Die Gottesfrage

Katechesen (1981) von S.E. Dr. Günther Storck

Teil 5

Ich hatte beim letzten Mal besonders hervorgehoben, dass wir ja den wahren Gott suchen, nicht einfach irgendeine Vorstellung von Gott, nicht irgendeine Theologie nicht irgendeine Lehre von Gott!

Heute ist ja die Auffassung verbreitet, zu sagen, zu denken: der Buddhismus hat seine Theologie, der Islam etwa hat seine eigene Vorstellung von Gott, das Judentum seine eigene, das Christentum seine, alle Religionen haben ihre eigene Gottesauffassung, - und es verbindet sich ja sehr leicht, natürlicherweise, auf Grund der menschlichen Schwäche und Denkträgheit und Denkfaulheit, die Annahme, dass eben jeder seinen Gott hat. Und dann liegt natürlich, wenn man sich dies klar macht, der Skeptizismus nahe!

Die Auffassung nämlich, dass man Gott eben nicht erkennen kann. Der eine denkt halt so, der andere anders, und ein dritter wieder anders. Man kann halt nicht erkennen, wie Gott wahrhaft ist, und dann resigniert man: Diese Skepsis ist heute weit verbreitet, sie wird auch durch den Ökumenismus, von dem ich beim letzten Mal ja auch kurz gesprochen habe, sehr stark gefördert und verbreitet.

Der Ökumenismus macht nämlich den Fehler, die Auffassung zu haben, man brauche von allen Religionen nur das voneinander Unterscheidende abzuziehen, hinwegzunehmen, und dann findet man eine einheitliche, allen Religionen zugrunde liegende, für alle Religionen, alle Menschen dann geltende Auffassung!

Überlegen Sie selbst einmal - ich nehme ein möglichst drastisches und plastisches Beispiel -, wenn Sie einen Kreis von Mathematikern haben, sagen wir zehn Mathematiker, und jeder dieser Mathematiker äußert seine Vorstellung zu der Frage, wieviel zwei mal zwei sei, dann können Sie nicht die Resultate 4,1 - 3,9 - 5,6 - 8,2 - 9,1 usw. in einen Topf werfen und daraus eine Summe ziehen! - Man kann sich eben nur in der Wahrheit einigen!

Wenn man leugnet, dass zwei mal zwei vier ist, und erklärt dann alle Resultate dann für gleich möglich und versucht dann, eine Mitte aus diesen Resultaten zu erheben, dann landet man eben nicht in der Wahrheit!

Ich will das noch einmal von einer anderen Seite deutlich machen: Man könnte sagen: Ja, der Islam kommt zu seiner Gottesauffassung, weil er "mohammedanisch" denkt. Der Buddhist kommt zu seiner Auffassung von Gott, falls es im echten Sinn eine Gottheit dort gibt, weil er Buddhist ist, der Hindu, weil er Hindu ist, der Katholik, weil er Katholik ist - und man könnte das auch noch differenzieren innerhalb des christlichen Glaubens -, der Protestant hat seine Vorstellung vom Glauben und von Gott, weil er Protestant ist, der Calvinist, weil er seine spezifische Vorstellung von Gott hat!

Dann wären wir wieder genau dort, wo ich eben den Skeptiker angesiedelt habe, dass man sagt: "Es hat ja doch alles keinen Sinn, man scheitert!"

Wir suchen nicht irgendeine Vorstellung, sondern die wahre Vorstellung, das heißt, wir suchen den wahren, den allein wahren und lebendigen Gott!

Sie werden gewiss zugeben: Das ist eine ganz gewaltige Bemühung, ein ganz gewaltiger Anspruch, der in einem solchen Vorhaben zum Ausdruck kommt, der aber doch nichts anderes beinhaltet, wie Sie zugeben werden, als das, was das Christentum und der katholische Glaube vom Christentum gerade aussagt und bekennt!

(Fortsetzung folgt)
 

 

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