorn und suchte den heiligen Mann, den er an seine Zuneigung und an die von ihm erlangten Ehren und Auszeichnungen erinnerte, durch Schmeicheleien zu gewinnen. Als er aber auch diesen Versuch zu seiner Beschämung an der Standhaftigkeit des heiligen Georg scheitern sah, hielt er sich nimmer zurück, sondern versuchte nun, ihn durch die schmerzlichsten Peinen zum Abfalle zu bringen. So hatte Georg Gelegenheit, wie er vorher seinen Mut öffentlich zeigte, auch seine unbesiegbare Ausdauer in den schmerzlichsten Martern zu beweisen, bis endlich sein Haupt unter dem Schwerte fiel und ihm hierdurch der Eingang in das himmlische Paradies geöffnet wurde, den 23. April des Jahres 303.

Der heilige Georg wurde schon im Urchristentum verehrt. Die Griechen haben ihm sogar den Titel "Großer Martyrer" gegeben, und sein Fest ist bei ihnen jetzt noch ein großer Feiertag. In Konstantinopel standen fünf Kirchen seines Namens, deren älteste von Konstantin dem Großen gebaut wurde, sowie auch die, welche auf dem Grabe des Heiligen in Palästina gestanden ist. Durch die Pilger, welche nach Jerusalem zogen und seine Kirchen und sein Grab in Palästina häufig besuchten, wurde die Verehrung des heiligen Georg auch im Abendlande verbreitet. Besonders berühmt war sein Name im 6. Jahrhundert nach den Berichten des heiligen Gregor von Tours (Frankreich). Der heilige Papst Gregor (Papst von 590 bis 604, Anm.) ließ eine zu seiner Ehre erbaute Kirche, die dem Einsturz drohte, wieder herstellen. Die heilige Klothilde, Gemahlin des Königs Chlodwig (466 - 511, Anm.), errichtete Altäre zu seiner Ehre und wollte, daß die Kirche des von ihr gestifteten Kosters Challes seinen Namen führe. Aus all diesen und noch mehreren Tatsachen geht hervor, daß die Verehrung des heiligen Georg im Abendlande, besonders in Frankreich, sehr alt ist. Der heilige Georg wird gewöhnlich als ein Ritter zu Pferde sitzend abgebildet, mit einem Drachen unter seinen Füßen, den er erlegt, womit sinnbildlich gezeigt wird, daß er die Versuchungen des Satans durch die Gnade Gottes und die Kraft seiner Liebe und Zuversicht überwunden habe, uns zum Vorbilde, daß wir gleich ihm in uns die Eigenliebe, diesen unruhigen bösen Drachen, bekämpfen und lieber Marter und Tod leiden als gegen Den sündigen, der aus Liebe zu uns sein Blut und Leben am Kreuze hingegeben hat.

Die Kriegsleute hatten von jeher eine große Verehrung für den heiligen Georg und riefen seinen Schutz besonders in den Schlachten an, weil der Heilige selbst ein tapferer Kriegsheld war. Er ist Hauptpatron von Genua. Auch die Engländer pflegten auf ihren Kreuzzügen unter ihren normannischen Königen eine große Andacht zum heiligen Georg und riefen ihn während des Schlachtgetümmels an. Die Andacht der Kriegsleute zum heiligen Georg gründete sich noch auf den Umstand, daß der Heilige vor der Schlacht bei Antiochia dem Heere der Kreuzfahrer erschien und die Ungläubigen auf seine Fürbitte geschlagen wurden.

In der Kirche seines Namens zu Rom wird sein heiliges Haupt und zu Köln der eine seiner Arme verehrt. Er wird angerufen in Zweifeln wider den Glauben, von den Kriegsleuten als ihr Beschützer in Schlachten und von den Landleuten bei Viehseuchen.

Ein jeder Christ kann gewissermaßen an der Marter, die den heiligen Georg so berühmt gemacht hat, teilnehmen, wenn er nämlich alle ihm zustoßenden Prüfungen mit christlicher Geduld, ohne Murren und Klagen, trägt. Diese Geduld ist desto nötiger, je gewöhnlicher die Gelegenheit ist, solche auszuüben. In der Tat, wir haben beständig etwas von Seiten der Nächsten oder von unserer Seite selbst zu leiden. Von Seiten der anderen sind es Unarten, widriger Charakter, Eigensinn, Mißgunst, Ungerechtigkeit. Von unserer Seite selbst sind es tausenderlei Plagen der Seele und des Leibes, die fast ohne Unterbrechung aufeinander folgen. Allein die aus christlichen Beweggründen errungene Geduld kann unser Elend erträglicher machen, die Schärfe der uns treffenden Übel mildern und noch Vorteile daraus schaffen. Entschließen wir uns zu einer herzhaften Geduld in allen Vorfällen; sie wird uns gegen die Kleinmütigkeit schützen, inmitten der empfindlichsten Drangsale trösten, alle unsere Leiden verdienstlich machen und uns jenen siegenden christlichen Helden zugesellen, die Jesus Christus als Seine wahren Anhänger erkennt.

Ausspruch des heiligen Georg: "Nichts wird meine Liebe zu Gott schwächen."

(Aus: Büchel, J., Heilige vierzehn Nothelfer, bittet für uns!, Verlag der Deutschschweizerischen Lourdeswallfahrt, St. Gallen 1951, S. 36ff.)

 

 

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