Die Gottesfrage

Katechesen (1981) von S.E. Dr. Günther Storck


Teil 18

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen.
Liebe Brüder und Schwestern in Christus, unserem Herrn!
Wir stehen noch bei der Thematik der christlichen Gottesfrage, und ich möchte Ihren Blick heute auf ein ganz bestimmtes Thema lenken. Wir haben ja beim letzten Mal die eigentlich christlich-religiöse Thematik aufgegriffen und haben von der Trinität gesprochen: Dadurch, dass Gott trinitarisch ist, kann Er sich offenbaren! Kann Er sich offenbaren und kann den Menschen Anteil an Seiner Liebe geben!
Das ist ja das Entscheidende dieser Offenbarungsreligion des Christentums: Gott offenbart sich in Seinem Sohn, Er schenkt den Heiligen Geist, und durch die Gabe des Heiligen Geistes können wir an Gott Anteil haben! Die mittelalterliche und die neuzeitliche Theologie hat das unter dem Begriff der „Übernatur“ gerade erfasst: Diesen Charakter der Offenbarungsreligion, dass wir durch die Selbstmitteilung Gottes, durch die Offenbarung Gottes an Gott selbst Anteil gewinnen! Und dadurch ist eigentlich die Vollendung im Sinne der Offenbarungsreligion möglich! Jetzt braucht der Mensch nicht mehr seinen eigenen Wünschen, Vorstellungen, Plänen, Interessen nachzujagen, die ihm doch letztlich das nicht schenken und gewähren, was er sucht. Jetzt kann er Gott lieben, unmittelbar lieben, und jetzt findet er dadurch, dass er Gott lieben kann, auch die Erfüllung in seinem Herzen!
Denken Sie noch einmal – ich habe das wiederholt erwähnt -, dass der Mensch ja Ebenbild Gottes ist. Das ist die Aussage der Offenbarungsreligion vom Menschen. Der Mensch ist Ebenbild Gottes, das heißt, er findet nur in der Begegnung mit Gott seine Erfüllung! Alles andere, was er sich vornehmen mag, es mag noch so schön und gut und sinnvoll sein, - es kann diese Unruhe des Menschen, der von Gott stammt und der nach Gott sich sehnt, - diese Unruhe des Menschen nach Gott nicht erfüllen! Immer scheitert der Mensch, wenn er innerweltliche Ziele zu seinem „Absolutum“ macht, an die Stelle Gottes als „Götzen“ zu setzen versucht! Und er macht die Erfahrung einer oft sehr tief gehenden Enttäuschung, er macht die Erfahrung, dass dieser Götze nicht der lebendige Gott ist, dass er den lebendigen Gott gerade verfehlt hat!
Ich möchte Ihren Blick, wie angedeutet, jetzt auf etwas Besonderes hinlenken, darauf, dass dieser trinitarische Gott ja gerade die Bedingung der Möglichkeit dafür ist, dass Gott sich offenbaren kann. Achten Sie jetzt darauf – ich kann das mit einem sehr schönen und tiefen Satz des heiligen Bonaventura (1221 – 1274), dieses franziskanischen Kirchenlehrers und Bischofs, einmal angeben: Der heilige Bonaventura sagt einmal in einem Satz, der auch sonst durchaus bekannt und verbreitet ist: Die Liebe verströmt sich, sagt er einmal, „amor est diffusivus sui“ – die Liebe verströmt sich! Und so ist es bei Gott auch! Die Liebe Gottes verströmt sich! Gott erschafft die Schöpfung aus Liebe! Er schafft den Menschen aus Liebe! Und wozu erschafft Er ihn? Damit der Mensch wieder lieben kann, die Liebe Gottes erwidern kann!
Gott offenbart Seinen Sohn, damit der Mensch unmittelbar Gott lieben kann, als andere Person, die ihm gegenübertritt! Und Gott schenkt Seinen Heiligen Geist, damit der Mensch die Liebe Gottes, die ihm in Christus begegnet, so erwidern kann, wie Gott, wie Christus sie fordert, wie Christus sie schenkt und in der Antwort auf Seine Liebe erwartet!
Denken Sie immer an das nahezu anstößige Wort, das aber zum Wesen der Offenbarung gehört: Wir sollen Gott so lieben, wie Er uns liebt! Dann erst ist die Liebe vollkommen! Und machen Sie sich immer klar: An diesem Anspruch Gottes werden wir auch gemessen! Gott hat uns den Heiligen Geist geschenkt, und in der Kraft dieses Heiligen Geistes können wir gerade diese Liebe Gottes erwidern und sollen wir sie dann auch erwidern! Die Liebe verströmt sich!
Und jetzt sehen wir noch einmal und noch viel deutlicher den Sinn der Schöpfung! Was ist denn der Sinn der Schöpfung? Ich habe eben schon gesagt: Gott erschafft die Welt und vor allem den Menschen, die Vernunftnatur, als Zentrum der Schöpfung aus Liebe! Und warum erschafft Er sie? Damit sie lieben kann! Und deshalb offenbart Er sich in Seinem Sohn, dass diese Vernunftnatur, und zwar in dieser bösen Welt durch die Erlösung hindurch, durch das Kreuz hindurch, von der Sünde frei die Antwort auf die Liebe Christi geben kann!
Sie sehen: Wir dürfen uns nicht vorstellen, dass es mit der materiellen Schöpfung, auch der Schöpfung des Menschen, sein Bewenden habe. Der Sinn dieser Schöpfung ist gerade die Offenbarung der Liebe Gottes und die Erwiderung der Liebe von Seiten des Menschen!
Gott erschafft aus Liebe, und was will Gott mit der Erschaffung? Er will eine Welt der Liebe! So könnte man es sagen! Er will nicht nur, dass die Liebe im Himmel schon realisiert ist, sondern Er will sie auch in einer Schöpfung der Menschen realisieren! Gott will die Liebe! Und deshalb schafft Er die Freiheit! Hier ist der Sinn, der positive Sinn der Freiheit!
Wenn Gott die Liebe will, dann heißt das: Er will Geschöpfe, die die Liebe aus Freiheit erwidern und beantworten! Das ist der Sinn der Freiheit! Und deshalb musste Gott die Freiheit wollen! Wollte Er nicht die Freiheit, hätte er auch nicht die Liebe als freie Antwort auf Seine Liebe wollen können! Das heißt aber, dass der Mensch „Ja“ und „Nein“ sagen kann. Aber auch das „Nein“ des Menschen - wir wissen das aus der Geschichte der Erbsünde, dieser bösen Geschichte – kann die Verwirklichung dessen, was Gott will und ermöglicht, nicht verhindern!
Das ist der Sinn der Kirche: die Ermöglichung einer Gemeinschaft der Liebe auf den Anruf Gottes und ebenso die Verwirklichung der zwischenmenschlichen Liebe. Die Gottes- und Nächstenliebe in einem, so könnte man sagen.
Und denken Sie daran, auf diese Weise schafft Gott gerade die Verwirklichung des Gottesreiches! Dass diese Welt, jedenfalls die Menschen, die in ihr das Gute wollen, durch die Erwiderung der Liebe Gottes gerade „Ja“ sagen zu Gott und dann einmal Anteil haben an dieser Welt Gottes, an dieser Welt des Lichtes Gottes, damit eine einzige vollkommene Schöpfung sei! Das ist die Wiederherstellung des Paradieses am Ende der Zeit! Dadurch bekommt die Welt Anteil an der Liebe Gottes! Die Welt bleibt nicht getrennt von Gott, sondern sie bekommt Anteil am Leben Gottes!
Durch die spezifisch christliche Offenbarung der Trinität Gottes wird sichtbar, dass Gott der lebendige Gott ist! Nicht nur der in sich lebendige Gott, sondern gerade auch der Gott, der Sein Leben mitteilt - den Menschen, die es annehmen und bejahen und erwidern! Und dadurch wird gerade dieses eine Gottesreich! „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden“ (Mt. 6,10)! Dieses eine Gottesreich wird dadurch Wirklichkeit! Und die Lichtwelt Gottes verbreitet sich vom Himmel auf die Erde und wird eine einzige Welt der Liebe und des Lichtes!
Jetzt möchte ich aber besonders darauf hinweisen: Wir haben ja einen ganz gewaltigen Gedanken, wenn Sie noch einmal an das Wort des heiligen Bonaventura denken: Die Liebe verströmt sich! Es liegt im Wesen der Liebe, wenn man nur wahrhaft liebt, dass sie sich mitteilt! Die Liebe will Liebe! Denken Sie einmal daran, wenn Sie einen Menschen in Ihrer Umgebung haben, der vielleicht nicht religiös ist oder vielleicht nicht liebt, wie man darunter leiden kann, wie man daran interessiert sein kann, diesen Menschen zu Gott zu führen, diesen Menschen zur Liebe zu führen! Wie man froh ist, wenn der Mensch - vielleicht auf Umwegen, aber doch endlich einmal - diese Antwort der Liebe, die man sucht und die man erstrebt, die man erbetet hat, auch tatsächlich gibt!
Hier ist aber ein ganz entscheidender Gedanke abzuwehren, ein Gedanke, der in vielen Häresien und Irrlehren sein Leben treibt und grassiert, nämlich der Gedanke, Gott habe die Schöpfung erschaffen müssen! Wir haben eben gesagt: Gott hat die Schöpfung aus Liebe erschaffen. Im Vaticanum I heißt es einmal: Gott hat die Schöpfung erschaffen aus freiem Wollen! „Aus völlig freiem Wollen“ heißt es sogar: „liberrimo consilio“! Hier ist jeder Gedanke der Notwendigkeit abzuhalten! Und das wird besonders schön deutlich - dieser Gedanke, dass, so sehr Gott die Liebe will, Er doch auf die Liebe der Menschen nicht angewiesen ist - durch den Gedanken der Trinität! Gott ist in sich schon vollkommene Liebe!
Machen Sie sich noch einmal den anderen Gedanken klar: Wenn Er nicht vollkommene Liebe wäre, wenn er angewiesen wäre auf die Antwort der Menschen, dann wäre Gott nicht Gott! Dann wäre Er noch nicht die erfüllte und verwirklichte Liebe, sondern dann bräuchte Er ja die Antwort des Menschen! Erst mit der tatsächlich gegebenen, bejahten Antwort des Menschen wäre der Liebesbund geschlossen und wäre die Liebe verwirklicht!
In all diesen Vorstellungen, in diesen Systemen und Irrlehren, die ja bis zu Teilhard de Chardin (1881 – 1955) reichen, ist Gott eigentlich nicht mehr Gott, hat man unter „Gott“ den Gedanken eines werdenden „Gottes“. Ein werdender Gott ist ein Unfug in sich! Entweder ist Gott Gott, dann ist er nicht auf die Entwicklung angewiesen, oder er ist ein „werdender Gott“, dann kann man diesen „Gott“ eben nicht als Gott ansehen! Das ist nur eine Karikatur! Schauen Sie, man könnte ja auch fragen, wodurch hat denn die Evolution etwa nach Teilhard ihre Dynamik, ihre Gesetze, ihre Kraft, ihre Energie, woher kommt sie, wenn es überhaupt keinen Gott gibt und wenn Gott angewiesen wäre auf die Antwort der Schöpfung!? Das sind alles unhaltbare Gedanken! Der christliche Gottesbegriff ist völlig geklärt, ist durchvollzogen, ist in sich rein. Gott ist in sich schon die Liebe! Und das wird besonders sichtbar und erfassbar, wenn man an die Trinität denkt!
Nehmen Sie einmal, um diesen Gedanken zu verstehen, eine menschliche Form der Beziehung, etwa in der Freundschaft. Hier liebt eine Person die andere. Und die zweite Person liebt die erste. Dann haben Sie zwei Personen, und Sie haben denselben Geist bei dem ersten und bei dem zweiten! Hätte man nicht denselben Geist, und zwar den Geist der Liebe, hätte man einen anderen Geist, dann kommt es notwendig nicht zur Freundschaft, notwendig nicht zur Liebe zwischen den beiden! Kant hat einmal etwas ironisch das beschrieben am Beispiel von zwei Ehegatten, die dasselbe wollen. Aber was wollen sie, die beiden? Sie wollen die Ehescheidung!
Sie sehen hier: Man kann dasselbe wollen und doch nicht die Liebe wollen! Erst wenn beide Personen die Liebe wollen, erst dann ist die Gemeinschaft der Personen in der Liebe möglich! Sie sehen hier, wie notwendig der Geist der Liebe unter beiden Personen sein muss, damit hier eine Gemeinschaft und eine Einigung, eine Freundschaft, eine Verwirklichung der Liebe möglich ist!
Jetzt achten Sie auf Gott und denken daran, dass hier der Geist Gottes, der die Beziehung der einen Person zur anderen und die Beziehung der anderen zur ersten Person gerade darstellt, nicht von den beiden anderen Personen geschieden ist!
Denken Sie einmal daran, wie unter den Menschen jede Form der Liebe, sei sie noch so hoch und so edel und so rein, immer bedroht ist, bedroht ist vom Abfall, von der Sünde, von der Störung und so weiter. In Gott ist das völlig unmöglich, weil diese dritte Person, der Geist, auch Gott ist! Und hier haben sie dann die Vorstellung der Trinität, eine in sich vollkommene Form der Liebe! Anders können wir uns die Liebe gar nicht vorstellen! Und könnten uns auch die Offenbarung der Liebe gar nicht vorstellen als Beziehung von einer Person zur anderen und Beziehung der ersten Person zur zweiten! Also die wechselseitige Beziehung, die durch den Geist der Liebe, diese dritte göttliche Person, gerade bestimmt ist!
Fragt man nach der Eigenart des christlichen Gottesbegriffes, dann kann man mit Berufung auf das im Brevier auftretende Symbolum (Glaubensbekenntnis), das Credo des heiligen Athanasius (296 – 373), sagen: „Trinitas in unitate, et unitas in trinitate!“ – „Dreiheit in der Einheit, Einheit in der Dreiheit“! Der Vater liebt den Sohn, der Sohn liebt den Vater, der Vater liebt den Sohn im Geiste, der Sohn liebt den Vater im Geiste! Da haben sie die drei Personen!
Achten Sie immer darauf, dass es um Liebe geht und dann sehen Sie auch, dass die Liebe nur möglich ist durch eine lebendige Person! Durch den Willen, durch den gerade eine Person vernünftige Person ist. Aber wie gesagt, nicht im endlichen Sinne, sondern im vollkommenen Sinne!
Der Sohn liebt den Vater, der Vater liebt den Sohn, das ist das erste. Der Vater liebt den Sohn, der Sohn liebt den Vater, beide lieben einander in der dritten göttlichen Person, im Heiligen Geist! Damit haben wir die Trinität. Und achten Sie darauf, dass alle drei göttlichen Personen in der Einheit der Gottesnatur zu begreifen sind, nämlich in der Einheit der Liebe! Jede Person will dasselbe wie die andere. Jede Peron liebt, jede Person will die Antwort der Liebe und jede Person will sie in Liebe, im Heiligen Geiste!
Und wenn Sie darauf schauen, dass jede dieser drei Personen dasselbe will, dann haben Sie gerade die Einheit der Liebe Gottes, das, was die Kirche in ihrer Begrifflichkeit, in ihrer Sprache sagt: Die Einheit in der Natur! Hat man das einmal erkannt, dann hat man das Höchste, das Anspruchsvollste, was die theologische und religiöse Erkenntnis überhaupt darstellt, das Mysterium der Mysterien, erkannt!
Freilich geht das natürlich nur, wenn man glaubt! Nur durch Anteil am Glauben der Offenbarungsreligion, das heißt, an der Gnade des Heiligen Geistes – und das wiederum heißt ja: nur dadurch, dass man liebt, nur dadurch, dass man einbezogen ist in die Liebe der Trinität, in die Liebe der drei göttlichen Personen, wir haben beim letzten Mal davon gesprochen – kann man diese Einheit der Liebe Gottes und die Dreiheit der Personen Gottes zugleich erfassen!
Wir haben ja, wenn Sie sich erinnern, in Predigten und auch Katechesen immer wieder davon gesprochen. Ich denke, dass das nicht völlig fremd für Sie ist! Bedenken Sie das immer wieder und Sie werden, etwa von der menschlichen Voraussetzung aus, der zwischenpersönlichen Beziehung, sich das leicht vor Augen führen können: Eine Person liebt die zweite, die zweite Person liebt die erste, beide lieben sich, und das heißt sich im Heiligen Geiste, im Geiste der göttlichen Liebe! Und jetzt machen Sie sich klar, dass die Personen hier nicht voneinander verschieden sind. Jede ist Gott, in der Einheit des Wesens Gottes ist hier die Liebe eine einzige!
Das heißt gerade - um etwas Wesentliches von zwei Extremen hier einmal sichtbar zu machen: Gott ist nicht nur eine tote Einheit! Das ist im Grunde die Lieblingsvorstellung der Menschen heute, die gewiss klar sind darüber, dass es sinnlos ist, die Existenz Gottes zu leugnen. Viele kommen auch tatsächlich zur Annahme eines monotheistischen Gottes! Aber dieser (ihr) Gott ist tot! Er thront für sich im Himmel oder irgendwo. Er offenbart sich nicht! Er schenkt sich nicht! Die Menschen bekommen keinen Anteil an Ihm! Die Menschen wollen gerade auch in der Ablehnung des christlichen Gottes keine Gemeinschaft mit Gott! Denn sie sträuben sich ja gegen die Forderung der Offenbarung! Die Forderung der Liebe, die gewiss von einer Seite auch fordert, das ist gar keine Frage, sie ist sehr anstrengend zu erfüllen. Denken Sie an die Bergpredigt (vgl. Mt. 5-7)! Was gehört alles dazu, um in diesem christlichen Sinne ein liebender Mensch zu sein! Wie schwer ist das, was für ein Ringen an Askese, an Selbstverleugnung, an Kampf ist hier gefordert, gerade etwa in der heutigen Welt!
Aber das ist doch nur die eine Seite. Die andere, die beglückende, die beseligende ist doch gerade, Anteil an Gott zu haben! Man darf nicht (nur) auf das Gesetz schauen, das mich anfordert, nur auf die Lasten des Gesetzes, sondern man muss doch gerade auf das schauen, was an Positivem, an Leben hier den Menschen geschenkt wird!
Das eine Extrem ist (also) der bloße Monotheismus, Gott in sich, eine tote Gottheit. Das ist nicht christlich! Ein anderer Gedanke ist ebenso nicht christlich, den manche Menschen haben - das war wohl auch der Einwand des Judentums schon gegen das Christentum – nämlich die Annahme eines Tritheismus, dass man gesagt hat: Hier, im Christentum, gibt es ja drei Götter!
Nein, das ist nicht wahr! Es gibt drei Personen, aber es gibt nur einen Gott in der Einheit des Wesens Gottes! Und das, die entscheidende Synthese von Einheit und Dreiheit, erfassen Sie gerade in der Liebe!
Aber, wie gesagt, diese Erfassung der Liebe Gottes als Dreiheit und Einheit setzt voraus, dass ich selbst liebe! Sonst hat man vielleicht Begriffe, aber nicht die echte Erkenntnis, nicht die echte Einsicht! Sie kann man haben dadurch, dass Gott die Erkenntnis Seines Sohnes und die Erkenntnis des Vaters dieses Sohnes gerade schenkt!
Und ich darf das zum Schluss noch einmal betonen, weil es sehr wichtig ist, gerade heute: Diese Offenbarung Gottes, im Grunde schon die Schöpfung, ist reines Geschenk, ist reine Gnade! Aus freiem Wollen hat Er uns geschaffen, aus freiem Wollen hat Er uns erlöst und uns berufen, an der Erlösung und am Himmelreich Anteil zu haben!
Denken Sie einmal an die sehr entscheidende Stelle im 11. Kapitel des Matthäusevangeliums, eine der entscheidendsten Stellen des ganzen Evangeliums: „Niemand erkennt den Sohn als der Vater. Niemand erkennt den Vater als der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will“ (Mt. 11,27)! Das ist diese entscheidende Aussage! Die Offenbarung Gottes ist reine Gnade, Gnade von Jesus Christus oder vom Vater her, von beiden kann man es aussagen, und nur dadurch, dass ich diese Offenbarung als Gnade geschenkt bekommen habe, kann ich diese Erkenntnis des Sohnes und des Vaters gerade gewinnen! Und dadurch kann ich eben den Geist der Liebe empfangen und kann im Geiste der Liebe auch die Antwort geben!
Und ich darf noch einmal hier ganz prägnant darauf hinweisen, weil es heute auch so selten gelehrt wird und so selten erkannt ist: Ich habe jetzt schon an Gott Anteil! Diese Offenbarung Gottes hat ja gerade im Neuen Bund die endgültige Offenbarung gebracht! „Neuer Bund“ heißt nicht etwa ein Bund, der noch einmal abgelöst würde, wie der Alte Bund abgelöst worden ist durch den Neuen Bund! Dieser Neue Bund ist, wie es in den Wandlungsworten mit Recht heißt, der ewige Bund, der nicht vergeht! Dieser ewige Bund hat uns jetzt schon, mitten in dieser Geschichte, das Leben, und zwar das ewige Leben erschlossen! Gewiss (noch) verborgen! Manche Menschen meinen, was verborgen ist, nicht sinnlich sichtbar, das sei auch nicht wirklich. Das ist ja völlig falsch! Die Beispiele der Heiligen sind ja auch sinnlich wahrnehmbare Beispiele, wenn man sie nur im Ernst annimmt. Die Beispiele der Wunder Jesu Christi, etwa der Teufelsaustreibung, das Kreuz Jesu Christi, Auferstehung, das waren alles sinnlich sichtbare oder in ihrer Auswirkung jedenfalls wahrnehmbare Vorgänge!
Wir haben schon jetzt, und zwar endgültig (Red: sofern wir uns nicht durch schwere Sünde wieder von Gott trennen), am Leben Gottes teil! Wir können an diesem Leben Gottes Anteil haben! Und dadurch sind wir im Himmel! Auch wenn dies verborgen ist – aber das ist nicht entscheidend! -, es ist doch real! Offenbar wird es erst am Ende der Zeit!
Und am Ende der Zeit wird offenbar, wer Gott ist! Und dass Gott sich durch nichts hat hindern lassen, trotz aller Gegenmächte, trotz aller satanischen Einflüsse, Seinen Willen zu verwirklichen und das Himmelreich zu schaffen! Mit der Freiheit des Menschen, das ist entscheidend! Denn sonst wäre gar nicht Liebe möglich, dann hätte Gott eine Automatenwelt erschaffen können, aber keine Welt, die aus und in Freiheit Seine Liebe erwidert und dadurch die Gemeinschaft der Liebe gerade hat und findet!
Gott schafft eine Welt oder Gott will eine Welt schaffen, in der nur die Liebe ist! Aber weil sie nur aus Freiheit möglich ist, gibt es auch die andere Entscheidung, zumindest theoretisch kann es sie geben und de facto gibt es sie, die andere Entscheidung, die „Nein!“ sagt zu Gott, die sich verschließt! Und das bedeutet eben das Gericht und das bedeutet eine ewige Verdammung. Sehen Sie hier, wie ernst Gott die Freiheit nimmt! Die Freiheit ist kein Schein, sie ist keine Spielerei, so wie die Sünde keine Spielerei ist!
Es gibt ja, heute besonders verbreitet, Theologen, die sagen, dass Gott am Ende alles wiederherstellen wird. Wenn das so wäre, dann hieße das, dass Gott die Sünde nicht ernst nimmt! Dann wird das ganze menschliche Leben entwertet. Ob man böse ist oder gut, spielt gar keine Rolle, denn Gott macht ja doch am Ende alles wieder gut! Das ist ein furchtbar gefährlicher und banaler Gedanke, weil er Gott nicht ernst nimmt, die Sünde nicht ernst nimmt und das ewige Heil bzw. Unheil auch nicht ernst nimmt.
Wir sind dazu da, durch unser Leben die Möglichkeit zu schaffen, „Ja“ zu sagen zur Liebe Gottes, diese Liebe Gottes einzuüben und dadurch gerade das Anrecht zu gewinnen auf die ewige Herrlichkeit, auf die ewige Offenbarung der Herrlichkeit Gottes! Aber das setzt voraus, dass wir mit ganzer Freiheit lieben, uns Gott anheimgeben, die Liebe Gottes erwidern und dann eben – und zwar über das Gericht Gottes – gerade dieses Anrecht, diese Anwartschaft erwerben!
Hier wollen wir schließen. Ich werde beim nächsten Mal noch einmal über den Gedanken des Gerichtes, gerade weil er heute so wesentlich ist, sprechen und über den Gedanken der Liebe und der Gerechtigkeit, die ja beide zusammengehören, (denn) sonst wäre die Liebe keine ernsthafte Liebe mehr, wäre Gott kein vollkommener und absoluter Gott mehr. Und dann, denke ich, schließen wir diese Thematik ab. Ich hoffe, dass wir in einiger Zeit alle diese Predigten einmal auch schriftlich herausgeben können. Damit können Sie sie lesen, und wenn Sie interessiert sind, auch verteilen!

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen.

Gelobt sei Jesus Christus!

(Fortsetzung folgt)

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