"Christ, der Retter, ist da!"

Die Liebe Jesu hat die Welt verändert, auch wenn diese Liebe bis heute von vielen brutal verletzt und zurückgewiesen wird! Doch trotz allem, das Licht dieser Liebe Jesu verändert durch seine Gnade die Herzen und es erleuchtet die Nacht, ja in dunklen Stunden, wo uns die vergänglichen Lichter und Irrlichter nicht mehr ablenken und blenden können, leuchtet es uns sogar noch klarer! Eine wahre Geschichte, wie sie das Leben schrieb, kann dies verdeutlichen:

Russland, am Heiligen Abend 1946. Im Lager der deutschen Kriegsgefangenen ist es still geworden. Todmüde von der schweren Arbeitsschicht im Kohlenbergwerk haben sich die meisten aufs Lager gestreckt, den schmutzigen Bergmannsanzug über den Kopf gezogen, damit man ja schnell hinüberschlummert ins Land der Träume - diese eine goldene Brücke zur Heimat.
Nur ein paar Unentwegte versuchen Weihnachten zu feiern. Ein paar Texte und halbfalsche Melodien alter Weihnachtslieder, das ist alles. Eine Grubenlampe wirft ihr unruhiges Licht in den weiten Raum, in dem heute so viel Heimweh und Sehnsucht schlummern.

Da wird plötzlich die schwere Riegeltür aufgerissen und das von den Kriegsgefangenen am meisten gefürchtete Kommando versetzt alle in die harte Gegenwart zurück: Das ganze Lager antreten! Wahrscheinlich ein üblicher Zählappell mit stundenlangem Warten in der Kälte.
Von den Wachtürmen suchen Scheinwerfer die in Reih und Glied stehenden, frierenden Gestalten ab. Wache und Lagerkommandant, in Mantel und Pelz gehüllt, treten vor. Ein Dolmetsch wird zum Kommandanten gerufen.

Satz für Satz übersetzt er ins Deutsche, dass es alle verstehen können: „Kriegsgefangene! In eurer deutschen Heimat wird heute von Reaktionären ein Fest gefeiert, das zwei Tage dauert. In der Sowjetunion hat man keine Zeit zum Feste feiern. Da wird gearbeitet zum Wohle aller Proletarier der Welt, damit für sie bald die Befreiungsstunde schlage. Darum singt jetzt, zum Zeichen eurer Verbundenheit mit allen Werktätigen die 'Internationale'."

Schon beginnt der Dolmetscher vorne: "Wacht auf, Verdammte dieser Erde..." Und die tausend Gefangenen - schweigen; im Hintergrund beginnt einer ein anderes Lied, einige singen mit, erst zaghaft: „Stille Nacht, heilige Nacht..." dann aber stimmen alle ein, voll und kräftig. Die erste Strophe ist beendet. Der Dolmetsch wiederholt eben den Schluss der „Internationale": „Völker, hört die Signale. ..", da erklingt wie ein Trutzlied die andere Strophe des „Stille Nacht", und die letzten Worte singen - nein rufen tausend Mann in die geheimnisvolle Nacht: „Christ, der Retter ist da, Christ, der Retter ist da." Das klingt wie ein begeistertes Glaubensbekenntnis und dringt hinaus durch den dreifachen Stacheldrahtzaun, hinein in die endlose russische Steppe.

Dann herrscht atemberaubende Stille. Der Kommandant richtet an den Dolmetsch eine Frage. Die Antwort erklingt laut: „Das war die Internationale' nach deutscher Melodie."
Bericht von einem, der dabei war und mitgesungen hat
(Aus: Eismann, P., Wiggers, J. ,Hrsg., Vorlesebuch zum katholischen Katechismus, München 1955, S. 297f.).

In der stillen, heiligen Nacht stieg Gott zu uns hernieder vom Thron Seiner Herrlichkeit! Diese Nacht ist deshalb, wie auch die Osternacht, nicht erfüllt von Dunkelheit, sondern von Licht, dem Licht des Tages der Offenbarung der Güte und Vollkommenheit Gottes!
Auch wir brauchen in unserem Leben die Stille dieser heiligen Nacht, wollen wir die Heiligkeit und Güte Gottes, der für uns ein Menschkind geworden ist, deutlich und klar erkennen. Um den lieben Gott in Seiner Liebe in der Krippe zu finden, brauchen wir nicht irdischen Reichtum, äußeren Erfolg, blinden Aktivismus, unnützen Lärm usw. All dies hindert uns eher auf unserem Weg zum lieben Gott, zur Wahrheit und zum wahren Leben!

Um das heilige Kind in der Krippe zu erkennen, ist es kein Nachteil, wenn auch wir heute in der Verbannung außerhalb der Kirchen leben und draußen vor den Toren Bethlehems in ärmlichen Verhältnissen unseren Weihnachtsgottesdienst feiern müssen!

Neben Maria und Josef konnten die Hirten, die draußen in der kalten Nacht wachten, durch die Gnade Gottes das Licht des neugeborenen Gottessohnes erkennen und den Gesang der Engel vernehmen!

Lassen wir uns das Licht, den Frieden und die Freude dieser heiligen Nacht nicht durch Oberflächlichkeit, Opferscheu, Bequemlichkeit, Hochmut und fehlende Bereitschaft zur Liebe rauben! Bleiben auch wir wie sie wachsam, demütig, selbstlos und opferfroh. Und halten auch wir in der kalten Nacht, die uns vielleicht umgibt, unser Auge und unser Ohr und unser Herz bereit, um den Gesang der Liebe Gottes zu vernehmen, die Herrlichkeit des Kommens der Liebe Jesu auch in unserer Zeit zu erkennen, Seine Wunder dankbar zu preisen und Seine Liebe unseren Mitmenschen verkünden und weitergeben zu können!

Thomas Ehrenberger

Allen unseren Lesern wünschen wir ein gesegnetes, gnadenreiches Weihnachtsfest und ein von der Liebe Christi erfülltes neues Jahr 2004!

 

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